Oktober-Ergebnisse der Umfrage zum Kreditgeschäft (Bank Lending Survey) in Deutschland
- Die Banken lockerten erneut ihre Kreditangebotspolitik im Firmenkundengeschäft und bei der privaten Wohnungsbaufinanzierung. Im Bereich der Konsumentenkredite und sonstigen Kredite an private Haushalte nahmen die Banken dagegen kaum Anpassungen vor.
- Die Kreditnachfrage vonseiten der Unternehmen legte moderat zu. Der Mittelbedarf der privaten Haushalte stieg im Bereich der Immobilienfinanzierung geringfügig und im Bereich der Konsumentenkredite und sonstigen Kredite leicht. Im Vergleich zur vorherigen Umfrage vom Juli 2018 schwächte sich der Anstieg der Kreditnachfrage insgesamt ab, besonders deutlich vonseiten der privaten Haushalte.
- Das erweiterte Anleihen-Ankaufprogramm des Eurosystems führte für sich genommen einerseits zu einer verbesserten Finanzierungssituation der befragten Kreditinstitute, andererseits belastet das Programm auch weiterhin die Ertragslage, wenngleich weniger stark als in den Befragungen zuvor. Gleichzeitig wurden die Auswirkungen des Programms auf die Kreditangebotspolitik und das Kreditvolumen von den Banken als gering eingeschätzt.
Die Umfrage erfasst die drei Kreditsegmente Unternehmenskredite, Wohnungsbaukredite sowie Konsumentenkredite und sonstige Kredite an private Haushalte. Die befragten Banken lockerten die Kreditrichtlinien (d. h. die internen Richtlinien oder Kriterien einer Bank für die Gewährung von Krediten) im Unternehmensgeschäft im dritten Quartal 2018 im Ergebnis marginal, nachdem sie in der Befragung vom Juli 2018 noch eine geringfügige Straffung geplant hatten. Marginal gesenkt wurden auch die Richtlinien für Wohnungsbaukredite an private Haushalte, wobei das Ausmaß etwas hinter den Erwartungen des Vorquartals zurückblieb. In den vier Quartalen zuvor waren die Anforderungen in diesem Kreditsegment jeweils noch leicht gesenkt worden. Die Richtlinien für Konsumentenkredite und sonstige Kredite an private Haushalte strafften die Kreditinstitute per saldo marginal, nachdem sie im Vorquartal eine geringfügige Lockerung für das dritte Quartal geplant hatten.
Neben der im Ergebnis geringfügigen Senkung der Kreditvergabestandards wurden die Kreditbedingungen im Kreditgeschäft mit Unternehmen wie auch bei der privaten Wohnraumfinanzierung erneut erkennbar angepasst. Dies geschah insbesondere in Form gesunkener Margen für Ausleihungen an durchschnittlich riskante Bonitäten. Zum wiederholten Mal begründeten die Banken die Lockerung ihrer Angebotspolitik in erster Linie mit der hohen Wettbewerbsintensität.
Die im Vorquartal beobachtete äußerst dynamische Entwicklung der Kreditnachfrage setzte sich im dritten Quartal 2018 - wie von den Banken im Rahmen der vorangegangenen Befragung größtenteils erwartet worden war - nicht weiter fort. Nach den deutlichen Nachfragesteigerungen bei Unternehmens- und privaten Wohnungsbaukrediten im Vorquartal nahm der Mittelbedarf im Firmenkundengeschäft im dritten Quartal nur noch moderat und für Immobilienfinanzierungen marginal zu. Bei den Konsumentenkrediten und sonstigen Krediten an private Haushalte meldeten die Banken unter dem Strich einen leichten Anstieg des Mittelbedarfs, nachdem sie im Vorquartal noch eine kräftige Zunahme verzeichnet hatten. Gründe für die sich abschwächende Dynamik der Nachfrage waren bei den Unternehmen insbesondere die stärkere Inanspruchnahme von Innenfinanzierungsspielräumen. Bei den privaten Haushalten kamen neben der geringeren Anschaffungsneigung bei langlebigen Konsumgütern und einer verringerten Bedeutung des niedrigen allgemeinen Zinsniveaus die sich etwas eintrübende Einschätzung der Aussichten auf dem Wohnimmobilienmarkt zum Tragen.
Die Oktober-Umfrage enthielt zusätzliche Fragen zu den Refinanzierungsbedingungen der Banken, zu den Auswirkungen des erweiterten Programms des Eurosystems zum Ankauf von Vermögenswerten sowie zu den Folgen des negativen Zinssatzes der Einlagefazilität des Eurosystems für das Kreditgeschäft. Die Banken berichteten von einer im Vergleich zum Vorquartal wenig veränderten Refinanzierungssituation vor dem Hintergrund der Lage an den Finanzmärkten. Das erweiterte Ankaufprogramm des Eurosystems verbesserte laut Bankangaben einerseits erneut ihre Finanzierungsbedingungen. Andererseits belastete das Programm aber auch weiterhin die Ertragslage der Banken. Die Belastungen fielen aber erkennbar schwächer aus als in den letzten Befragungen. Einen nennenswerten Beitrag des Programms zu einer Verbesserung ihrer Liquiditätsposition meldeten die Banken anders als in den Umfragerunden zuvor im Ergebnis nicht mehr. Hinsichtlich des Einflusses auf die Kreditvergabepolitik gaben die befragten Banken per saldo an, dass das Programm in den vergangenen sechs Monaten in allen erfragten Kreditsegmenten weder die Standards noch die Kreditbedingungen beeinflusst habe. Auch mit Blick auf die Kreditvergabe verzeichneten die Banken keine nennenswerten Auswirkungen. Der negative Zinssatz der Einlagefazilität trug in den letzten sechs Monaten zum wiederholten Mal erheblich zu einem Rückgang der Netto-Zinserträge der Banken bei. Gleichzeitig wirkte er für sich genommen leicht steigernd im Hinblick auf das Volumen der an Unternehmen und an private Haushalte vergebenen Kredite.
Die viermal im Jahr durchgeführte Befragung zum Kreditgeschäft fand in der Zeit vom 14. September 2018 bis zum 1. Oktober 2018 statt. An der Umfrage nahmen in Deutschland 34 Banken teil. Die Rücklaufquote lag bei 100 %.
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