Die "Kulturfrau" der 50-Pfennig-Münze als Symbol für Wohlstand und Wachstum Rede bei der Aufforstungsaktion zu Ehren der "Kulturfrauen" und Jo Werner
Es gilt das gesprochene Wort.
Meine Damen und Herren,
wer säet, wird ernten. Wer pflanzt, wird selber wachsen. Das zeigt uns die knieende Figur einer Frau mit einem Eichensetzling. Diese bescheiden wirkende Münze im Wert von 50 Pfennigen ist ein Symbol für Wohlstand und Wachstum. Sie werden sich vielleicht fragen: Wie kann das sein? Und was hat die Bundesbank damit zu tun? Die allerersten Ausgaben der Pfennig-Münzen nach der Währungsreform, darunter eben auch die 50-Pfennig-Münze, wurden von der Bank deutscher Länder herausgegeben. Von daher haben wir – als Rechtsnachfolgerin – das Glück, zu dieser Münze ein gut bestücktes Archiv zu haben. Ich kann Ihnen heute also aus erster Hand berichten.
Mit Schreiben vom 4. November 1948 beauftragte die Bank deutscher Länder verschiedene Künstler mit der Abgabe von Münzentwürfen für die 50 Pfennig-Stücke. Es sollte ein unpolitisches Bild gefunden werden. Der Städel-Schüler Richard Martin Werner, seit 1937 in Oberursel tätig, reichte am 2. Januar 1949 seine Entwürfe ein. Er hatte die Vorderseite mit dem „baumpflanzenden Mädchen“, wie es in unseren Akten heißt, ausgestattet.
Das Bild würdigt die sogenannten Kulturfrauen. Sie leisteten die Arbeit, den in Kriegszeiten über Gebühr beanspruchten Wald aufzuforsten. Es geht also um das Pflanzen, das Wachstum, ja um Hoffnung nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs. Und: Es ist eine junge Eiche, die Eiche als das Symbol Deutschlands, die hier in den Boden gesetzt wird. Mithin also ein neues Deutschland, das hier – nach Krieg, Schuld und Leid – beginnen soll.
Noch etwas kommt hinzu, was mit unserer Münze zu tun hat. Diese Münze war der höchste damals in Metall geprägte Wert der neuen Währung. Es war ein kleines Vermögen. Und sie ist bis heute gültig. Die Bundesbank tauscht sie ohne zeitliche Begrenzung um.
Aber klar: Nach dem, was ich mittlerweile über diese Münze weiß, würde ich sie lieber aufbewahren, wenn ich eine finden würde. Denn sie ist zwar klein, aber sie erzählt viele Geschichten. Und gerade heute brauchen wir diese Geschichten – von Wachstum, von Arbeit und Fleiß – und vor allem von Zuversicht.