Schwerpunkte des Monatsberichts Dezember 2011

Perspektiven der deutschen Wirtschaft – Gesamtwirtschaftliche Vorausschätzungen 2012 und 2011

Die Krise der Staatsfinanzen in einer Reihe von Ländern des Euro-Gebiets, die hiervon ausgehende Verunsicherung sowie die allgemeine wirtschaftliche Abschwächung belasten die deutsche Konjunktur. Zwar sind die binnenwirtschaftlichen Voraussetzungen für einen lang gezogenen, breit angelegten Aufschwung hierzulande weiterhin intakt, angesichts des hohen Offenheitsgrades sind für die deutsche Wirtschaft aber Nachfrageimpulse aus den Hauptabnahmeländern von großer Bedeutung. Nach einer Zunahme der Wirtschaftsleistung um 3,0% im laufenden Jahr dürfte sich das Expansionstempo in Deutschland durch eine Durststrecke im Winter im kommenden Jahr spürbar auf 0,6% verringern. Diese Prognose setzt voraus, dass es zu keiner weiteren signifikanten Verschärfung der Staatsschuldenkrise kommt. Im Basisszenario ist stattdessen angelegt, dass sich die Verunsicherung der Investoren und Konsumenten allmählich etwas verringert. Dann könnte die deutsche Wirtschaft, gestützt durch eine weiterhin expansive Geldpolitik und eine wieder stärker wachsende Weltwirtschaft, bereits im Verlauf des nächsten Jahres auf einen soliden Wachstumspfad zurückkehren. Unter diesen Gegebenheiten könnte sich im Jahr 2013 ein Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,8% ergeben. Dies würde bedeuten, dass die deutsche Volkswirtschaft bei einem geschätzten Potenzialwachstum von 1 ¼% pro Jahr über den gesamten Prognosezeitraum im Großen und Ganzen normal ausgelastet wäre.

Die Verbraucherpreise sind im laufenden Jahr im Einklang mit der recht dynamischen globalen und binnenwirtschaftlichen Entwicklung kräftig gestiegen. Im Jahresdurchschnitt dürfte sich die Lebenshaltung im Vergleich zum Vorjahr um 2,5% verteuern. Für die beiden Folgejahre ist mit deutlich niedrigeren Preissteigerungsraten von 1,8% beziehungsweise 1,5% zu rechnen. Zum einen sollte sich die Verteuerung von Importwaren und dabei insbesondere von Energieträgern in engen Grenzen halten. Zum anderen dürfte der binnenwirtschaftliche Preisdruck nur moderat zunehmen.

Die Unsicherheit über die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung ist derzeit außergewöhnlich groß. Gelingt es in naher Zukunft, mit den vorgesehenen Reformen die Fiskalkrise zu überwinden und die Zurückhaltung der Investoren aufzulösen, könnte das Wachstum in Deutschland in mittlerer Frist höher als hier skizziert ausfallen. Stärker sind allerdings die Abwärtsrisiken zu gewichten, die sich aus der Staatsschuldenkrise ergeben.

Ertragslage und Finanzierungsverhältnisse deutscher Unternehmen im Jahr 2010

Die deutschen Unternehmen sind aus der tiefen Rezession des Jahres 2009 gestärkt hervorgegangen. Im Umfeld der schnellen und kräftigen Erholung der Nachfrage im In- wie im Ausland konnten empfindliche Verluste in der gewerblichen Produktionskapazität vermieden werden. Diese wären angesichts des starken Wirtschaftseinbruchs für sich genommen durchaus im Bereich des Möglichen gewesen, hätten nicht die betroffenen Firmen – auch in Abstimmung mit den Belegschaften, Geldgebern und Kunden – vielfältige Vorkehrungen getroffen, um ihre Liquidität sicherzustellen und die Finanzkraft zu erhalten.

Angesichts des kräftigen Umsatzwachstums gelang es den Unternehmen, 2010 ertragsmäßig in die Erfolgsspur zurückzukehren und dabei die zeitweilig strapazierten Bilanzen beträchtlich zu entlasten. Mit der fortschreitenden Belebung der Geschäftstätigkeit nahmen die Vorratsbestände ebenso wie die kurzfristigen Forderungen und Verbindlichkeiten deutlich zu. Zudem wurde in Sachanlagen bereits wieder in einem Umfang investiert, der auch in Wirtschaftsbereichen, die zu Beginn des Berichtsjahres noch stark unterausgelastete Kapazitäten aufgewiesen hatten, über das bestandserhaltende Niveau hinausging. Finanziert wurde das neue Sachkapital zum größten Teil über den Cashflow, der angesichts der überaus günstigen Erlös-Kosten-Relation 2010 beträchtlich angeschwollen ist. Die Eigenkapitalbasis wurde mittels Gewinnthesaurierung und Kapitalzuführungen weiter gestärkt und die Abhängigkeit vom Bankkredit reduziert. Hiervon waren – wie schon im Jahr davor – allein die kurzfristigen Kontrakte betroffen, während längerfristige Darlehen zugenommen haben. Die Unternehmen kamen damit einen weiteren Schritt voran, die Grundlagen der Leistungserstellung über langfristig verfügbares Kapital zu finanzieren.

Der Grad der Verflechtung zwischen den Firmen hat nach der Unterbrechung des Aufwärtstrends in den Jahren 2008 und 2009 wieder zugenommen. Deutschland verfügt derzeit über eine gesunde Unternehmensbasis. Dies ist in konjunkturell guten Zeiten, die sich über 2010 und weitgehend auch über das laufende Jahr erstreckten, mit einer hohen Ertragskraft verbunden. In einem schwierigeren wirtschaftlichen Umfeld besteht eine beachtliche Widerstandsfähigkeit. Dies sollte Gewähr dafür bieten, dass Investitionen, die zur Sicherung und Fortentwicklung erfolgreicher Geschäftsmodelle notwendig sind, zukünftig auch bei weniger vorteilhaften Finanzierungsmöglichkeiten umgesetzt werden können.

Direktinvestitionen und Finanzierungsbeschränkungen vor und während der Finanzkrise

Der Aufsatz erläutert die wesentlichen Entwicklungen der deutschen Direktinvestitionsbeziehungen mit dem Ausland unmittelbar vor und im Verlauf der Finanzkrise und bettet diese Analyse in einen internationalen Vergleich ein. Zudem untersucht er die Auswirkung potenzieller Finanzierungsbeschränkungen auf die Direktinvestitionstätigkeit sowie auf den Außenhandel.

Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat vorübergehend zu massiven Verwerfungen im internationalen Handel und bei den grenzüberschreitenden Kapitalströmen geführt. Dabei ist es 2008 auch zu einem starken Einbruch der weltweiten Direktinvestitionsbestände gekommen (- 14%). Mittlerweile haben sich die Engagements der Unternehmen im Ausland aber wieder erholt; aktuell weisen die Bestände sogar neue Höchstwerte auf. Im Gegensatz zu diesen internationalen Entwicklungen erwiesen sich die Direktinvestitionsbeziehungen Deutschlands in der Krise als recht robust und entfalteten damit eine stabilisierende Wirkung auf die finanzielle Verflechtung Deutschlands mit dem Ausland.

Es zeigt sich, dass realwirtschaftliche Faktoren wie Produktivität und Unternehmensgröße für die Internationalisierung hiesiger Unternehmen eine wichtige Rolle spielen. Daneben sind aber auch finanzwirtschaftliche Faktoren wie die Höhe des erwirtschafteten Cashflows von zentraler Bedeutung. Letztlich kann ein mangelnder Zugang zu externer Finanzierung einem Auslandsengagement im Wege stehen.

Obwohl hiesige Banken ihre Kreditstandards in der Krise verschärft haben, kann für die Unternehmen in Deutschland – auch im Hinblick auf die Außenfinanzierung von Auslandsengagements – für den betrachteten Zeitraum keine spürbare Einschränkung der Finanzierungsmöglichkeiten konstatiert werden. Dies zeigen unter anderem die Ergebnisse der Umfrage der Bundesbank zum Kreditgeschäft sowie weitere Umfrageergebnisse.