Bundesbank-Symposium: Digitalisierung und europäischer Aufsichtsmechanismus im Fokus
Das Bundesbank-Symposium „Bankenaufsicht im Dialog“ ist eine der zentralen Veranstaltungen zu Bank- und Finanzaufsichtsthemen in Deutschland. In diesem Jahr stand unter anderem das zehnjährige Jubiläum des Einheitlichen Aufsichtsmechanismus (Single Supervisory Mechanism, SSM) im Fokus. Zudem ging es bei dem Symposium in Frankfurt am Main um die Regulierung der Kryptowelt sowie die Auswirkungen Künstlicher Intelligenz auf Banken und die Aufsicht. Carmen Hentschel und Philipp Otto moderierten die Veranstaltung, an der rund 450 Vertreterinnen und Vertreter aus der Aufsicht und der Kreditwirtschaft teilnahmen.
„Für mich zeigt der SSM, dass Europa funktioniert“
In einer Videobotschaft würdigte Bundesbankvorstand Burkhard Balz die Zusammenarbeit im europäischen Aufsichtsmechanismus. Für mich zeigt der SSM, dass Europa funktioniert
, sagte er. So arbeite die Aufsicht im SSM effektiv über Ländergrenzen hinweg zusammen. Stefan Walter, Direktor der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA, bezeichnete den SSM als großen Erfolg und als essenziell, um zukünftigen Krisen in der Eurozone vorzubeugen. Zudem diskutierten Nicolas Véron (Bruegel, PIIE), Thomas Groß (Helaba), Sabine Lautenschläger (Covington & Burling LLP) sowie Anneli Tuominen (EZB) zum Thema „10 Jahre SSM – Integration gelungen?“.
Balz: KI dürfte unser aller Leben gründlich verändern
Balz warf in seiner Rede einen Blick in die Zukunft des Finanzsektors. Sie werde von Künstlicher Intelligenz, Kryptowerten, Cloud und – natürlich – Banken geprägt werden, sagte er. KI dürfte unser aller Leben gründlich verändern – und das Bankgeschäft werde keine Ausnahme bleiben, so Balz. So könne KI in der Bonitätsprüfung bis hin zu Risikomanagement-Modellen künftig vermehrt eingesetzt werden. Weit in die Zukunft gedacht, könnte Regulierung das einzige sein, was zwischen uns und einer Bank steht, die komplett von einer künstlichen Intelligenz betrieben wird.
Balz betonte weiter, dass KI einen regulatorischen Rahmen brauche. Und ebenso wie bei Kryptowerten sei Europa hier führend. Mit der KI-Verordnung, dem AI Act, gebe es nun auf europäischer Ebene einen sektorübergreifenden, regulatorischen Rahmen für AI-Anwendungen.
Walch: Sicherheit der Institute besonders wichtig
Karlheinz Walch, Zentralbereichsleiter Banken und Finanzaufsicht in der Bundesbank, sprach über künftige Themen der Aufsicht. Erstens nannte er Kreditrisiken: Diese ergeben sich maßgeblich aus der weiterhin schwachen Konjunktur.
So hätten in den vergangenen Quartalen merklich mehr Unternehmen Insolvenz angemeldet, wenn auch von einem niedrigen Niveau aus.
Zweitens werde die Aufsicht die Zinsentwicklung zum Anlass nehmen, um sich eingehend mit der Liquiditätslage und den Zinsrisiken der Kreditinstitute zu befassen. Drittens sei die IT-Sicherheit der Institute besonders wichtig. Es gibt erheblichen Nachholbedarf – Institute müssen hier investieren und ihr IT-Sicherheitsmanagement den gestiegenen Risiken anpassen.
Walch betonte darüber hinaus die Wichtigkeit guter Governance für die Zukunftsfähigkeit von Kreditinstituten. Gute Governance und gelebte Risikokultur sind unverzichtbar
, sagte Walch. Sie sicherten die Integrität und Transparenz und reduzierten das Risiko von Missmanagement, Fehlverhalten sowie Betrug.
Digitalisierung im Finanzsektor
Claudia Buch, Vorsitzende des Aufsichtsgremiums der EZB, stellte bei dem Symposium die Reform des aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozesses (Supervisory Review and Evaluation Process, SREP) vor, die im Mai 2024 beschlossen wurde. Die reformierte Aufsicht werde das gesamte Spektrum an Aufsichtsinstrumenten einsetzen, sagte sie. Die Änderungen würden die Aufsicht effizienter, effektiver und risikoorientierter machen. Sie sollen ab der zweiten Jahreshälfte schrittweise umgesetzt werden und dann für den Prüfungszyklus 2026 abgeschlossen sein. Ab 2026 werden die SREP-Entscheidungen den meisten Banken Ende September und nicht mehr wie bisher im Dezember zugehen
, kündigte Buch an.
Am Nachmittag stand die Digitalisierung im Finanzsektor im Vordergrund: mit einem Vortrag von Doris Dietze (BMF) zum Thema MiCAR (EU-Verordnung über Märkte für Kryptowerte) und Regulierung der Kryptowelt sowie Beiträgen von Marilin Pikaro (EBA) und Philipp Fuerst (Capgemini) zu DORA (EU-Verordnung über die digitale operationale Resilienz im Finanzsektor) und KI im Bankgeschäft.
Die Deutsche Bundesbank veranstaltet das Symposium jährlich, in diesem Jahr fand es bereits zum 25. Mal statt.