Rede beim Kolloquium in memoriam Prof. Dr. rer. pol. Dr. h.c. mult. Hans Tietmeyer
Es gilt das gesprochene Wort.
1 Begrüßung
Liebe Frau Tietmeyer,
sehr geehrte Familie Tietmeyer,
lieber Herr Minister Schäuble,
lieber Jean-Claude Trichet,
sehr verehrter Herr Bundespräsident Köhler,
lieber Mario Draghi,
sehr geehrte Gäste,
ich begrüße Sie herzlich zu diesem Kolloquium zu Ehren von Hans Tietmeyer, dem ehemaligen Bundesbankpräsidenten, dem wir alle sehr viel verdanken.
Sehr verehrte Frau Tietmeyer, der für Sie und Ihre Familie so schmerzliche Tod Ihres Mannes liegt nun schon bald ein halbes Jahr zurück. Es entsprach Ihrem Wunsch, dass wir ein wenig Zeit vergehen lassen, bevor wir uns an seiner ehemaligen Wirkungsstätte zu diesem Kolloquium treffen, um an ihn zu erinnern und seine Lebensleistung für unser Land und für Europa zu würdigen. Ich freue mich sehr, dass so viele seiner Weggefährten heute teilnehmen und dass Sie, lieber Herr Schäuble, zu uns sprechen werden, ebenso wie Du, lieber Jean-Claude.
2 Leben und Wirken von Hans Tietmeyer
Hans Tietmeyer erblickte am 18. August 1931 in dem westfälischen Dorf Metelen, nahe der niederländischen Grenze, das Licht der Welt. Sein Vater – ein Beamter in der Gemeindeverwaltung – hatte eine Familie mit elf Kindern zu ernähren. Entsprechend bescheiden ging es bei Tietmeyers zu Hause zu und schon früh mussten alle mithelfen, um das Auskommen zu sichern. Um sein Studium zu finanzieren, musste Hans Tietmeyer viel und hart arbeiten. Und er war sich für nichts zu schade: Er reinigte Textilmaschinen, arbeitete als Waldarbeiter und zeitweise sogar unter Tage, im Kohlebergwerk.
Sein Berufswunsch stand früh fest: er wollte Pfarrer werden. Deswegen schrieb er sich zunächst ein für katholische Theologie und Philosophie. Zu seinen Professoren in Münster zählte damals auch Joseph Höffner, der spätere Kardinal von Köln. Höffner machte seine Studenten mit der katholischen Soziallehre bekannt und gab damit – unbeabsichtigt – den entscheidenden Anstoß, dass der junge Tietmeyer nach drei Semestern das Studienfach wechselte. Hans Tietmeyer sagte dazu einmal: "Höffner hat mich zur Ökonomie gebracht. Ich wollte die Welt verändern. Mir wurde schnell klar, dass ich erst einmal lernen musste, wie die Welt, die ich verändern wollte, überhaupt aufgebaut ist und funktioniert. Was lag da näher als Wirtschaftswissenschaften zu studieren?"
So wechselte er von Münster an die Kölner Universität, um dort Volkswirtschaft zu studieren. Und wieder fand er einen akademischen Lehrer, der prägend für seinen Werdegang wurde: Alfred Müller-Armack, der das wirtschaftspolitische Leitbild der Sozialen Marktwirtschaft formuliert hat.
Nach dem Examen verband Hans Tietmeyer seine christlichen Überzeugungen mit seiner wirtschaftswissenschaftlichen Ausbildung: Er wurde zunächst Geschäftsführer der bischöflichen Studienstiftung "Cusanuswerk" und promovierte gleichzeitig mit einer Arbeit über "Die soziale Lage der Studierenden und Förderungsmaßnahmen der öffentlichen Hand"
. Für ihn war dies ein naheliegendes Thema. Schließlich war er als Studentenvertreter an den Verhandlungen über das sog. "Honnefer Modell" beteiligt, den Vorläufer des heutigen BAFöG.
Wie der Wechsel von der Theologie zur Ökonomie so war auch der nächste berufliche Schritt richtungsweisend: er führte den Ökonomen Tietmeyer mit seinen festen ordnungspolitischen Grundüberzeugungen in die Sphäre der Wirtschaftspolitik, der er für den Rest seines beruflichen Lebens treu bleiben sollte. Konkret war es zunächst das Bundeswirtschaftsministerium, in dem Persönlichkeiten, die die Wirtschaftspolitik der Bundesrepublik nachhaltig prägten, auf den Rat des Christdemokraten Tietmeyer hörten, unter anderem Ludwig Erhard, Karl Schiller und Otto Graf Lambsdorff. Von Lambsdorff bekam Hans Tietmeyer auch den Auftrag, ein Memorandum über eine marktwirtschaftliche Neuorientierung der deutschen Wirtschaftspolitik zu verfassen. Heute wissen wir, dass dieses sogenannte "Lambsdorff-Papier" maßgeblich zum Bruch der sozialliberalen Koalition im Jahre 1982 beitrug.
Anschließend war es das von Gerhard Stoltenberg geleitete Finanzministerium, in dem Hans Tietmeyer als Staatssekretär für Währungspolitik und internationale Finanzbeziehungen zuständig war. Es gehörte dort auch zu seinen Aufgaben, als "Sherpa" den Bundeskanzler auf die Weltwirtschaftsgipfel vorzubereiten, eine Aufgabe, die, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, diplomatisches Geschick, viel Standhaftigkeit und manchmal auch etwas Flexibilität verlangt.
Hans Tietmeyer verglich sich selbst gerne mit einer westfälischen Eiche, die für Standfestigkeit, Stärke und Beharrlichkeit steht. Eigenschaften, die Hans Tietmeyer zweifellos auszeichneten. Dabei hat der Bezug auf die Eiche metaphorische Qualität. Der Journalist Werner Benkhoff hat es handfester ausgedrückt; er bezeichnete Tietmeyer in einer Würdigung als "dickschädeligen Westfalen"
. Dieser Standfestigkeit zollen bis heute viele Respekt. Der frühere Präsident der amerikanischen Notenbank, Paul Volcker, der leider nicht an diesem Kolloquium teilnehmen kann, schrieb mir vor wenigen Tagen: "Hans hatte klare Ansichten was die Bedeutung von Preisstabilität, einer starken und unabhängigen Notenbank und einer vereinten und lebendigen Europäischen Union betraf. Wir blickten alle auf ihn wie auf einem Fels in der Brandung, was unsere eigene Stabilitätsverpflichtung noch verstärkte."
Hans Tietmeyer war aber nicht nur standhaft. Er war er auch ein passionierter und erfolgreicher Tischtennisspieler. Und bei diesem Spiel muss man vor allem reaktionsschnell sein. Und das war er zweifellos auch. Später sollte Heribert Klein im FAZ-Magazin schreiben: "Die Fähigkeit, gekonnt Bälle zurückzugeben, hat Tietmeyer nicht verlernt (...) – es scheint so, als habe er sich die rasche Reaktionsfähigkeit an der Tischtennisplatte sprachlich im Argumentieren zunutze gemacht"
.
Diese beiden selten gemeinsam anzutreffenden Charakteristika, Standhaftigkeit und Reaktionsschnelle, brachte Hans Tietmeyer mit, als er 1990 ins Direktorium der Deutschen Bundesbank berufen wurde – neben seinem sehr umfassenden Erfahrungsschatz – nicht nur in der Geld- und Währungspolitik. Kaum angekommen, ereilte ihn die Bitte von Helmut Kohl, als persönlicher Berater des Bundeskanzlers die deutsch-deutsche Währungsunion auszuhandeln. So ist das eben mit einer so herausragenden Persönlichkeit wie Hans Tietmeyer: das Risiko ist groß, nicht nur an einer Stelle gebraucht zu werden. Herr Schäuble wird im Anschluss ausführlicher auf diese wichtige Aufgabe Tietmeyers in der deutschen Geschichte eingehen.
Zurück in der Bundesbank folgte Hans Tietmeyer 1991 auf Helmut Schlesinger als Vizepräsident der Bundesbank, 1993 als ihr Präsident. Tietmeyers Jahre bei der Bundesbank waren geprägt von den Vorbereitungen für die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion – und damit von den Weichenstellungen für die Einführung des Euro. Das Thema Europa hatte sich bereits wie ein roter Faden durch das berufliche Leben von Hans Tietmeyer gezogen. Die Währungsintegration in Europa hat er von Anfang an begleitet. So war Hans Tietmeyer bereits Anfang der 1970er Jahre an der sogenannten Werner-Gruppe beteiligt. Sie hatte einen Plan vorgelegt, der in der Substanz dem späteren Vertrag von Maastricht sehr nahe kam – selbst wenn sich dieser Werner-Plan zunächst nicht durchsetzen konnte. Es sollte noch zwei Jahrzehnte dauern, bis mit dem Vertrag von Maastricht die Grundlage für eine europäische Wirtschafts- und Währungsunion gelegt wurde. Weitere sieben Jahre, die weitgehend der Präsidentschaft von Hans Tietmeyer entsprachen, wurden benötigt, um die sogenannte dritte Stufe der Währungsunion vorzubereiten, bevor dann die gemeinsame Währung eingeführt wurde. 30 Jahre nach dem Werner-Papier hielt die europäische Bevölkerung den Euro in den Händen, 30 Jahre europäischer Wirtschaftsgeschichte, die Hans Tietmeyer entscheidend mitprägte.
Im Maastrichtvertrag war die Preisstabilität als das vorrangige Ziel der Geldpolitik festgeschrieben und die monetäre Staatsfinanzierung durch die europäischen Notenbanken verboten worden. Mindestens ebenso wichtig für die Währungsunion als Stabilitätsunion ist aber auch die Unabhängigkeit der Notenbanken. Schließlich zeigte die Erfahrung aus den 1970er und frühen 1980er Jahren, dass unabhängige Notenbanken erfolgreicher waren, Preisstabilität zu gewährleisten, als abhängige Notenbanken. Mit Blick auf die neue Europäische Zentralbank stellte David Marsh, ehemaliger Korrespondent der Financial Times und ein intimer und kritischer Kenner der Bundesbank, gewohnt pointiert fest: Die EG habe zugestimmt, "dass die neue Institution praktisch eine Kopie der Bundesbank sein würde."
Als Präsident der Bundesbank konzentrierte sich Hans Tietmeyer nicht nur darauf, die Währungsunion als Stabilitätsunion abzusichern, indem er sich vehement für den Abschluss des Stabilitäts- und Wachstumspakts einsetzte. Er sah auch in den Konvergenzberichten einen ganz wichtigen Hebel, um der Währungsunion Stabilität zu verleihen. Nur solche Mitgliedstaaten der EU sollten an der Währungsunion teilnehmen dürfen, die über ein hinreichendes Maß an wirtschaftlicher Konvergenz verfügten. Er betonte deshalb immer wieder, wie wichtig es sei, dass die Konvergenzkriterien eingehalten werden. Hier dürfe es keine Kompromisse geben. Anlässlich des 75. Geburtstags von Hans Tietmeyer erinnerte der Ökonom Juergen B. Donges daran, dass "er [Tietmeyer] sich den Zorn vieler zuzog, weil er den Maastrichtvertrag ernst nahm."
Denn Hans Tietmeyer war sich bewusst, welch gravierende Veränderungen eine Währungsunion für die Mitgliedstaaten mit sich bringt. In einer weitsichtigen Rede in Paris sagte er im Oktober 1997 über das gemeinsame Geld: "Es schafft eine starke schicksalhafte Bindung. … Denn sie [die Teilnehmerländer] sind dann gemeinsam verantwortlich für die Stabilität der Währung; und zwar nicht nur durch die gemeinsame Geldpolitik, sondern auch durch ihre nationale Finanzpolitik im weitesten Sinne. Und die Länder werden durch die Bindung über die gemeinsame Währung noch mehr äußeren Druck erfahren in Richtung auf innere Flexibilität, auf Reformen, auf Disziplin."
Er warnte deshalb auch vor nachlassenden Anstrengungen nach der Einführung der Gemeinschaftswährung: "Europa kann das Thema der Konvergenz auch nach dem Start der Währungsunion nicht zu den Akten legen." Und er sagte voraus: "... die Währungsunion wird nicht nur Sonnentage erleben. Es wird auch Regen und Stürme geben."
Wie wahr diese Worte sind, wissen wir heute nur allzu genau. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass die von Tietmeyer geforderte Reformbereitschaft nicht überall und jederzeit vorhanden war. Es brauchte in zahlreichen Ländern erst die Finanz- und Staatsschuldenkrise, um tiefergehende Anpassungen anzustoßen. Deshalb ist es ein Anlass zur Sorge, dass der Reformelan mit dem Abflauen der Krise wieder nachgelassen hat. Aber es ist sicher ein gutes Signal, dass der neugewählte französische Präsident Reformen wieder auf die politische Agenda gesetzt hat. Hans Tietmeyer hätte das gefallen, denn die deutsch-französische Balance war ihm immer ein Anliegen.
Ein anderer Grund war aber auch, dass die Kapitalmärkte die Vorstellung einer "Schicksalsgemeinschaft" dahingehend interpretierten, dass sich die Länder – allen Maastrichtverboten zum Trotz – schon helfen würden, wenn es hart auf hart käme. Entsprechend leichtfertig erhielten die Euro-Länder Kredite zu nahezu gleichen Konditionen, und das, obwohl ihre wirtschaftlichen Ausgangsbedingungen teilweise sehr unterschiedlich waren. Hans Tietmeyer hat immer wieder darauf hingewiesen, dass die gemeinsame Währung den Mitgliedstaaten sehr viel abverlangt. 1996 sagte er: "Die Geldpolitik allein kann Preisniveaustabilität nicht erreichen und sichern. Auch in anderen Bereichen der Wirtschaftspolitik müssen die Beteiligten stabilitätsgerecht handeln. Eine besondere Verantwortung haben dabei die Finanz- und Lohnpolitik."
Hans Tietmeyer hat sich als Ergänzung der Währungsunion eine vertiefte politische Integration gewünscht. Für ihn war aber auch immer klar, dass die einzelnen Mitgliedstaaten eine entscheidende Verantwortung für die Stabilität des Währungsraums tragen, solange die fiskal- und wirtschaftspolitische Souveränität auf nationaler Ebene liegt. Insofern ist es erfreulich und ich denke ganz im Sinne von Hans Tietmeyer, dass in dem Ende Mai von den zuständigen Kommissaren vorgelegten Bericht zur Zukunft der Wirtschafts- und Währungsunion Schuldenvergemeinschaftung generell abgelehnt und insbesondere auf das notwendige Gleichgewicht von Haftung und Handeln hingewiesen wird. Eine zusätzliche Risikoteilung darf also erst dann erfolgen, wenn auch Kompetenzen substanziell auf die Gemeinschaftsebene übertragen wurden und stabilitätsorientierte Entscheidungen gewährleistet sind.
Entgegen dem Satz von Jean Monnet, wonach "Europa in Krisen geschmiedet wird"
, stand für Hans Tietmeyer immer fest, dass ein "...Fortschreiten der Integration nicht das Kind einer krisenhaften Zuspitzung sein [sollte], die keinen anderen Ausweg mehr läßt, sondern ein ‚Wunschkind‘, geboren aus dem gemeinsamen Willen zu mehr Gemeinsamkeit."
So hatte er es seinerzeit ausgedrückt. Hans Tietmeyer hat im Übrigen nie mit dem Verlust der geldpolitischen Autonomie gehadert und immer die stabilitätspolitischen Interessen Europas im Blick gehabt. Gemeinsam mit Otmar Issing, dem ersten Chefvolkswirt der EZB, brachte er die stabilitätsorientierte Position der Bundesbank in den EZB-Rat ein. Dabei sah er seine Rolle ausdrücklich nicht als Vertreter deutscher Interessen, er sah sich in der Geldpolitik vielmehr als Vertreter des gesamten Euroraums. In seiner Abschiedsrede als Bundesbankpräsident im August 1999 sagte er: "Die Bundesbank sollte auch im neuen Euro-Verbund [...] ein stets verlässlicher, sachkundiger und engagierter Anwalt für dauerhaft stabiles Geld sein."
Ich denke, es besteht kein Zweifel, dass die Bundesbank diesem Anspruch von Hans Tietmeyer bis heute gerecht wird.
Dabei hat Hans Tietmeyer auch gesehen, dass Stabilität nicht nur mit Bezug auf den Geldwert unverzichtbar ist, sondern dass Stabilität auch hinsichtlich des internationalen Finanzsystems eine große Herausforderung darstellt. Nicht zuletzt lässt sich Geldwertstabilität in einem instabilen Finanzsystem kaum erreichen. Die Finanzkrisen der 1990er Jahre haben ihm die Bedeutung der Finanzstabilität vor Augen geführt, auch wenn deren Auswirkungen begrenzt waren, insbesondere im Vergleich zur globalen Finanzkrise ab dem Jahr 2007. Fast visionär betrieb Hans Tietmeyer insofern die Gründung des Finanzstabilitätsforums im Jahr 1999. Später, im Zuge der globalen Finanzkrise, machten die G20 dieses Gremium mit einem breiteren Mandat und einem erweiterten Mitgliederkreis zum Financial Stability Board. Es ist heute Dreh- und Angelpunkt der internationalen Finanzstabilitätsdiskussion und der Bemühungen, das internationale Finanzsystem durch gemeinsame Regeln widerstandsfähiger zu machen. Ohne dieses, auf Hans Tietmeyer zurückgehende Gremium wären die nennenswerten Fortschritte der internationalen Gemeinschaft in den vergangenen Jahren nicht möglich gewesen.
Das Fundament von Hans Tietmeyers Wirken für Europa und für Stabilität war seine marktwirtschaftliche Überzeugung, die seine frühen Lehrer wie Alfred Müller-Armack und Ludwig Erhard in ihm verankert hatten. Zeit Lebens warb er für mehr Wettbewerb, weniger staatliche Bevormundung, mehr Verantwortung des Einzelnen für sein Schicksal und mehr Freiraum für Eigeninitiative. Unauflösbar zur Wettbewerbsorientierung gehörte dabei für ihn das Eintreten für stabiles Geld. Denn Inflation beeinträchtigt die Informations- und Lenkungsfunktion der Preise, weil Änderungen der relativen Preise und des allgemeinen Preisniveaus dann nicht mehr voneinander unterschieden werden können. Inflation zerstört also die Grundlage der Marktwirtschaft. Deshalb war für Walter Eucken Preisstabilität auch ein konstituierendes Merkmal einer Marktwirtschaft. Hans Tietmeyers ordnungspolitisches Engagement ließ ihn viele Jahre lang das Kuratorium der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft leiten, nachdem er im Jahr 1999 aus dem Amt des Bundesbankpräsidenten ausgeschieden war.
Bundespräsident Köhler zeichnete die großen Linien von Hans Tietmeyers Wirken anlässlich seines 75. Geburtstags wie folgt: "Ihr Name", und damit sprach er Hans Tietmeyer an, – "steht für die prinzipientreue Verteidigung der Grundwerte der Sozialen Marktwirtschaft und für die erfolgreiche Übertragung des bewährten Modells der Deutschen Bundesbank auf die europäische Wirtschafts- und Währungsunion."
3 Schluss
Einige Monate bevor Hans Tietmeyer aus dem Amt des Bundesbankpräsidenten ausschied, wurde hier auf dem Bundesbankgelände von Heimatfreunden aus Metelen eine westfälische Eiche angepflanzt. An ihrem Fuß ist eine Bronzeplatte befestigt, auf der geschrieben steht: "Dem Herrn Bundesbankpräsidenten
Prof.
Dr.
Dr. Hans Tietmeyer, Ehrenbürger der Gemeinde Metelen"
; und dann auf Westfälisch Platt: "Met düsse Meidelske Eick säg wie Di Danke."
(Mit dieser Metelener Eiche sagen wir Dir Danke).
Hans Tietmeyer, der selbst Hand anlegte beim Anpflanzen, zitierte dabei den französischen Ökonomen Leon Walras, der einmal schrieb: "Wenn man kurzfristig ernten will, baut man Möhren und Salat an. Hat man Ehrgeiz, pflanzt man Eichen. Und dann kann man sagen, meine Nachkommen werden mir ihren Schatten verdanken."
Nach bald zwei Jahrzehnten spendet das damals gepflanzte Bäumchen mittlerweile ansehnlichen Schatten. Die Eiche wird weiter wachsen. Und nicht wenige werden dankbar sein für den größer werdenden Schatten – und dabei an Hans Tietmeyer denken, den Präsidenten, der dafür gesorgt hat, dass die europäische Währungsunion im Lichte der Stabilitätstradition der Bundesbank gestaltet wurde.