Bau der neuen Bundesbank-Filiale in Dortmund – Festakt "Richtfest"

Es gilt das gesprochene Wort.

1 Einleitung

Sehr geehrter Herr Landesfinanzminister Dr. Norbert Walter-Borjans,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Ullrich Sierau,
sehr geehrter Vorstandskollege Dr. Johannes Beermann, Lieber Johannes
sehr geehrter Herr Architekt Bernhard Busch,
sehr geehrte Frau Präsidentin Margarete Müller,
meine sehr verehrten Damen und Herren,

ein landläufiges Sprichwort sagt:

die Feierstunde hat geschlagen,
es ruhet die geübte Hand.
Nach harten, arbeitsreichen Tagen
grüßt stolz der Richtkranz nun ins Land.

ich freue mich in diesem Sinn, diesen wichtigen Meilenstein im Projekt "Neue Filiale" der Bundesbank mit Ihnen allen heute feiern zu können. Dies ist nach meiner Rede beim Reinoldimahl in Dortmund im Mai 2011, den Pressekonferenzen im Mai 2011 und April 2014 sowie dem ersten Spatenstich und der Grundsteinlegung bereits mein sechster offizieller Termin im Zusammenhang mit unserem Neubau hier in Dortmund. Es ist das erste Mal, dass ich hier nach Dortmund-Aplerbeck gereist bin und schon von weitem gesehen habe: Der Bau ist nicht mehr nur auf Bauplänen und in den Köpfen der vielen Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter präsent. Sondern hier sind nun die Konturen der Gebäude deutlich zu erkennen. Und es erfüllt mich mit Freude, Herrn Raddatz, dem Polier, beim Richtspruch zuzuhören sowie dem Hochziehen des Richtkranzes beizuwohnen.

2 Neue 50-Euro-Banknote

Diese Feier findet einen Tag vor der Einführung der neuen 50-Euro-Banknote statt. Ab morgen ist der vierte "Neue" im Umlauf, der seinen Vorgänger aus der Erstausgabe der Euro-Banknotenserie ablösen wird. Die 50-Euro-Banknote ist mit einem Anteil von 46 Prozent bei der Stückzahl und 41 Prozent beim Wert die wichtigste Eurobanknote. 5.400 Tonnen wurden davon gedruckt und werden ab morgen grammweise in Umlauf gebracht.

Die neuen Scheine ähneln zwar auf den ersten Blick denen aus der bisherigen Serie. Im Detail sind sie aber höchst innovativ und mit einer Reihe von neuen und verbesserten Sicherheitsmerkmalen ausgestattet. Im Falle des neuen Fünfzigers sind dies – wie schon beim Zwanziger – das Porträtfenster, das Wasserzeichen mit der Europa sowie die Smaragdzahl. In punkto Fälschungssicherheit können wir in der Eurozone und insbesondere in Deutschland auf eine Erfolgsgeschichte zurückblicken: Der Euro ist zwar ein begehrtes Zielobjekt für Fälscher; er ist jedoch durch seine spezifische Gestaltung und die Kombination der Echtheitsmerkmale nur schwer zu imitieren. Da Falschgeld nur in sehr geringem Maße im Bargeldkreislauf auftaucht, können wir uns bei der Benutzung des Bargelds sicher fühlen. Rechnerisch kamen im vergangenen Jahr im Euroraum auf 10.000 Einwohner nur 20 Fälschungen, in Deutschland waren es sogar nur zehn; rein statistisch muss man 1.000 Jahre alt werden, um einmal im Leben mit Falschgeld in Berührung zu kommen.

3 Strategische Ziele und Bargeldkreislauf in Deutschland

Den Bargeldkreislauf frei von Falschgeld zu halten, also für effektive Falschgeldprävention und -bekämpfung zu sorgen, ist eines der strategischen Ziele der Bundesbank.

Weitere wichtige Ziele sind:

  • eine effiziente Bargeldversorgung und -infrastruktur
  • reibungslose Bargeldversorgung auch im Not- und Krisenfall
  • sowie eine hohe Qualität des Banknotenumlaufs

zu gewährleisten.

Um diese strategischen Ziele zu erfüllen, verfügt die Deutsche Bundesbank über ein flächendeckendes Filialnetz; und dafür bauen wir auch die Neue Filiale. Unsere Filialen nehmen eine Schlüsselposition im Bargeldkreislauf ein. Sie bearbeiten pro Jahr 15 Milliarden Stück Banknoten. Die Zahl wirkt nicht ganz anschaulich. Wenn man sich aber das Gewicht einer Banknote von etwa einem Gramm vor Augen führt, dann wird deutlicher, dass die Mitarbeiter der Deutschen Bundesbank pro Jahr 15.000 Tonnen Banknoten grammweise bearbeiten. Ein Teil des Bargeldkreislaufs findet "vor den Toren der Bundesbankfilialen" statt, beispielweise durch den Einsatz von Geldautomaten, die sowohl für Ein- als auch Auszahlungen genutzt werden können. Für solche Geräte gibt es eine Überwachung, ein Monitoring durch Bundesbanker, die sich vergewissern, dass auch hier nur echtes und umlaufsfähiges Geld in die Hände des Kunden gelangt, vergleichbar als wenn die Banknoten direkt von einer Bundesbankfiliale ausgezahlt werden.

Dieses Miteinander der Bundesbank mit den übrigen Bargeldakteuren, insbesondere den Banken und Sparkassen sowie den Werttransportunternehmen, führt zu einem charakteristischen Bargeldkreislauf, der im Einklang mit unseren strategischen Zielen eine sehr effiziente und sichere Bargeldversorgung garantiert. Erwähnenswert ist, dass sich trotz einer gemeinsamen Währung in der Eurozone unterschiedliche nationale Bargeldkreisläufe herausgebildet haben: Sie ergeben sich u.a. daraus, dass die jeweilige nationale Notenbank andere strategische Akzente setzt und auch die Präferenzen der Bürgerinnen und Bürger unterschiedlich sind.

4 Vorteile des Bargelds

Die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland sind traditionell sehr bargeldorientiert. Eindrucksvoll zeigt sich dieses an der Steigerung des Bargeldumlaufs im Euro-Raum: Betrug dieser Anfang 2002 noch 220 Mrd. Euro, so waren es drei Jahre später Ende 2004 schon 500 Mrd. Euro. 10 Jahre später Ende 2014 waren es mehr als 1.000 Mrd. Euro. Im letzten Jahr ist der Banknotenumlauf im Euro-Raum um weitere 4 Prozent gestiegen. Die Bundesbank hat sogar 7 Prozent mehr Banknoten wegen der erhöhten Nachfrage ausgegeben.
Ich gehe davon aus, dass sich an diesen Zahlen in naher Zukunft nichts ändern dürfte und insofern läuft die Diskussion um eine Abschaffung des Bargelds ins Leere. Bargeld war gestern wichtig, ist heute wichtig und wird auch morgen wichtig bleiben. Denn die Deutschen wissen die Vorzüge von "Cash" sehr zu schätzen:

  • Mit Bargeld kann erstens direkt Zug um Zug bezahlt werden, das heißt weder der Verkäufer, noch der Käufer einer Ware muss in Vorleistung treten. Beide sind so gegen eine Insolvenz der Gegenseite geschützt.
  • Weiterhin ermöglichen Barzahlungen eine gute Kontrolle der Ausga-ben. Wird ein bestimmtes Budget – etwa für Haushaltsausgaben – in bar gehalten, dann signalisiert ein Blick in den Geldbeutel, ob weitere Ausgaben möglich sind oder nicht.
  • Bargeld benötigt außerdem keine technische Infrastruktur. Dadurch kann es auch im Not- und Krisenfall als Zahlungsmittel verwendet werden.
  • Ein weiterer Aspekt ist, dass Bargeld ohne nennenswerte Zugangsbeschränkungen zum Bezahlen verwendet werden kann. Auch Bevölkerungskreise, die keinen vollen Zugang zu bargeldlosen Zahlungsmitteln haben, können so am Wirtschaftsleben teilnehmen.
  • Darüber hinaus sind Transaktionen mit Bargeld anonym. Wenn Bar-geld zum Bezahlen verwendet wird, dann sind Art und Umfang der zugrunde liegenden Transaktion für Dritte nicht nachvollziehbar.
  • Und schließlich dienen Banknoten und Münzen nicht nur als Zahlungs- sondern auch als Wertaufbewahrungsmittel.

5 "Neue Filiale" – sowohl ein IT- als auch ein Bauprojekt

Aber zurück zum Bargeldkreislauf – und nun sind wir wieder hier in Dortmund-Aplerbeck, in der Marsbruchstraße. Die Bargeldversorgung stellt die Bundesbank durch ihr flächendeckendes Filialnetz sicher. Dies sind neben 30 weiteren Standorten die derzeit fünf Filialen im Rhein-Ruhr-Gebiet: Bochum, Düsseldorf, Essen, Hagen und die Filiale Dortmund am Hiltropwall. Diese werden im Jahr 2019 zur Neuen Filiale fusionieren, die dann die größte und modernste im Bundesbanknetz sein wird und die 12 Millionen Menschen mit Bargeld versorgen wird.

Die Modernität zeigt sich vor allem in der Ausgestaltung der Logistik in der Neuen Filiale: Der Tresor wird als Hochregallager angelegt, fahrerlose Transportsysteme sowie Förderbänder sorgen für den internen Transport der Banknoten. 15 hochmoderne Banknotenbearbeitungssysteme sortieren das eingezahlte Bargeld in Päckchen und Pakete, die vollautomatisch in Folie eingeschweißt und in den Tresor befördert werden.

Lassen Sie mich an dieser Stelle auf einen Themenbereich hinweisen, der im Zeitalter der Digitalisierung immer wichtiger wird und der jedoch hier beim Richtfest gar nicht sichtbar ist.

Ein derart komplexes Logistikgebäude mit hoher Automatisierung stellt auch enorme Anforderungen an die IT, die ja all dies steuert. Deshalb wird sozusagen auf einer virtuellen Baustelle schon seit Jahren intensiv an Kommunikationslösungen, IT-Infrastruktur und Softwaresystemen gearbeitet. Im Jahr 2019 zur Eröffnung werden dann sowohl das Bauprojekt als auch das IT-Projekt zur Neuen Filiale zusammengeführt.

Liebe Gäste,

mit dem Bau der Neuen Filiale in Dortmund unterstreicht die Bundesbank, dass sie die flächendeckende Bargeldversorgung über ihr Filialnetz auch zukünftig gewährleistet, und zwar sicher, effizient und innovativ.

6 Schluss

Ich möchte nun das Wort übergeben an den Finanzminister des Landes Nordrhein-Westfalen Herrn Dr. Walter-Borjans.