Vermögensbildung und Finanzierung in Deutschland im ersten Quartal 2012
Sektorale Ergebnisse der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung
Das Geldvermögen der privaten Haushalte ist im 1. Quartal 2012 um rund 91 Mrd € auf 4 805 Mrd € am Quartalsende gestiegen. Ein erheblicher Anteil dieses Anstiegs ist auf Kursgewinne an den Kapitalmärkten zurückzuführen; die Geldvermögensbildung selbst lag bei rund 52 Mrd €. Gleichzeitig wurde die Verschuldung geringfügig zurückgeführt. Bei den nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften belief sich die Geldvermögensbildung auf rund 40 Mrd €, gleichzeitig nahm ihre Außenfinanzierung um knapp 23 Mrd € zu.
Private Haushalte: Geldvermögensbildung stark, Verschuldung rückläufig
Die Geldvermögensbildung der privaten Haushalte fiel – wie auch in den Jahren zuvor – im 1. Quartal 2012 mit rund 52 Mrd € deutlich stärker aus als im Vorquartal (33 Mrd €). Zuwächse wurden im Wesentlichen bei den Bankeinlagen und den Ansprüchen gegenüber Versicherungen verzeichnet. Vor allem die Bankeinlagen (einschließlich Bargeldhaltung) haben erneut spürbar zugenommen. Sie sind im Berichtszeitraum um netto rund 21 Mrd € gestiegen und trugen somit einen Großteil zur Geldvermögensbildung bei. Dabei nahmen private Haushalte zum Teil eine negative reale Verzinsung in Kauf und bevorzugten überwiegend liquide Einlagen. Vor allem Sichteinlagen (einschließlich Bargeld), denen netto knapp 13 Mrd € zuflossen, wurden wie im Quartal zuvor als relativ attraktiv angesehen. Die Termingelder sind per saldo um rund 4 Mrd € gestiegen. Ähnlich entwickelten sich die Spareinlagen (einschließlich Sparbriefe), die einen Nettozufluss von ebenfalls gut 4 Mrd € verzeichneten.
Die festverzinslichen Wertpapiere (einschließlich Geldmarktpapiere) verzeichneten im Berichtsquartal dagegen abermals Nettoabflüsse in Höhe von knapp 3 Mrd €. Verantwortlich dafür dürften insbesondere die sinkenden Renditen inländischer Staatsanleihen gewesen sein, deren nominale Verzinsung teilweise sogar negative Werte annahm. Ein ähnliches Bild zeigte sich auch bei den Investmentzertifikaten, die per saldo in Höhe von rund 2 Mrd € abgestoßen wurden. Verkauft wurden unter anderem Rentenfonds und gemischte Wertpapierfonds. Auch der Aktienerwerb ist mit knapp 1 Mrd € – trotz der positiven Entwicklung an den Aktienmärkten – vergleichsweise schwach ausgefallen. Die in den vergangenen Jahren stetig gestiegenen Ansprüche gegenüber Versicherungen haben hingegen erneut um rund 17 Mrd € zugenommen.
Dieser transaktionsbedingte Anstieg des Geldvermögens wurde durch Bewertungseffekte im Umfang von rund 39 Mrd € zusätzlich verstärkt. Im Ergebnis führte dies am Ende des 1. Quartals 2012 zu einem Geldvermögen der privaten Haushalte in Höhe von 4 805 Mrd €.
Die Verschuldung der privaten Haushalte nahm im 1. Quartal 2012 leicht ab; per saldo wurden Kredite (einschließlich sonstiger Verbindlichkeiten) in Höhe von knapp 1 Mrd € abgebaut. Damit beliefen sich die gesamten Verbindlichkeiten am Quartalsende auf rund 1 549 Mrd €, und die Verschuldungsquote, definiert als Anteil der gesamten Verbindlichkeiten am annualisierten Bruttoinlandsprodukt, ging abermals leicht zurück. Sie betrug am Ende der Beobachtungsperiode rund 60 %.
Nichtfinanzielle Unternehmen: Geldvermögensbildung und Außenfinanzierung gestiegen
Die Geldvermögensbildung der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften belief sich im Berichtszeitraum auf insgesamt rund 40 Mrd € und fiel damit spürbar höher aus als im Vorquartal (12 Mrd €). Dabei war bei den Unternehmen eine teilweise Umschichtung von bank- zugunsten kapitalmarktbasierter Geldvermögensbildung zu beobachten. So wurden die Bankeinlagen (einschließlich Bargeld) im Umfang von rund 9 Mrd € zurückgeführt, während Beteiligungspositionen (einschließlich Investmentzertifikate) netto um knapp 15 Mrd € ausgebaut wurden. Diese Entwicklung dürfte unter anderem auf die im Berichtsquartal zu beobachtende kurzzeitige Entspannung auf den Finanzmärkten zurückzuführen sein, nicht zuletzt im Gefolge der geldpolitischen Lockerung im Euroraum. Auch die Gewährung von Handelskrediten sowie Anzahlungen an in- und ausländische Unternehmen trug mit mehr als 19 Mrd € maßgeblich zur Geldvermögensbildung der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften bei.
Die Außenfinanzierung nichtfinanzieller Unternehmen lag im Berichtszeitraum bei rund 23 Mrd € und ist somit gegenüber dem Vorquartal (20 Mrd €) etwas kräftiger ausgefallen. Die Hauptfinanzierungsquellen bildeten dabei die Mittelaufnahme über den Kapitalmarkt sowie die Inanspruchnahme von Handels- und Lieferantenkrediten. Festverzinsliche Wertpapiere (einschließlich Geldmarktpapiere) wurden in Höhe von knapp 4 Mrd € emittiert, während sie im Vorquartal noch um knapp 8 Mrd € netto getilgt worden waren. Dieser Anstieg dürfte unter anderem darauf zurückzuführen sein, dass sich die Finanzierungskonditionen für Unternehmen spürbar verbesserten, weil Investoren eine Alternative zu Staatsanleihen suchen. Die bankbasierte Finanzierung fiel dagegen trotz des günstigen Zinsumfeldes eher schwach aus. So stiegen die Kredite von inländischen Banken im Berichtsquartal nur um rund 2 Mrd €, während im vorangegangen Quartal noch 7 Mrd € an Bankkrediten aufgenommen wurden. Kredite bei inländischen Nichtbanken und aus dem Ausland wurden abermals getilgt (um rund 1 Mrd € netto), während Handels- beziehungsweise Lieferantenkredite mit knapp 7 Mrd € erneut kräftig zur Außenfinanzierung der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften beitrugen. Die Verschuldungsquote der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften, definiert als Summe der festverzinslichen Wertpapiere, Kredite und Pensionsrückstellungen gemessen am annualisierten Bruttoinlandsprodukt, ist im Vorquartalsvergleich nahezu unverändert bei rund 78 % geblieben.