Bürgerinnen und Bürger auf dem Land weiter gut mit Bargeld versorgt
Die Bevölkerung im ländlichen Raum ist nach eigenen Angaben weiterhin gut mit Bargeld versorgt. Das zeigt eine Untersuchung im aktuellen Monatsbericht der Bundesbank. Demnach brauchen Personen auf dem Land mit 10,7 Minuten zwar etwas länger als die städtische Bevölkerung, die 9,3 Minuten braucht, um mit ihrem gewöhnlichen Verkehrsmittel zur nächsten Geldquelle zu gelangen. Insgesamt schätzen fast 90 Prozent der Befragten auf dem Land den Aufwand für die Bargeldversorgung aber dennoch als gering oder sehr gering ein. Der Anteil derjenigen, die einen größeren Aufwand angeben, ist auf dem Land etwa 4 Prozentpunkte höher als in der Stadtbevölkerung, heißt es im Bericht. Auch wenn in den vergangenen Jahren einige Bankfilialen geschlossen wurden, blieb die Zahl der Geldausgabeautomaten mit 58.000 in Deutschland nahezu konstant.
Grundlage der Untersuchung sind Befragungsdaten der Bundesbank zum Zahlungs- und Abhebeverhalten aus dem Jahr 2017. Aufgrund der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen konnte die für das Frühjahr 2020 geplante nächste Erhebung bisher nicht durchgeführt werden. Da sich die Zahlungsgewohnheiten in Deutschland in den vorangegangenen Untersuchungen jedoch nur relativ langsam verändert haben, gehen die Bundesbank-Fachleute aber davon aus, dass die Erkenntnisse über Unterschiede zwischen Stadt und Land sich auf einen längeren Zeitraum nach der Datenerhebung übertragen lassen.
Landbevölkerung hebt mehr Bargeld ab
Neben dem Aufwand für Bargeldabhebungen haben die Expertinnen und Experten auch das Abhebeverhalten in Stadt und Land verglichen. „Der mit Abstand beliebteste Ausgabeort ist der Geldausgabeautomat“, heißt es dazu im Monatsbericht. 41-mal pro Jahr hoben die Befragten dort Geld ab. Zwischen Stadt und Land zeigte sich der Bundesbank zufolge in dieser Frage kein signifikanter, also statistisch bedeutsamer, Unterschied.
Anders sieht es bei der Höhe der abgehobenen Beträge aus. Während Befragte in der Stadt durchschnittlich 187 Euro am Automaten abhoben, ließen sich Personen im ländlichen Raum im Schnitt 206 Euro auszahlen. Den Grund dafür vermuten die Fachleute allerdings nicht in den infrastrukturellen Unterschieden zwischen Stadt und Land. Vielmehr dürften Strukturunterschiede in der Bevölkerung – wie unterschiedlich hohe Einkommen oder die Ausgabenstruktur – eine wichtige Rolle spielen. Dies belegt eine weitere Analyse, bei der die strukturellen Unterschiede zwischen Stadt- und Landbevölkerung herausgerechnet wurden. Hier zeigen sich nur noch geringe Unterschiede bei der Höhe der Beträge.
Die Möglichkeit, Bargeld am Schalter oder an der Ladenkasse abzuheben, nutzten nur wenige Befragte – unabhängig davon, wo sie leben. Personen auf dem Land hoben an der Ladenkasse jedoch deutlich höhere Beträge ab – mit 114 Euro im Schnitt 26 Euro mehr als Menschen in der Stadt. „Möglicherweise versteht ein größerer Anteil der Nutzer auf dem Land die Ladenkasse als gleichwertige Alternative zum Geldautomat und hebt dort ähnlich hohe Beträge ab“, heißt es dazu im Monatsbericht.
Höhere Bargeldnachfrage zu Beginn der Coronakrise
Eine bemerkenswerte Veränderung bei der Auszahlung von Bargeld zeigte sich mit der Ausbreitung des Coronavirus ab Mitte März 2020. So seien die Nettoemissionen von Euro-Banknoten, also die Differenz aus Aus- und Einzahlungen, in der Woche ab dem 16. März 2020 auf 10,5 Milliarden Euro gestiegen und beliefen sich in der Folgewoche auf 6,4 Milliarden Euro. Dieser im Vergleich zum Vorjahr deutliche Anstieg sei vom Umfang her mit dem während der Finanzkrise im September und Oktober 2008 zu vergleichen, so die Expertinnen und Experten. Als möglichen Grund nennen die Fachleute Vorsichtsmotive von Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie Kreditinstituten und anderen Unternehmen. Ab Ende März 2020 hätten sich die Nettoemissionen jedoch wieder normalisiert und in den folgenden Wochen teilweise sogar unter den Vorjahreswerten gelegen.