Schwerpunkte des Monatsberichts April
Strukturelle Entwicklungen im deutschen Bankensektor
Die seit über sieben Jahren andauernde Finanz- und Staatsschuldenkrise im Euro-Raum hat deutliche Spuren auf dem Finanzmarkt hinterlassen. Sie hat sowohl die Geldpolitik dazu veranlasst, sehr expansive Maßnahmen zu ergreifen, als auch Anpassungen in der Regulierung ausgelöst. In der Folge sieht sich vor allem der Bankensektor einem grundlegend veränderten Umfeld ausgesetzt. Der vorliegende Aufsatz lässt zunächst die Entwicklungen bis zur Finanzkrise Revue passieren und wendet sich anschließend der Zeit seit 2007 zu, um das Zusammenspiel von Regulierung, Geldpolitik und Marktverhalten, sowie deren Auswirkungen auf die Geschäftsmodelle der Banken zu untersuchen.
Das Augenmerk wird dabei auf die Bilanzstruktur und hier insbesondere auf die Finanzierungsformen deutscher Banken gelegt. Die in den neunziger Jahren einsetzende Finanzmarktderegulierung prägte zusammen mit dem europäischen Integrationsprozess die Geschäftsmodelle insbesondere der größeren Banken in Deutschland maßgeblich: So wurde unter anderem eine verstärkte marktbasierte Finanzierung und die Ausweitung des Investmentbankings ermöglicht. Im Ergebnis wuchsen vor allem die größeren deutschen Banken rapide. Kleinere Banken hingegen blieben tendenziell im Schatten dieser globalen Entwicklung und betrieben weiterhin ihr traditionelles Bankgeschäft.
Die Finanzkrise beendete die Expansionswelle der größeren Banken, die auf den Kapitalmarkt und das Investmentbanking ausgerichtet und auf institutionelle Finanzierung (von Banken, Versicherungen, Investmentfonds, Geldmarktfonds usw.) gestützt gewesen war. Zusätzlich stellen die jüngsten Regulierungsinitiativen konkrete Anforderungen an die Finanzierungsstrukturen von Banken und streben eine ausreichende Verlustabsorptionsfähigkeit sowie erstmalig die Möglichkeit zur Abwicklung größerer Kreditinstitute an. Bei konsequenter Anwendung dieses neu geschaffenen regulatorischen Rahmens könnten die Fiskalpolitik und die Geldpolitik zukünftig entlastet werden.
Die krisenbedingten Ertragseinbrüche bei Kreditinstituten, die Veränderung des Finanzmarktumfeldes und die Reformen der Bankenregulierung haben im deutschen Bankensektor insgesamt zu einer Verminderung des Eigenhandels, zu einer Refokussierung auf das Kerngeschäft und zu einer Substitution von Kapitalmarktfinanzierung durch Einlagen geführt. Damit wurden jene Entwicklungen aus der Periode vor der Krise ansatzweise wieder umgekehrt. Vor allem größeren deutschen Banken gelang es in den letzten Jahren kaum, genügend Erträge zu erwirtschaften, um durch Gewinnthesaurierung Eigenkapital zu generieren. Dies stellt jedoch eine zentrale Voraussetzung für ein tragfähiges Geschäftsmodell dar. Nur jene Banken, die diese Bedingung langfristig erfüllen, können ihre Finanzierungsfunktion in der Volkswirtschaft voll wahrnehmen.
Zur Entwicklung der arbeitsmarktbedingten Staatsausgaben in Deutschland
Die äußerst günstige und anhaltend robuste Entwicklung des deutschen Arbeitsmarktes seit der Mitte des vergangenen Jahrzehnts hat die öffentlichen Haushalte deutlich entlastet. Selbst der starke wirtschaftliche Einbruch des Jahres 2009 hat letztlich keine tieferen Spuren hinterlassen. Im Ergebnis gingen die arbeitsmarktbedingten Staatsausgaben in Relation zum Bruttoinlandsprodukt seit dem Jahr 2005 von 4 % auf 2½ % zurück.
Bei der Bundesagentur für Arbeit haben sowohl die Ausgaben für das Arbeitslosengeld I als auch für Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik deutlich abgenommen. In der Folge konnte der Beitragssatz von 6,5 % auf 3,0 % gesenkt werden. Die arbeitsmarktbedingten Bundesausgaben (insbesondere Grundsicherung für Arbeitsuchende) stiegen nach der im Jahr 2005 in Kraft getretenen Hartz IV-Reform zunächst spürbar, sanken aber seit 2009 stetig. Die kommunalen Haushalte wurden insgesamt gesehen ebenfalls finanziell entlastet.
Mit Blick auf die Bundesagentur für Arbeit erscheint eine weitere Senkung des Beitragssatzes allenfalls dann finanziell verkraftbar, wenn sich die derzeitige äußerst günstige Arbeitsmarktlage und die überaus niedrige Zahl der Empfänger von Arbeitslosengeld I als nachhaltig erweisen sollte. Unabhängig davon könnte der Beitragssatz aber gesenkt werden, wenn der Bund die Finanzverantwortung für versicherungsfremde Leistungen übernähme.
Mit Blick auf eine Umgestaltung der Arbeitslosenversicherung wird im europäischen Kontext mitunter eine europäische Arbeitslosenversicherung als teilweiser Ersatz der nationalen Systeme vorgeschlagen. Die diesbezüglichen Vorschläge überzeugen aber nicht, wenn nicht eine deutlich weiter gehende und grundlegende Harmonisierung der wirtschafts- und sozialpolitischen Rahmensetzung in der Europäischen Union erfolgen soll, die aktuell aber nicht mehrheitsfähig erscheint.
Bei Bund, Ländern und Gemeinden zeichnet sich derzeit keine weitere spürbare Entlastung hinsichtlich der arbeitsmarktbedingten Aufwendungen ab. Dabei hängen die fiskalischen Auswirkungen des im Jahr 2015 eingeführten Mindestlohns entscheidend von den Beschäftigungseffekten ab. Die ausgelösten Lohnsteigerungen mindern für sich genommen den Transferbedarf seitens des Staates und steigern überdies seine Einnahmen. Soweit Arbeitsplätze wegfallen, was insbesondere bei zu kräftigen Anhebungen des Mindestlohns in der Zukunft zu befürchten wäre, ergeben sich dagegen Belastungen auch für die öffentlichen Haushalte.
Transaktionskassenhaltung von Euro-Münzen in Deutschland
Der Transaktionskassenbestand von Euro-Münzen in Deutschland betrug im Jahr 2011 nach Schätzungen 2,3 Mrd €, was etwa 36 % des gesamten deutschen (von der Deutschen Bundesbank emittierten) Euro-Münzumlaufs entspricht. 76 % dieses wertmäßigen Transaktionskassenbestandes entfiel auf die 1-Euro- und die 2-Euro-Münze. Von der 2-Euro-Münze abgesehen sind die Transaktionskassenbestände in jeder Stückelung in den letzten Jahren gleich geblieben. Nur der Transaktionskassenbestand an 2-Euro-Münzen ist deutlich gestiegen und hat einen nennenswerten Beitrag zum Wachstum des Umlaufs dieser Stückelung geleistet.
Im Gegensatz zu anderen Motiven der Münznachfrage lässt sich das Transaktionsmotiv (über den Barkonsum) empirisch verhältnismäßig gut abbilden. Daher eignen sich strukturelle Modelle am besten für die Münznachfrage nach der 2-Euro-Münze. Die Transaktionskassenanteile sind bei den Kleinmünzen (1-Cent- und 2-Cent-Münzen) mit unter 30 % vergleichsweise niedrig, da diese in größerem Umfang verloren gegangen sind oder gehortet werden, um den Geldbeutel zu entlasten. Im Ausland befinden sich deutsche Euro-Münzen (per Saldo) vermutlich nur außerhalb des Euro-Raums, wo sie dauerhaft gehortet werden. Die inländischen sektoralen Transaktionskassenbestände können wegen der unzureichenden Datenlage nur unvollständig erfasst werden. Der größte Teil davon entfiel auf Privatpersonen und Kreditinstitute.