Neue Methode zur Berechnung von Direktinvestitionen ermöglicht Konzernbetrachtung
Die detaillierten Ergebnisse zur Bestandserhebung über Direktinvestitionen für die Jahre 2010 bis 2013 liegen nun erstmals auf der Grundlage einer neuen Berechnungsweise vor. Diese wurde im Rahmen der Harmonisierung gemäß der neuen OECD Benchmark Definition of Foreign Direct Investment durchgeführt. Dadurch fallen die Direktinvestitionsbestände deutlich geringer aus.
Die zugrunde liegenden Komponenten der OECD Definition entsprechen der für den Auslandsvermögensstatus (AVS) maßgeblichen Definition des aktuellen IWF Balance of Payments Manuals. Abweichend von der Bruttodarstellung der Direktinvestitionsbestände im AVS werden hier jedoch die Kapitalbeziehungen innerhalb multinationaler Konzerne saldiert. Dadurch sind beispielsweise die Weiterleitung von Direktinvestitionen über Zweckgesellschaften und die Nutzung von steuerlichen und wirtschaftlichen Anreizen für Auslandsinvestitionen durch inländische Investoren nicht mehr in der Berechnung enthalten.
Im Vergleich zur bisherigen Berechnung werden nun die Kredite an die Kapitalgeber abgezogen und die grenzüberschreitenden Schwesterkredite nach dem Sitz der Konzernzentrale zugeordnet. Hat die Konzernzentrale ihren Sitz in Deutschland, so zählen die Schwesterkredite der Unternehmen in Deutschland zu den positiven (Kreditgewährung) oder negativen (Kreditaufnahme) deutschen Direktinvestitionen im Ausland. Letztere werden auch als aktive Direktinvestitionen bezeichnet. Liegt die Konzernzentrale im Ausland, so werden die grenzüberschreitenden Schwesterkredite der Unternehmen in Deutschland als positive (Kreditaufnahme) oder negative (Kreditgewährung) ausländische Direktinvestitionen in Deutschland, auch passive Direktinvestitionen genannt, verbucht.
Die Berücksichtigung der grenzüberschreitenden, konzerninternen Forderungen der Investitionsobjekte – bestehend aus Krediten an ihre Kapitaleigner sowie an Schwesterunternehmen – führt zu einer deutlichen Verringerung der Direktinvestitionsbestände im Vergleich zur bisherigen Berechnung.
Deutsches Unternehmensvermögen im Ausland (Aktive Direktinvestitionen)
Ende 2013 betrug das deutsche Unternehmensvermögen im Ausland per saldo 908 Mrd €; es ist im Vergleich zum Vorjahr nur geringfügig um 7 Mrd € gewachsen. Dieser Anstieg wurde durch Wechselkurseffekte gedämpft, da der Euro im Jahr 2013 vor allem gegenüber dem US-Dollar an Wert gewonnen hat und somit das Direktinvestitionsvermögen in Fremdwährung bei der Umrechnung in Euro einen niedrigeren Wert ergab. Die neue Berechnungsmethode führt dazu, dass zum Jahresende 2013 den Forderungen aus aktiven Direktinvestitionen in Höhe von 1,2 Billionen € Verbindlichkeiten in Höhe von 300 Mrd € gegenüberstanden. Diese Verbindlichkeiten setzten sich zusammen aus Krediten der ausländischen Investitionsobjekte an ihre deutschen Investoren (200 Mrd €) und Schwesterkrediten von ausländischen Unternehmen, deren Konzernspitze in Deutschland ist, an Unternehmen in Deutschland (100 Mrd €).
Zwei Drittel der unmittelbaren aktiven Direktinvestitionen entfielen Ende 2013 auf europäische Länder. Die Verbindlichkeiten aus aktiven Direktinvestitionen bestanden fast ausschließlich gegenüber diesen Ländern. Der größte Teil entfällt dabei auf die Niederlande, wo einem Forderungsbestand aus aktiven Direktinvestitionsbeziehungen in Höhe von 231 Mrd € Verbindlichkeiten von 148 Mrd € gegenüberstanden. Betrachtet man die deutschen Direktinvestitionen in einzelnen Ländern, so war das deutsche Unternehmensvermögen in den Vereinigten Staaten mit 152 Mrd € nach der neuen Berechnungsmethode am höchsten. Von zunehmender Bedeutung sind die aktiven Direktinvestitionen in China, die zum Jahresende 2013 mit 47 Mrd € den zweithöchsten Stand in Ländern außerhalb der EU erreichten.
Ausländisches Unternehmensvermögen in Deutschland (Passive Direktinvestitionen)
Die passiven Direktinvestitionen waren zum Jahresende 2013 mit 658 Mrd € nur um 6 Mrd € höher als Ende 2012. Sie setzten sich zum einen zusammen aus Verbindlichkeiten in Höhe von 827 Mrd €. Diese bestanden zu mehr als der Hälfte aus Beteiligungskapital (448 Mrd €) ausländischer Investoren, Krediten der Kapitalgeber (118 Mrd €) und Schwesterkrediten von Unternehmen im Ausland an Unternehmen in Deutschland, deren Konzernzentrale im Ausland ist (261 Mrd €). Dem gegenüber standen Forderungen der Unternehmen in Deutschland aus Krediten an die ausländischen Investoren (35 Mrd €) und an Schwestergesellschaften im Ausland (135 Mrd €).
Die passiven Direktinvestitionen konzentrierten sich zum Jahresende 2013 vornehmlich auf Investoren aus europäischen Ländern. Darunter zu erwähnen sind vor allem Investoren aus den Niederlanden (154 Mrd €) und Luxemburg (116 Mrd €). Da diese Länder als Holdingstandorte bekannt sind, wird künftig angestrebt, die passiven Direktinvestitionen nicht nur den unmittelbaren Kapitalgeberländern, sondern auch den Sitzländern der Konzernzentralen zuzuordnen.
Detaillierte Ergebnisse nach Ländern und Wirtschaftszweigen sowie die neuen methodischen Erläuterungen zur „Bestandserhebung über Direktinvestitionen“ finden sich in der Statistischen Sonderveröffentlichung 10.