Bundesbank erzielt 2016 einen Bilanzgewinn von 0,4 Milliarden Euro

Die Bundesbank hat im Jahr 2016 einen Überschuss von 1 Milliarde Euro erzielt. Damit fiel der Jahresüberschuss im Vergleich zum Vorjahr um 2,2 Milliarden Euro geringer aus. Bundesbankpräsident Jens Weidmann begründete dies auf der Bilanzpressekonferenz mit einer erhöhten Risikovorsorge.

Die Bundesbank kann in diesem Jahr allerdings nicht den gesamten Überschuss ausschütten. Grund dafür ist eine geänderte Vorschrift des Handelsgesetzbuchs, nach dem auch die Bundesbank bilanziert. Demnach müssen Altersvorsorge­verpflichtungen jetzt mit dem durchschnittlichen Marktzinssatz aus den vergangenen zehn Geschäftsjahren abgezinst werden, nachdem es vorher der Durchschnitt aus den vergangenen sieben Jahren war. Diese Änderung hat für die Bundesbank zu einem höheren Abzinsungssatz geführt, wodurch ihr für das Jahr 2016 ein Buchgewinn von 0,6 Milliarden Euro entstand. Diesen darf sie jedoch nicht ausschütten, sondern muss ihn einer Rücklage zuführen. Der Bilanzgewinn betrug im vergangenen Jahr somit 0,4 Milliarden Euro. Die Bundesbank hat den Gewinn am Donnerstag in voller Höhe an das Bundesfinanzministerium überwiesen.

Risikovorsorge deutlich erhöht

"Vor allem die Entscheidungen, in großem Stil Anleihen aufzukaufen und die Einlagen der Banken beim Eurosystem mit einem negativen Zinssatz zu belegen, spiegeln sich in diesem Jahr in unserer Bilanz", erläuterte Weidmann den Jahresabschluss. Die wachsenden Bestände an Wertpapieren hätten dazu geführt, dass sich die Zinsänderungsrisiken für die Bundesbank deutlich erhöht hätten.

Diese Risiken entstehen, weil die Bundesbank für die Wertpapiere, die sie im Rahmen der Ankaufprogramme des Euro-Systems tätigt, nur eine sehr geringe Verzinsung erhält. Gleichzeitig könnten die Zinsen, die für die Einlagen von Banken fällig werden, in Zukunft bei einer Erhöhung der Leitzinsen schnell wieder steigen. Die Bundesbank hat deshalb die Risikovorsorge erhöht und ihre Wagnisrückstellungen von 13,6 Milliarden Euro im Jahr 2015 auf 15,4 Milliarden Euro im vergangenen Jahr aufgestockt. Auch für das Jahr 2017 dürfte die Bundesbank die Risikovorsorge für Zinsänderungsrisiken weiter erhöhen, deutete Weidmann an.

Nettozinsertrag gestiegen

Die Zinserträge leisteten mit 3,7 Milliarden Euro im Jahr 2016 abermals den wichtigsten Beitrag zum Jahresüberschuss. Sie stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 0,4 Milliarden Euro. Grund dafür sei vor allem die Negativverzinsung der Einlagen der Kreditinstitute, die um 1,1 Milliarden Euro auf 1,4 Milliarden Euro angewachsen sei, erläuterte Bundesbank Vorstandsmitglied Carl-Ludwig Thiele, der bei der Bundesbank unter anderem für Controlling und das Rechnungswesen zuständig ist. Der Nettozinsertrag sei dementsprechend um 1 Milliarde Euro auf 3,3 Milliarden Euro gestiegen.

Vor allem aufgrund des deutlich gestiegenen Goldpreises ist der sogenannte "Ausgleichsposten für Neubewertungen", zu dem auch die Devisen- und Goldreserven zählen, im vergangenen Jahr deutlich um 13,9 Milliarden Euro auf nunmehr 119,7 Milliarden Euro angewachsen. Auf den Jahresüberschuss hat dieser Posten allerdings keinen Einfluss, da er Marktpreisschwankungen unterliegt.

Die Bilanzsumme ist im Zuge der Wertpapierankaufprogramme des Eurosystems im Jahr 2016 um 381 Milliarden Euro auf 1.400 Milliarden Euro gestiegen. "Damit hat die Bilanzsumme die Schallmauer von 1.000 Milliarden Euro nun deutlich überschritten", sagte Thiele. Neben dem Ankauf von Wertpapieren sei der Liquiditätszufluss aus dem europäischen Ausland ein weiterer Grund für den Anstieg der Bilanzsumme, so Thiele weiter. So hätten die TARGET2-Forderungen gegenüber der Europäischen Zentralbank (EZB) um 170,1 Milliarden Euro auf 754,3 Milliarden Euro zugenommen und damit einen neuen Höchststand erreicht.

Von Deflationsgefahr weit entfernt

Im Hinblick auf die konjunkturelle Lage sagte Bundesbank­präsident Weidmann, der Aufschwung im Euro-Raum habe sich gefestigt und aktuelle Konjunkturindikatoren sprächen dafür, dass sich diese wirtschaftliche Erholung fortsetze. Das Wachstum des gesamten Währungsraums lag im Jahr 2016 bei 1,7 Prozent und er wird laut Eurosystem-Prognose vom Dezember in diesem Jahr um den gleichen Wert zulegen. Die deutsche Wirtschaft sei zudem weiterhin in einer guten Verfassung, so Weidmann. Die Fachleute der Bundesbank rechneten für 2017 mit einem Wachstum von 1,8 Prozent.

Im Zuge des Aufschwungs sei auch die Teuerungsrate stärker gestiegen als erwartet, sagte Weidmann. Sie lag im Euro-Raum zuletzt bei 1,8 Prozent. Dieser Anstieg sei zwar vor allem auf den hohen Ölpreis zurückzuführen und der binnenwirtschaftliche Preisdruck sei derzeit noch vergleichsweise gering. Dennoch zeige die Entwicklung, dass der Euro-Raum von einer Deflationsgefahr weit entfernt sei. "In dieser Gemengelage bleibt eine expansive Ausrichtung der Geldpolitik sicher angemessen, wobei es über den angemessenen Expansionsgrad unterschiedliche Auffassungen gibt", erklärte der Bundesbankpräsident. Er persönlich sei bereit, einen geringeren Expansionsgrad zu akzeptieren.

Video der Pressekonferenz einschließlich der Frage- und Antwortrunde