Bundespräsident Steinmeier bestellt Joachim Nagel zum Bundesbankpräsidenten
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Joachim Nagel zum Bundesbankpräsidenten ernannt: Steinmeier überreichte Nagel am 7. Januar im Schloss Bellevue die Ernennungsurkunde. Der 55-jährige Ökonom übernimmt das Amt für acht Jahre. Die Feier zum Amtswechsel für den zehnten Präsidenten der Bundesbank findet am 11. Januar in Frankfurt statt und wird live auf der Webseite der Bundesbank übertragen. Als Redner werden neben Nagel und seinem Vorgänger Jens Weidmann auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde und Bundesfinanzminister Christian Lindner erwartet.
Weidmann hatte im Oktober 2021 angekündigt, dass er nach mehr als zehn Jahren im Amt zum 31. Dezember zurücktritt.
Nagel, am 31. Mai 1966 in Karlsruhe geboren, war zuletzt Deputy Head of Banking der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel. Zuvor verantwortete er von 2017 bis 2020 im Vorstand der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die Förderung von Entwicklungs- und Schwellenländern.
Rückkehr zur Bundesbank
Davor hatte Nagel bereits 17 Jahre für die Bundesbank gearbeitet, davon sechs Jahre als Vorstandsmitglied. Nach ersten Jahren in der damaligen Landeszentralbank in Hannover wechselte der promovierte Volkswirt im Jahr 2003 zur Zentrale der Bundesbank in Frankfurt am Main. Im Februar 2008 wurde er Leiter des Zentralbereichs "Märkte". Im Dezember 2010 wurde Nagel schließlich Mitglied des Bundesbankvorstands. Dort verantwortete er unter anderem die Bereiche "Märkte" und "Informationstechnologie", bevor er vorzeitig auf eigenen Wunsch zur KfW wechselte.
Bundesregierung schlägt vor
Der Präsident oder die Präsidentin der Bundesbank steht an der Spitze des Vorstands der deutschen Notenbank. Die jeweilige Bundesregierung entscheidet darüber, wer das Amt des Bundesbankpräsidenten übernimmt, indem sie einen Kandidaten oder eine Kandidatin vorschlägt. Joachim Nagel wurde im Dezember 2021 vom Bundeskabinett vorgeschlagen. Danach musste der Bundesbankvorstand – wie es das Bundesbankgesetz vorsieht – angehört werden, bevor der Vorschlag an den Bundespräsidenten ging. Die formale Bestellung erfolgt durch den Bundespräsidenten für eine Amtszeit von üblicherweise acht Jahren. Auf Vorschlag der Bundesregierung kann eine weitere Amtszeit folgen – so wie bei Weidmann im Jahr 2019.
Sitz und Stimme im EZB-Rat
Der Bundesbankpräsident hat einen Sitz im EZB-Rat und entscheidet dort mit über die Geldpolitik im Euroraum. Die Bundesbank ist von Weisungen der Bundesregierung unabhängig. Der Bundesbankpräsident und ein weiteres Vorstandsmitglied nehmen aber regelmäßig beratend an den Sitzungen des Bundeskabinetts zur Verabschiedung des Bundeshaushaltsentwurfs und des Jahreswirtschaftsberichts teil.
Internationale Aufgaben
Auch international vertritt der Bundesbankpräsident die Bundesbank. In regelmäßigen Sitzungen beraten die Präsidenten von 63 Zentralbanken bei der BIZ über Wirtschafts- und Finanzmarktthemen sowie über die Finanzstabilität – darunter auch der Präsident der deutschen Notenbank, der auch Mitglied im Verwaltungsrat der BIZ ist. Zudem ist er Mitglied im Gouverneursrat des IWF, dem obersten Entscheidungsgremium des Internationalen Währungsfonds, in dem alle 189 Mitgliedsländer vertreten sind. Sein Vertreter dort ist der Bundesfinanzminister.
Der Bundesbankpräsident nimmt außerdem an den regelmäßigen Treffen der G 20-Finanzminister und Zentralbankgouverneure teil. Zudem wird die Bundesbank bei den Beratungen der Finanzminister und Notenbankgouverneure der G 7 durch ihren Präsidenten vertreten.