Januar-Ergebnisse der Umfrage zum Kreditgeschäft (Bank Lending Survey) in Deutschland Banken strafften Kreditrichtlinien kaum noch
- Die im Rahmen des Bank Lending Survey (BLS) befragten deutschen Banken haben im vierten Quartal 2023 ihre Vergaberichtlinien für Unternehmenskredite, private Wohnungsbaukredite sowie Konsumenten- und sonstige Kredite per saldo kaum noch gestrafft.
- Die Kreditbedingungen wurden lediglich im Firmenkundengeschäft restriktiver. Dies betraf in erster Linie die Zusatz- und Nebenvereinbarungen (covenants).
- Die Nachfrage ging in allen drei Kreditsegmenten erneut zurück. Der Rückgang war jedoch insgesamt geringer als in den Vorquartalen.
- Die im BLS befragten Banken gehen davon aus, dass in den nächsten zwölf Monaten umfassendere aufsichtliche Anforderungen Straffungen ihrer Kreditvergaberichtlinien erforderlich machen werden.
Die Umfrage zum Kreditgeschäft (Bank Lending Survey) erfasst drei Kreditsegmente: Unternehmenskredite, Wohnungsbaukredite an private Haushalte, sowie Konsumenten- und sonstige Kredite an private Haushalte. Die befragten Banken strafften per saldo die Kreditrichtlinien (d. h. die internen Richtlinien oder Kriterien einer Bank für die Gewährung von Krediten) kaum noch. Der Nettoanteil von Banken, die ihre Anforderungen erhöhten, lag bei Unternehmenskrediten bei +6 % (nach +10 % im Vorquartal), bei Wohnungsbaukrediten bei 0 % (nach +4 % im Vorquartal) und bei Konsumenten- und sonstigen Krediten bei +4 % (nach +7 % im Vorquartal).In allen Kreditsegmenten blieben die Anpassungen etwas hinter den in der vergangenen Umfragerunde genannten Planungen für das vierte Quartal zurück. Die Banken begründeten die Straffungen ihrer Kreditrichtlinien mit einem ihrer Einschätzung nach erhöhten Kreditrisiko. Für das erste Quartal 2024 planen die Banken, ihre Richtlinien per saldo in allen drei Kreditsegmenten wieder spürbarer zu straffen. Dabei dürfte sich zum einen das Kreditrisiko aufgrund der angespannten Wirtschaftslage und einer gesunkenen Bonität der Kreditnehmer weiterhin restriktiv auf die Anpassung der Richtlinien auswirken. Zum anderen gehen die Banken davon aus, dass die Umsetzung der 7. MaRisk-Novelle Straffungen ihrer Kreditrichtlinien erforderlich machen wird.
Die Kreditbedingungen (d. h. die in den Kreditverträgen vereinbarten tatsächlichen Bedingungen für die Gewährung von Krediten) strafften die Banken per saldo nur im Unternehmensgeschäft. Dabei wurden die Zusatz- und Nebenvereinbarungen (covenants) strenger gestaltet und die Margen für risikoreichere Kredite ausgeweitet.
Die Nachfrage nach Bankkrediten ging in Deutschland in allen drei Kreditsegmenten per saldo erneut zurück, insbesondere im Unternehmensgeschäft. Der Rückgang war jedoch insgesamt geringer als in den Vorquartalen. Dies entsprach weitgehend den Erwartungen der Banken aus dem dritten Quartal. Erstmals seit Beginn der geldpolitischen Straffungsphase war das allgemeine Zinsniveau in allen drei Kreditsegmenten nur noch der zweitwichtigste Faktor für den Rückgang der Kreditnachfrage in Deutschland. Der wichtigste Faktor für den Rückgang der Nachfrage nach Unternehmenskrediten waren die rückläufigen Anlageinvestitionen. Der Mittelbedarf für Lagerhaltung und Betriebsmittel wirkte sich wie bereits in den Vorquartalen per saldo nahezu neutral auf die Nachfrageentwicklung aus.
Die Nachfrage nach privaten Wohnungsbaukrediten wurde in erster Linie durch die Aussichten am Wohnimmobilienmarkt, einschließlich der voraussichtlichen Preisentwicklung, gedämpft. Die Kreditablehnungsquote nahm in allen Kreditsegmenten erneut zu. Für die kommenden drei Monate rechnen die befragten Banken mit einer leichten Abschwächung der Nachfrage nach Unternehmenskrediten sowie nach Konsumenten- und sonstigen Krediten privater Haushalte. Bei den privaten Wohnungsbaukrediten gehen die Banken von einer Belebung der Nachfrage aus, sie betonen dabei jedoch auch die Unsicherheit dieser Erwartung.
Die Januar-Umfrage enthielt zusätzliche Fragen zu den Refinanzierungsbedingungen der Banken, zu den Auswirkungen der neuen regulatorischen und aufsichtlichen Aktivitäten im Zusammenhang mit Eigenkapital, Verschuldungsobergrenzen, Liquidität oder Risikovorsorge sowie Fragen zu den Auswirkungen notleidender Kredite (Non-performing Loans, NPL) und anderer Indikatoren der Kreditqualität auf die Kreditvergabepolitik der Institute. Zudem war eine Frage zur Kreditangebotspolitik und zur Kreditnachfrage in den wichtigsten Wirtschaftssektoren enthalten. Erstmals wurde eine Frage zu den Auswirkungen der Überschussliquidität auf die Kreditvergabe der Banken gestellt.
Die deutschen Banken berichteten vor dem Hintergrund der Lage an den Finanzmärkten von einer im Vergleich zum Vorquartal kaum veränderten Refinanzierungssituation. Einzig der Zugang zu Einlagen verschlechterte sich.
Im Zuge neuer regulatorischer und aufsichtlicher Aktivitäten stärkten die Banken 2023 ihre Eigenkapitalposition weiter. Für die kommenden zwölf Monate erwarten die Banken, dass die risikogewichteten Aktiva steigen werden, vor allem bei durchschnittlichen Krediten. Außerdem gehen die Banken davon aus, dass geänderte aufsichtliche und regulatorische Anforderungen Straffungen ihrer Kreditrichtlinien in allen Kreditsegmenten erforderlich machen werden. Hier dürfte sich für die in Deutschland national beaufsichtigten Banken die Umsetzung der 7. MaRisk-Novelle niederschlagen. Diese sieht seit dem 1. Januar 2024 die verpflichtende Einhaltung zusätzlicher und zum Teil strengerer Vorgaben für die Kreditvergabe und -überwachung vor. Dazu gehören auch Vorgaben zum Thema Nachhaltigkeit. Für die SSM-Banken gibt es analoge Vorgaben von der EZB.
Die Frage zur Höhe der NPL-Quote (prozentualer Anteil des NPL-Bestands (brutto) am Bruttobuchwert der Kredite) bezieht sich seit dieser Umfragerunde erstmals auf die NPL-Quote inklusive anderer Indikatoren für die Kreditqualität. Die Höhe dieses Gesamtindikators hatte im zweiten Halbjahr 2023 restriktive Auswirkungen auf die Kreditangebotspolitik gegenüber Unternehmen. Für das erste Halbjahr 2024 rechnen die Banken mit einem stärkeren restriktiven Einfluss der NPL-Quote und anderer Indikatoren der Kreditqualität auf ihre Angebotspolitik in allen Kreditsegmenten.
Die Straffungen der Kreditrichtlinien im Unternehmensgeschäft fielen in den vergangenen sechs Monaten im Immobiliensektor am stärksten aus. Besonders betroffen waren davon Kredite für Gewerbeimmobilien. Zu restriktiven Anpassungen kam es aber auch in allen anderen erfragten Sektoren, mit Ausnahme der Dienstleistungen (ohne Finanzdienstleistungen und Immobilien). Neben dem Immobiliensektor waren die Straffungen im Baugewerbe/Bau (ohne Immobilien) vergleichsweise stark. Im Handel und im Verarbeitenden Gewerbe strafften die Banken ihre Kreditrichtlinien dagegen weniger. Auch für die kommenden sechs Monate gehen die Banken davon aus, dass die Straffungen im Immobiliensektor stärker sein werden als in den übrigen Sektoren.
Die Entwicklung der beim Eurosystem gehaltenen Überschussliquidität hatte laut Angaben der Banken in den letzten sechs Monaten keinen nennenswerten Einfluss auf die Kreditvergabe der Banken. In den kommenden sechs Monaten wird sich dies laut Bankangaben voraussichtlich nicht ändern.
Die viermal im Jahr durchgeführte Befragung zum Kreditgeschäft fand in der Zeit vom 8. Dezember 2023 bis zum 2. Januar 2024 statt. An der Umfrage nahmen in Deutschland 33 Banken teil. Die Rücklaufquote lag bei 100 %.
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