Benjamin Badock Eine Ausstellung aus der Reihe "Perspektiven der Gegenwart" in der Deutschen Bundesbank
"No!" steht auf dem Plakat, das die "Protesters" nach oben halten. So aus dem Kontext genommen, lässt sich der Gegenstand der Ablehnung nicht ablesen. Doch die Eindeutigkeit der Aussage und die Prägnanz des Schriftbildes fügen sich bruchlos in die Formensprache des gesamten Bildes ein, da Körper und Kleidung der Figuren auf ähnliche geometrische Elemente reduziert sind. Der Holzschnitt gehört zu Benjamin Badocks noch unabgeschlossener Serie "Aufstellung", in der unterschiedliche Menschen - eine aus dem Fenster schauende Dame oder eben die Protestierenden - ausgesprochen abstrahiert und typisiert abgebildet werden.
Die Auswahl der Figuren folgt keiner Systematik, vielmehr geht sie auf oft zufällige Beobachtungen im Alltag zurück. So kann ein Passant mit merkwürdiger Mütze Anlass eines Porträts werden und sich, indem das Motiv geometrisch reduziert wird, in einen "Typus" verwandeln. Die Drucke erinnern durch die Einbeziehung der Typographie an klassische Plakate, ebenso an die Figuren der malerischen Avantgarde, wie sie z.B. Kasimir Malewitsch schuf, oder aber an traditionelles Holzspielzeug. Bei aller strengen Normierung der Formen behält Benjamin Badock jedoch einen ironischen Blickwinkel bei.
Die Variationsbreite und die leuchtende Farbigkeit dieser Porträts verweist auf die Werkserie "Plattenbau", die Benjamin Badock seit 2007 immer weiter entwickelt. Der geläufige Begriff bezeichnet Gebäude, die vollständig aus Betonfertigteilen hergestellt werden. Benjamin Badock interessiert sich für diese Architektur und entwirft ganz unterschiedliche Bautypen. Auch im Hinblick auf die Technik nimmt er das Modulsystem auf: vierzig unterschiedliche Holzplatten werden immer wieder neu kombiniert und durch individuelle Farben und technische Eingriffe variiert. So erinnern auf dem Holzschnitt "Karstadt/Abriss" die Stelzen an die Entwürfe des bekannten Architekten Le Corbusier, während die gezackte Oberfläche auf die Fassaden der 1970er Jahre verweist.
Benjamin Badock hat von 2001 bis 2008 Freie Kunst an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig studiert und war anschließend Meisterschüler bei Olav Christopher Jenssen. Er lebt und arbeitet in Leipzig.