Katharina Schilling Eine Ausstellung aus der Reihe "Perspektiven der Gegenwart" in der Deutschen Bundesbank in Zusammenarbeit mit dem Cusanuswerk, Bonn

Wie verhält es sich mit dem Realismus in der Malerei? Angesichts des Gemäldes "The Problem of Style" von  Katharina Schilling scheint es, als sei die Frage leicht zu beantworten: Zwei kunstvoll bemalte asiatische Vasen stehen nebeneinander vor blauem Hintergrund. Doch schon auf den zweiten Blick beginnt ein interessantes Spiel. Die Vasen selbst bilden eine eigene Wirklichkeit ab. Nahe den unteren Sockellinien ist mit blauen Linien jeweils ein Kranich gezeichnet. Einer der Vögel dreht den Hals nach hinten, um den anderen, der den Kopf vorstreckt, anzublicken. Die beiden Kraniche umgibt ein lebhaft gemustertes Umfeld. Ist es eine Landschaft mit stilisierten Wellen oder Pflanzen oder handelt es sich um abstrakte Ornamente? Die Vasen dagegen sind in ihrer Materialität deutlich zu erkennen und sorgfältig perspektivisch ausgearbeitet. Doch worauf stehen sie? Und wie verhält es sich mit den abgerundeten Ecken der Leinwand?

The Problem of Style, 2016 ©Katharina Schilling
The Problem of Style, 2016

Das Eindrucksvolle an Katharina Schillings Malerei ist, dass es weniger darum geht, diese grundlegenden Fragen theoretisch zu erörtern. Vielmehr wird man beim Betrachten der Bilder unwiderstehlich in einen Strudel zwischen Gegenstand und Abstraktion, zwischen Dingwelt und Illusion hineingezogen. Auf der einen Seite laden die glatten Oberflächen des Porzellans oder die schimmernden Schalen der Früchte fast dazu ein, die Objekte zu berühren. Auf der anderen Seite verweisen die unbestimmten, aber meist dezidiert gestalteten Hintergrundflächen auf die Geschichte der abstrakten Malerei, die sich von der Repräsentation der Wirklichkeit lossagte. In dieser kunstvollen Spannung zwischen verschiedenen Ebenen bleibt immer deutlich, dass das Bild ein Bild ist, auch wenn die Dinge zum Greifen nah erscheinen.

Pomela, 2015 ©Katharina Schilling
Pomela, 2015

Katharina Schilling hat von 2005 bis 2011 an der Hochschule für Grafik und Bildkunst in Leipzig u.a. bei Neo Rauch studiert. Anschließend war sie Meisterschülerin bei Heribert C. Ottersbach. Sie lebt und arbeitet in Leipzig.