Abschlussrede Symposium „Sichere Bargeldversorgung – auch in der Krise“

Es gilt das gesprochene Wort.

1 Einleitung

Sehr geehrte Damen und Herren, 

ich begrüße Sie alle ganz herzlich und freue mich über ihr großes Interesse an unserem Symposium. Welche Rolle spielt Bargeld in Not- und Krisenfällen? Noch bis vor ein paar Jahren wäre diese Frage hierzulande vermutlich nicht als sonderlich relevant wahrgenommen worden. Krisen waren in Deutschland vergleichsweise selten. Pandemien, Naturkatastrophen oder Mangellagen kannte man eigentlich nur aus den Medien und sie betrafen zumeist weit entfernte Regionen. Dies hat sich in der jüngeren Vergangenheit leider geändert. Denken Sie nur an die Stichworte „Corona-Pandemie“ oder „Ahrtalflut“. Und der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat hierzulande die Versorgungssicherheit mit Gas und Elektrizität in Frage gestellt.

Diese Ereignisse geben uns Anlass, die Krisenfestigkeit unserer Wirtschaft einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Beispielsweise haben sich in der Pandemie die Lieferketten des produzierenden Gewerbes weit weniger stabil gezeigt, als wir dies zunächst vermutet hätten. Für uns als Notenbank liegt es da nahe zu fragen: Wie sicher ist eigentlich die Versorgung der Menschen mit Bargeld auch und gerade in einem Krisenfall? Und welche Rolle spielt Bargeld insgesamt für unsere Wirtschaft in Zeiten erhöhter Unsicherheit? Könnten die Menschen im Krisenfall kein Bargeld abheben oder würde das Bezahlen an der Kasse erschwert werden – ja würde auch nur der Eindruck erweckt werden, dass dies der Fall sei – so könnte die eigentliche Krise durch die zu erwartenden wirtschaftlichen Verwerfungen noch weiter verschärft werden. Umgekehrt gilt: Wenn die Menschen merken, dass die Bargeldversorgung auch bei einer Pandemie oder einem längeren Stromausfall sicher und wie gewohnt funktioniert, dann dürfte dies zur allgemeinen Beruhigung und womöglich zu einer Abschwächung der Krise beitragen.   

Hier und heute haben wir schon eine beeindruckende Fülle an Beiträgen zur Rolle des Bargelds in Krisenzeiten gehört. Als Schlussredner möchte ich an dieser Stelle den Blick noch einmal weiten und das große Ganze betrachten. Dabei werde ich einzelne Aspekte herausgreifen, die mir besonders relevant erscheinen, und insbesondere auf die Rolle der Bundesbank bei der Sicherung der Bargeldversorgung eingehen.

2 Die Nachfrage nach Bargeld in Krisenzeiten

Zunächst möchte ich eine grundlegende Unterscheidung zwischen zwei unterschiedlichen, aber verwandten Fragestellungen treffen, die beide heute schon angesprochen wurden. 

  • Die erste Frage betrifft die Rolle des Bargelds als sicheren Hafen in stürmischen Zeiten. In Krisenzeiten können wir regelmäßig einen Anstieg der Bargeldnachfrage beobachten, quasi eine „Flucht ins Bargeld“. 
  • Davon abzugrenzen ist die zweite Frage, nämlich wie sicher oder krisenfest die Versorgung der Wirtschaft mit Bargeld ist und wie wir hier bestmöglich Vorsorge treffen können. 

Ein paar Worte zunächst zur Nachfrage nach Bargeld in Krisenzeiten: Wie heute mehrfach festgestellt wurde, ist die Nachfrage nach Banknoten und Münzen im Euroraum und auch in Deutschland gerade in Zeiten von Krisen deutlich gestiegen. Besonders in der Corona-Pandemie zog die Banknotennachfrage kräftig an. Während die Bundesbank im Jahr 2019 netto Euro-Banknoten in Höhe von 59 Milliarden Euro auszahlte, waren es im darauffolgenden ersten Jahr der Pandemie 71 Milliarden Euro und im Jahr 2021 immerhin noch 63 Milliarden Euro.[1] Vergleichbare Entwicklungen sehen wir bei anderen Krisen und auch außerhalb des Euroraums.[2]

In Krisenzeiten tendieren die Menschen also aus Vorsichtsmotiven zu einer Hortung von Bargeld. Durch diese Wertaufbewahrung erklärt sich dann auch das sogenannte „Cash paradox“ – also die Beobachtung, dass trotz einer rückläufigen Nutzung von Bargeld als Zahlungsmittel die Gesamtnachfrage nach Bargeld weiter ansteigt. Die zunehmende Verwendung von Bargeld als Wertaufbewahrungsmittel gleicht dessen zurückgehende Verwendung als Zahlungsmittel mehr als aus. Aus der beobachteten Nachfrage nach Bargeld in Krisenzeiten lassen sich zwei interessante Schlüsse ziehen. Erstens kommt der Nachfrage nach Bargeld eine Indikatorfunktion zu. Als eine Art „Krisenbarometer“ lässt sich an ihr ein erhöhtes Maß an wirtschaftlicher Unsicherheit ablesen. Zweitens haben die Menschen in Krisenzeiten ganz offenbar ein psychologisches Bedürfnis nach etwas Handfestem und Vertrautem – und dieses Bedürfnis befriedigen sie mit Bargeld. 

Im heutigen Beitrag von Frau Pitters sind diese psychologischen Aspekte des Bargelds schon eingehend beleuchtet worden. Das Bargeld übernimmt in der Krise offenbar die Rolle eines Vertrauensankers, der manchen Menschen hilft, in schwierigen Zeiten ruhiger zu schlafen. Davon abgesehen existieren aber auch ganz handfeste Gründe, einen maßvollen Vorrat an Bargeld Zuhause zu verwahren. Im Falle einer Notsituation, etwa eines längeren Stromausfalls oder einer Cyber-Attacke, kann mit Bargeld nämlich unabhängig von technischer Infrastruktur bezahlt werden. 

3 Krisenfeste Bargeldversorgung

Meine Damen und Herren, 

damit komme ich zur zweiten aufgeworfenen Frage, nämlich wie wir damit umgehen, wenn das Bargeld selbst „Teil der Krise“ ist, also die Versorgung der Wirtschaft mit Bargeld durch ein Krisenereignis gestört oder gefährdet wird. In der Bundesrepublik liegt der gesetzliche Sorgeauftrag für die Versorgung der Wirtschaft mit Bargeld bei der Deutschen Bundesbank. Hierfür sind wir aber nicht alleine verantwortlich. Kreditinstitute, Wertdienstleister und unabhängige Geldautomatenbetreiber leisten ebenso einen wichtigen Beitrag. In der Bundesbank leiten wir aus diesem gesetzlichen Auftrag auch die Notwendigkeit ab, für Krisen- und Notfälle Vorsorge zu treffen. 

In diesem Zusammenhang kommt mir ein Zitat des Berliner Virologen Christian Drosten in den Sinn, der zu Beginn der Pandemie einmal sagte: „There is no glory in prevention.[3] Auf Deutsch: Durch Krisenprävention lässt sich wenig Ruhm erlangen. Vorsorge zu treffen ist also ein undankbares Geschäft, das von der Öffentlichkeit und in den Medien nur selten honoriert wird. Zahlt sich die Vorsorge aus und ein Krisenereignis wird abgewendet, dann ist das kaum eine Meldung wert. Umgekehrt gilt aber: Sollte es zu Problemen kommen und die Krisenvorsorge versagen, dann sind der zu erwartende Aufschrei und das mediale Echo groß.

Aber auch wenn Krisenvorsorge manchmal schwierig erscheinen mag: In der Bundesbank als öffentlich-rechtlicher und dem Gemeinwohl verpflichteter Institution nehmen wir uns selbstverständlich dieses Themas an. Krisenvorsorge und Gefahrenabwehr sind elementare staatliche Aufgaben, denen wir uns in der Bundesbank stellen müssen. Denn die Bürgerinnen und Bürger erwarten zurecht eine robuste und krisensichere Versorgung mit Bargeld. In der Bundesbank und speziell im Bereich Bargeld ist der Gedanke der Krisenvorsorge übrigens nicht neu. Historisch Interessierte unter Ihnen werden womöglich wissen, dass die Bundesbank zu Zeiten des Kalten Krieges im Tal der Mosel eine Bunkeranlage betrieb, in der eine Notstandswährung, die sogenannte Ersatzserie „BBk II“, für alle Fälle vorgehalten wurde.[4] Zum Glück musste diese nie zum Einsatz kommen und der besagte Bunker ist heute ein privat geführtes Museum.

Aber auch ganz aktuell steht die Krisenprävention im Fokus. Im vergangenen Herbst gab es die begründete Sorge vor einer Gasmangellage und möglichen großflächigen Stromausfällen. Für die Bundesbank stellte sich daher sehr akut die Frage nach den Auswirkungen solcher Szenarien für unsere eigenen Filialen und den gesamten Bargeldkreislauf. Bei unseren Analysen zeigte sich, wie wertvoll es ist, dass die Bundesbank über ein flächendeckendes Filialnetz, bestehend aus bundesweit 31 Standorten, verfügt. Wenn einzelne Filialen ausfallen, kann der Ausfall durch andere Standorte, zumindest für einige Zeit, kompensiert werden. Wir erreichen hier also durch die breite geografische Streuung unserer Filialen eine starke Resilienz. 

Gut ausgebaut ist übrigens auch das deutschlandweite Netz an möglichen Bezugsquellen von Bargeld für die Bürgerinnen und Bürger. Im Jahr 2021 gab es hierzulande etwa 55.000 Geldautomaten und 23.000 Bankstellen.[5] Für den Bargeldbezug am nächstgelegenen Geldautomaten oder Bankschalter müssen Bürgerinnen und Bürger im Schnitt lediglich 1,7 Kilometer zurücklegen. Und mit Cashback beziehungsweise Cash-in-Shop können die Bürgerinnen und Bürger auch direkt über den Einzelhandel Bargeld erhalten. 

Manch einer mag einwenden, dass ein möglicher Versorgungsengpass mit Bargeld doch gar nicht so schlimm sei und allzu große Vorsichtsmaßnahmen übertrieben erscheinen. Schließlich könnten die Bürgerinnen und Bürger im Ernstfall einfach auf elektronische Zahlungsmittel zurückgreifen. Diesen Stimmen halte ich entgegen, dass das Bargeld unter allen Zahlungsmitteln nach wie vor eine herausgehobene Stellung einnimmt. Laut unserer aktuellen Zahlungsverhaltensstudie wurden im Jahr 2021 58 Prozent aller Transaktionen an der Ladenkasse bar getätigt.[6] 

Eine vollständige Substitution des Bargelds im Krisenfall erscheint daher unrealistisch, zumal nicht alle Bürgerinnen und Bürger den Umgang mit elektronischen Zahlungsmitteln gewohnt sind und nicht alle Einzelhändler über elektronische Zahlungsterminals verfügen. Trotzdem bin ich natürlich froh, dass es auch zum Bargeld Alternativen gibt, denn auch das erhöht die Krisenfestigkeit unserer Wirtschaft. Dass es nützlich ist, Alternativen zu haben, hat sich beispielsweise zuletzt im Mai und Juni vergangenen Jahres gezeigt. Hier wurde allerdings nicht das Bargeld ersetzt, sondern umgekehrt: Das Bargeld kam vermehrt zum Einsatz, als elektronische Zahlungsterminals aufgrund eines Softwarefehlers über mehrere Tage lang nicht funktionierten. Dieser Fall wurde heute Morgen schon von Bundesbankpräsident Nagel erwähnt und ich finde, er zeigt ganz eindeutig, dass das Bargeld auch in einer Welt zunehmend elektronischer Zahlungen seinen berechtigten Platz hat.

4 Das Zusammenspiel der Bargeldakteure in Krisenfällen

Meine Damen und Herren,

an dieser Stelle möchte ich ein kurzes Zwischenfazit ziehen. Manche Kritiker behaupten, dass Bargeld habe in jüngerer Zeit einen Bedeutungsverlust erfahren. Angesichts der aufgezeigten Entwicklungen und der aktuell unruhigen Zeiten möchte ich jedoch vielmehr von einem Bedeutungswandel sprechen. Erstens stieg die Bedeutung des Bargelds als Wertspeicher in den vergangenen Jahren weiter an und das gerade und vor allem in Krisenzeiten. Damit gewinnt die Funktion der Wertaufbewahrung gegenüber der Funktion als Zahlungsmittel zunehmend an Gewicht. Zweitens sehen wir, dass das Bargeld als Krisenanker und als Rückfalloption in Zeiten erhöhter Unsicherheit eine herausgehobene Rolle spielt und die Krisenfestigkeit unserer Wirtschaft insgesamt erhöhen kann. 

Kurzum: Eine zuverlässige und flächendeckende Versorgung mit Bargeld ist und bleibt ein erstrebenswertes Ziel. Angesichts der uns umgebenden Krisen ist es folglich umso wichtiger, uns Gedanken darum zu machen, wie wir auch unter widrigen Umständen die Bargeldversorgung aufrechterhalten können. Ich hatte gerade schon erwähnt, dass im deutschen Bargeldkreislauf viele Akteure eingebunden sind – neben der Bundesbank vor allem Banken, Wertdienstleister und Geldautomatenbetreiber. Das ist einerseits gut, denn es verringert die Abhängigkeit der gesamten Bargeldlogistik von einzelnen Akteuren, etwa einem einzelnen Wertdienstleister. Andererseits macht es die Dinge aber auch komplizierter, da eine große Anzahl von Akteuren den Kommunikations- und Abstimmungsbedarf untereinander vergrößert. Gleichzeitig stehen, je nach Art der Krise, Kommunikationswege womöglich nur eingeschränkt zur Verfügung. Die Menschen hierzulande haben aber ein berechtigtes Interesse daran, dass sie auch in einer Krise schnell und unkompliziert an ihr Bargeld kommen. Daher ist es wichtig, dass alle Bargeldakteure schnell handeln können, Krisenroutinen eingespielt sind und die Kommunikation untereinander auch bei technischen Ausfällen gewährleistet bleibt. 

An dieser Stelle möchte ich daher noch einmal das Projekt BASIC hervorheben, von dem heute schon mehrfach die Rede war.[7] Als ein Verbundprojekt aus Wissenschaft und Bargeldwirtschaft trägt es in meinen Augen maßgeblich dazu bei, ein gemeinsames Verständnis aller Bargeldakteure von den Herausforderungen in Not- und Krisenfällen zu entwickeln. Zudem bietet es für verschiedene Krisenszenarien konkrete Handlungsstrategien und berücksichtigt dabei konsequent wissenschaftliche Erkenntnisse im Bereich der Krisen- und Notfallvorsorge. Initiativen wie BASIC, aber auch Symposien wie dieses hier, zeigen, wie enorm fruchtbar der Austausch zwischen den einzelnen Akteuren der Bargeldwirtschaft sein kann. 

Diesen Austausch der Bargeldakteure betreiben wir schon heute sehr erfolgreich in diversen Formaten. Besonders vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen sehe ich aber bei den Möglichkeiten des Dialogs noch ungehobenes Potential. Dieses Potential wollen wir zukünftig noch besser nutzen! Mein persönliches Ziel ist es daher, den Austausch untereinander weiter zu intensivieren und zu institutionalisieren – und zwar in Form eines Nationalen Bargeldforums. 

Die Bundesbank als marktneutraler Akteur mit gesetzlichem Sorgeauftrag ist prädestiniert, die Rolle eines Initiators und Koordinators eines solchen Austausches wahrzunehmen. Ein Vorbild hierfür wäre das Forum Zahlungsverkehr. Dieses treibt seit Jahren sehr erfolgreich den Dialog zwischen verschiedenen Akteuren des unbaren Zahlungsverkehrs voran. Derzeit machen wir uns Gedanken über eine konkrete Ausgestaltung. Mir schwebt vor, dass ein großes Themenspektrum von einem breiten Teilnehmerkreis behandelt wird. Als Schlagworte für mögliche Themen seien hier etwa der Zugang zu und die Akzeptanz von Bargeld, Fragen der Digitalisierung und Nachhaltigkeit oder Sicherheitsaspekte der Bargeldlogistik genannt. Eine Auftaktveranstaltung planen wir für den Anfang des kommenden Jahres. Ich bin davon überzeugt, dass ein solches Dialogformat einen großen Nutzen für die Bargeldakteure und natürlich auch für die Bürgerinnen und Bürger haben wird. Zudem kann es dabei helfen, den hohen Stellenwert, den das Bargeld in der Bevölkerung genießt, auch gegenüber der Politik zu unterstreichen. 

5 Zur zukünftigen Rolle des Bargelds

Meine Damen und Herren, 

erfreulicherweise bilden Krisen nach wie vor eine Ausnahmesituation und nicht unser Alltagsgeschäft. Wir machen uns also auch Gedanken über Krisen, aber zum Glück nicht nur. Jenseits aller Krisen prägen weitere Entwicklungen, allen voran die Digitalisierung, den Umgang der Menschen mit Bargeld und anderen Zahlungsmitteln. Diese Entwicklungen finden ihren Ausdruck unter anderem in Überlegungen zu einem digitalen Euro, dessen Potenziale und möglichen Ausgestaltungsformen momentan von der EZB und den nationalen Zentralbanken des Eurosystems untersucht werden. 

Der digitale Euro ist ein spannendes Projekt. Mit ihm hätten die Menschen erstmals die Möglichkeit, Zugang zu Zentralbankgeld auch in digitaler Form zu erhalten. Noch hinzu kommt: Ein digitaler Euro wäre auch im Onlinehandel nutzbar sowie für Zahlungen an staatliche Stellen beziehungsweise von diesen. Der digitale Euro kann gerade dort punkten, wo Bargeld nicht hinreicht. Gleichwohl möchte ich betonen, dass es nicht die Absicht eines digitalen Euros wäre, das Bargeld zu ersetzen, lediglich würde er das Euro-Bargeld im digitalen Raum ergänzen. 

Das Eurosystem bekennt sich klar zum Bargeld, denn es besitzt zahlreiche Alleinstellungsmerkmale, die es für die Bürgerinnen und Bürger auch im digitalen Zeitalter zu einem gerne genutzten Zahlungsmittel machen. Das zeigt sich übrigens auch in unserer aktuellen Zahlungsverhaltensstudie. Rund 70 Prozent der befragten Deutschen halten die Möglichkeit, Bargeld nutzen zu können, für „ziemlich wichtig“ oder „sehr wichtig“.[8] 

Wenn die Menschen ihr Bargeld also gerne weiter nutzen möchten und seine Existenz zudem als Teil staatlicher Krisenvorsorge betrachtet werden kann, dann ist es entscheidend, dass die gut ausgebaute Bargeldinfrastruktur Deutschlands weiter erhalten bleibt. Bezugsquellen von Bargeld müssen also weiterhin einfach zu erreichen sein. Andernfalls droht eine Abwärtsspirale, bei der eine verminderte Bargeldnutzung einerseits und eine Reduzierung der Bezugsquellen andererseits sich gegenseitig verstärken. 

Welche Rolle das Bargeld hierzulande mittel- und längerfristig spielt, dazu machen wir uns in der Bundesbank derzeit mit einer Studie zum „Bargeld der Zukunft“ Gedanken. Zusammen mit einem privaten Forschungsanbieter entwickeln wir mögliche Szenarien für die zukünftige Nutzung von Bargeld und verwenden dabei auch Methoden aus der Zukunftsforschung. Mit ersten Ergebnissen der Studie können Sie im zweiten Halbjahr dieses Jahres rechnen. 

6 Schluss

Meine Damen und Herren, ich komme zum Schluss. Better safe than sorry heißt es im Englischen. Bei uns sagt man Vorsicht ist besser als Nachsicht. Diese Weisheiten gelten auch beim Bargeld, wie wir heute gesehen haben. Krisenvorsorge zu treffen und auf möglichst viele Eventualitäten vorbereitet zu sein, ist daher wichtig für alle Akteure des Bargeldkreislaufs. 

Die Bundesbank und die privaten Bargeldakteure stehen in der Tradition, die deutsche Bargeldversorgung stets geräuschlos und effizient zu organisieren. Auch während der jüngst herausfordernden Zeiten ist uns dies jederzeit gelungen. Damit dies zukünftig so bleibt, ist es wichtig, dass wir das Thema Krisenvorsorge noch stärker ins Auge fassen und den gemeinsamen Dialog vorantreiben. Veranstaltungen wie diese hier bilden dazu einen wichtigen Betrag. Daher möchte ich mich bei allen Teilnehmenden und Vortragenden an dieser Stelle sehr herzlich bedanken. Damit nun genug der Worte von mir. Den Dialog miteinander können wir jetzt sehr gerne noch bei einer Tasse Kaffee fortsetzen. Herzlichen Dank!  

 

Fußnoten:

  1. Vgl. Deutsche Bundesbank (2022), Nachfrage nach Euro-​Banknoten bei der Bundesbank: aktuelle Entwicklungen, Monatsbericht, April 2022, S. 71.
  2. Rösl, G., Seitz, F., (2021), Cash demand in times of crises, Weidener Diskussionspapiere Nr. 83.
  3. Vgl. https://www.ndr.de/nachrichten/info/48-Coronavirus-Update-There-is-glory-in-prevention,podcastcoronavirus224.html
  4. Vgl. Walburg, R (2011), „…für alle Fälle…“ – Die geheimnisvollen Banknoten aus der Zeit der Deutschen Mark, Geldgeschichte 2010 im Geldmuseum.
  5. Vgl. Deutsche Bundesbank (2023), Zugang zu Bargeld in Deutschland: Auswertungen zur räumlichen Verfügbarkeit von Abhebeorten, Monatsbericht, Januar 2023, S. 97.
  6. Vgl. Deutsche Bundesbank (2022), Zahlungsverhalten in Deutschland 2021, S. 3.
  7. Vgl. Wiegand, K., Brouer, L., Glöckner, P., Hageney, T., Kern, E., Kronberger, T., Rieckmann, J., Stuchtey, T., (2023), Ein Sicherheitskonzept zur Stärkung der Resilienz der Bargeldversorgung in Not- und Krisenfällen, BIGS Studie Nummer 9. 
  8. Vgl. Deutsche Bundesbank (2022), Zahlungsverhalten in Deutschland 2021, S. 41.