Wie entsteht Geld? – Teil I: Bargeld
Für viele Zahlungen werden tagtäglich Euro-Banknoten und -Münzen verwendet. Dieses Bargeld heben Privatleute und Unternehmen üblicherweise von ihrem Konto bei ihrer Bank ab. Doch woher bekommen die Banken dieses Bargeld?
Zunächst einmal: Einzelhändler und andere Kunden zahlen Bargeld bei der Bank ein. Wenn die Kunden aber mehr ausgezahlt haben möchten, als insgesamt eingezahlt wird, benötigt die Bank zusätzliches Bargeld, um dem Bargeldbedarf ihrer Kunden nachkommen zu können.
Dieses Bargeld bekommen die Banken von der Zentralbank. Im Eurosystem sind das die Europäische Zentralbank und die Zentralbanken der Euro-Länder. In Deutschland ist das die Deutsche Bundesbank.
Um das Bargeld zu bekommen, heben die Banken es von ihrem Konto bei der Zentralbank ab. Wenn die Banken KEIN ausreichendes Guthaben bei der Zentralbank besitzen, nehmen sie dafür üblicherweise einen Kredit bei ihr auf. Für solch einen Kredit muss die Geschäftsbank Sicherheiten – in der Regel Wertpapiere - hinterlegen und an die Zentralbank Zinsen zahlen. Den Kreditbetrag schreibt die Zentralbank der Geschäftsbank auf ihr Konto gut. Die Zentralbank schafft damit Geld. Dieses Guthaben kann sich die Geschäftsbank in Bargeld auszahlen lassen.
In dem Augenblick, in dem die Zentralbank das Bargeld an die Bank auszahlt, wird aus den Geldscheinen, die bis dahin nur bedrucktes Papier waren, Bargeld, das gesetzliche Zahlungsmittel. Dieses wird zu den Banken transportiert. Die Banken können es dann an ihre Kunden auszahlen.
Überschüssiges Bargeld können die Banken bei der Zentralbank einzahlen. Diese prüft dann das Bargeld auf seine Qualität. Nicht mehr umlauffähiges Bargeld zieht sie aus dem Verkehr und ersetzt es durch druck- und prägefrische Stücke, die wieder an die Banken ausgezahlt werden können. Etwaiges Falschgeld analysiert sie, meldet es der Polizei und verwahrt es.
Für das eingezahlte echte Geld wird den Banken ein entsprechender Betrag auf deren Zentralbankkonto gutgeschrieben; mit solch einem Guthaben können sie die für die Bargeldbeschaffung aufgenommenen Kredite zurückzahlen.
Im Euroraum ist das Euro-Bargeld das gesetzliche Zahlungsmittel. Daher dürfen nur die Zentralbanken des Eurosystems – in Deutschland die Bundesbank - neue Banknoten herstellen lassen. Sie haben das Notenmonopol.
Die Bundesbank bringt die Banknoten in Umlauf. Bargeld, das die Banken nicht mehr benötigen, nimmt sie jederzeit zum Nennwert zurück. Die Herstellung der Banknoten, deren Transport und Prüfung verursachen der Bundesbank zwar Kosten. Allerdings erzielt die Bundesbank auch Erträge, und zwar durch die Zinsen für die Kredite, die die Banken zum Zwecke der Banknotenbeschaffung bei ihr aufnehmen. Der dabei entstehende Gewinn fließt in den Gesamtgewinn der Bundesbank mit ein, der wiederum jährlich an das Bundesministerium der Finanzen, d.h. den Staat, ausgeschüttet wird.
Die Euro-Münzen hingegen geben die Euro-Staaten aus – in Deutschland ist dafür das Bundesfinanzministerium zuständig. Das Recht Münzen auszugeben nennt man „Münzregal“. Das Ministerium verkauft die Münzen an die Bundesbank, die sie dann in Umlauf bringt. Der Nennwert der Münzen ist größer als deren Herstellungskosten. Durch diese Differenz erzielt der Staat einen Gewinn.
Letztlich kommen also ALLE Gewinne aus der Schaffung von Bargeld dem Staat zugute - und damit der Allgemeinheit.