Joachim Nagel ©Frank Rumpenhorst

65 Jahre Bundesbank: Bundesbankpräsident Joachim Nagel betont Wichtigkeit von Preisstabilität

Die Bundesbank begeht am 1. August 2022 ihr 65-jähriges Bestehen. Am 26. Juli 1957 wurde das Gesetz über die Deutsche Bundesbank vom Bundespräsidenten unterzeichnet. Mit Inkrafttreten am 1. August 1957 nahm die Bundesbank ihre Arbeit als unabhängige währungs- und geldpolitische Institution auf. „Die größte Errungenschaft der Bundesbank ist sicherlich, dass sie eine Kultur des stabilen Geldes geprägt und in der Bevölkerung verankert hat“, sagte Bundesbankpräsident Joachim Nagel anlässlich des Jubiläums in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa). „Die Bürgerinnen und Bürger haben über viele turbulente Jahre hinweg auf die Stabilität unserer Währung bauen können“, sagte Nagel und erinnerte an die Ölpreiskrisen in den 1970er Jahren und an die Herausforderungen bei der Wiedervereinigung.

„Hohe Teuerung darf sich nicht verfestigen“

Die derzeit sehr hohen Inflationsraten belasteten viele und machten deutlich, wie wichtig Preisstabilität sei. Die Geldpolitik sei jetzt gefordert. An den Hauptursachen – Krieg und Pandemie – könne sie zwar nichts ändern. „Aber wir können und müssen jetzt alles daransetzen, um zu verhindern, dass sich die aktuell so hohe Teuerung verfestigt.“ Die immer noch sehr expansive Ausrichtung der Geldpolitik müsse zügig beendet werden, und die nun beschlossene Leitzinsanhebung sei dafür ein erster, wichtiger Schritt. „Sonst laufen wir Gefahr, die Zinsen später umso abrupter und stärker erhöhen zu müssen“, so Nagel weiter. Das lehre auch die Geschichte der Geldpolitik. Zusammen mit der EZB und anderen nationalen Zentralbanken arbeite die Bundesbank mit aller Kraft daran, die Inflationsrate wieder auf den Zielwert von zwei Prozent zu senken. Und dort wolle man sie halten, auch wenn der Klimawandel und die Energiewende, der demografische Wandel und die Digitalisierung die Zentralbanken herausforderten. „Die Menschen vertrauen der Bundesbank, und das sollen sie weiterhin können.“

Die Deutsche Bundesbank

Die Deutsche Bundesbank wurde 1957 als Zentralbank der Bundesrepublik Deutschland gegründet und sorgte vier Jahrzehnte für eine stabile D-Mark. Bei der Einführung des Euro entschied man sich für ein unabhängiges Zentralbanksystem nach dem Vorbild der Bundesbank, das in erster Linie auf Preisstabilität verpflichtet ist. Als Teil des Eurosystems leistet die Bundesbank seitdem einen wichtigen Beitrag zur Stabilität der gemeinsamen Währung.  
Der Präsident der Bundesbank wirkt als Mitglied des EZB-Rats an den geldpolitischen Entscheidungen mit. Vorrangiges Ziel der Geldpolitik ist es, die Preisstabilität zu gewährleisten. Über die Geldpolitik hinaus erfüllt die Bundesbank weitere wichtige Aufgaben auf nationaler und internationaler Ebene. Um das Vertrauen der Anleger zu wahren und Fehlentwicklungen im Bankwesen zu verhindern, überwacht die Bundesbank die Kredit- und Finanzdienstleistungsinstitute in Deutschland und ist an der europäischen Bankenaufsicht beteiligt. Sie untersucht überdies die Stabilität des Finanz- und Währungssystems in seiner Gesamtheit. Über ihr Filialnetz versorgt die Bundesbank Handel und Banken in Deutschland ständig mit ausreichend Euro-Bargeld in hoher Qualität. Zudem sorgt sie für einen reibungslosen unbaren Zahlungsverkehr im Inland und mit dem Ausland. Außerdem verwaltet die Bundesbank die Goldreserven. Sie hat ihren Sitz in der Zentrale in Frankfurt am Main.