Bundesbank-Prognose: Deutsche Wirtschaft im soliden Aufwind
Die deutsche Wirtschaft wird auch in den kommenden Jahren auf einem soliden Wachstumspfad bleiben. Dies ergab die jüngste Bundesbank-Prognose. "Hauptstütze ist die lebhafte Binnennachfrage, die von der günstigen Arbeitsmarktlage und von steigenden Einkommen der privaten Haushalte profitiert"
, erläuterte Bundesbankpräsident Jens Weidmann die Vorhersagen seiner Volkswirte, die halbjährlich veröffentlicht werden.
Die Bundesbank-Experten erwarten allerdings, dass sich der gegenwärtig starke Zuwachs des privaten Konsums in den kommenden Jahren etwas abschwächen wird. Grund hierfür sei, dass die Zahl der Erwerbspersonen demografisch bedingt weniger stark zunehme als bisher. "Zudem schmälerten wieder steigende Energiepreise die Kaufkraft der Verbraucher"
erklärte Weidmann. Die Auslandsgeschäfte, die im kommenden Jahr noch unter dem verhaltenen Wachstum des Welthandels litten, dürften sich aber bis zum Jahr 2019 langsam erholen. Diese würden die weniger schwungvolle Binnenkonjunktur jedoch nicht vollständig ausgleichen können, heißt es im Bericht zur Konjunkturprognose.
Vor diesem Hintergrund erwarten die Bundesbank-Volkswirte, dass das kalenderbereinigte deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesem und im kommenden Jahr um jeweils 1,8 Prozent wächst. Für die Jahre 2018 und 2019 prognostizieren sie einen weniger starken Anstieg von 1,6 Prozent beziehungsweise 1,5 Prozent. Auf Basis von Urspungswerten, also in unbereinigter Betrachtung, ergibt sich eine vorhergesagte BIP-Zunahme von 1,9 Prozent für dieses Jahr. Aufgrund von Kalendereffekten durch die unterschiedliche Lage von Feiertagen liegt der Anstieg im kommenden Jahr unbereinigt bei 1,5 Prozent.
Engpässe am Arbeitsmarkt
Die Zahl der Beschäftigten stieg dem Bericht zufolge im Sommerhalbjahr 2016 schwächer als zuvor. Für die kommenden Monate prognostizieren die Bundesbank-Ökonomen aber, dass die Beschäftigung zunächst wieder deutlicher steigt. Laut der Prognose wird das Arbeitsangebot in Deutschland in Zukunft allerdings immer knapper, was unter anderem auf den demografischen Wandel zurückzuführen ist. So gebe es immer weniger einheimische Personen im erwerbsfähigen Alter. Zudem könnte die Nettozuwanderung erheblich sinken. Gleichzeitig rechnen die Experten damit, dass die Erwerbsbeteiligung in Deutschland nicht mehr so stark steigt wie im Durchschnitt der vergangenen Jahre.
Die Zahl der Erwerbspersonen, die in den Jahren 2016 und 2017 voraussichtlich noch um jeweils ¾ Prozent wachse, wird demnach im Jahr 2018 nur noch um ½ Prozent zunehmen. Für das Jahr 2019 wird eine noch schwächere Entwicklung erwartet. Die Arbeitslosigkeit wird dem Bericht zufolge im gleichen Zeitraum leicht sinken, aber auch hier werden die Spielräume angesichts des aktuell schon niedrigen Niveaus geringer. Die Engpässe am Arbeitsmarkt sollten sich allerdings nicht in vollem Umfang negativ auf die gesamtwirtschaftliche Aktivität auswirken, schreiben die Experten. Letztere könnte zunächst durch längere Arbeitszeiten der Beschäftigten und steigende Produktivitätszuwächse gestützt werden.
Mit dem knapperen zusätzlichen Angebot an Arbeitskräften gehen der Prognose zufolge in den kommenden Jahren steigende Löhne einher. Da sich gleichzeitig die Verbraucherpreise durch die nicht mehr fallenden, sondern wieder steigenden Rohölpreise stärker erhöhten, seien die realen Einkommenszuwächse der privaten Haushalte aber geringer. Deshalb sei zu erwarten, dass die Zuwachsraten des privaten Konsums etwas nachgeben, so die Bundesbank-Ökonomen. Dies gelte auch für die gegenwärtig kräftigen Investitionen in den Wohnungsbau, die zukünftig zusätzlich durch eine demografisch bedingt geringere Wohnungsnachfrage gebremst würden.
Steigende Verbraucherpreise erwartet
Für dieses Jahr wird erwartet, dass die Verbraucherpreise nur schwach steigen. Die Teuerungsrate gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) werde voraussichtlich 0,3 Prozent betragen und für den HVPI ohne Energie 1,1 Prozent. Damit liege der Preisanstieg ohne Energie etwas unter dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre, so die Bundesbank-Volkswirte. Für die kommenden Jahre wird laut der Prognose ein deutlich höherer Preisanstieg ohne Energie erwartet. Ein Grund hierfür sei, dass sich dämpfende außenwirtschaftliche Einflüsse wie zum Beispiel die gefallenen Rohstoffpreise umkehrten. "Bei Nahrungsmitteln hat die Erfahrung der letzten Jahre gezeigt, dass steigende Rohstoffpreise bei vielen Produkten zügig und in vollem Umfang an die Verbraucher weitergegeben werden, sodass die Teuerung hier spürbar anziehen dürfte"
, heißt es in dem Bericht. Für die übrigen Importe werden ebenfalls steigende Preise erwartet. Damit dürfte der binnenwirtschaftliche Preisdruck stärker zur Geltung kommen.
Im Inland werde das Wirtschaftswachstum in den kommenden Jahren die Ausweitung des Produktionspotenzials spürbar übersteigen. Die gesamtwirtschaftlichen Kapazitäten dürften daher im Jahr 2019 stark ausgelastet sein. Zusammen mit der angespannten Lage am Arbeitsmarkt, die ab dem Jahr 2018 zu deutlich höheren Arbeitskostenzuwächsen führt, werde dies die Verbraucherpreise weiter erhöhen. Insgesamt werde sich der Anstieg der Verbraucherpreise ohne Energie gemessen am HVPI im Vergleich zum Vorjahr auf 1,7 Prozent im Jahr 2018 erhöhen und auf 1,9 Prozent im Jahr 2019. Energie dürfte sich in den Jahren nach 2016 in ähnlichem Umfang verteuern wie die anderen Waren und Dienstleistungen, sodass die Verbraucherpreise insgesamt mit gleichen Raten steigen.
Ausgeglichene Prognoserisiken
Im Vergleich zur Projektion vom Juni 2016 wird nunmehr für 2017 ein leicht höheres und für 2018 ein geringfügig niedrigeres Wirtschaftswachstum erwartet. Im Hinblick auf den Preisanstieg ergeben sich damit insgesamt wenige Änderungen. "Die Risiken für das erwartete Wirtschaftswachstum erscheinen insgesamt ausgeglichen"
, kommentierte Bundesbankpräsident Weidmann die Zahlen seiner Volkswirte. Die Verbraucherpreise könnten jedoch vor allem 2017 stärker steigen als projiziert, da sich Rohöl nach Festlegung der Prognose-Annahmen deutlich verteuert hat. In den folgenden Jahren erscheinen die Risiken für die Preisprognose weitgehend ausgeglichen.
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