Moderate Ausweitung der Direktinvestitionsbestände im Jahr 2016
Die deutschen Direktinvestitionsbestände im Ausland sind 2016 deutlich langsamer gewachsen als im Jahr davor. Ursächlich hierfür waren die niedrigeren positiven Bewertungseffekte aus Wechselkursänderungen sowie geringere Neuanlagen in Beteiligungskapital. Die ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland haben, wie in den vergangenen Jahren, nur verhalten zugelegt.
Deutsche Direktinvestitionen im Ausland
Der Bestand der unmittelbaren deutschen Direktinvestitionen im Ausland ist im Jahr 2016 um insgesamt 24 Mrd € auf 1.094 Mrd € gestiegen. Mit 11 Mrd € betraf knapp die Hälfte dieses Anstiegs die Länder der Europäischen Union, auf die mit 601 Mrd € oder 55% das Gros der deutschen Direktinvestitionen entfällt. Der gesamte Zuwachs setzte sich zusammen aus einem höheren Beteiligungskapital (54 Mrd €) und einem gestiegenen Kreditvolumen (5 Mrd €), dem Kredite der ausländischen Töchter an ihre deutschen Mütter, sogenannte Reverse Investments, in Höhe von 35 Mrd € gegenüberstanden.
Dabei war die Entwicklung nach Ländern uneinheitlich: Eine deutliche Zunahme verbuchten vor allem die Niederlande (+13 Mrd € auf 106 Mrd €) und Luxemburg (+3 Mrd € auf 124 Mrd €), die als Holding-Standorte für deutsche Investoren wichtig sind. Von den außereuropäischen Ländern verzeichnete China einen Zuwachs von 6 Mrd € auf 73 Mrd €. Rückläufig waren hingegen die deutschen Direktinvestitionen in die USA, die aber gleichwohl mit einem Bestand von 224 Mrd € wichtigster Standort bleiben. Im Vereinigten Königreich fielen die deutschen Direktinvestitionen um 3 Mrd € auf 106 Mrd €. Hier hat allerdings allein die kräftige Aufwertung des Euro gegenüber dem Pfund Sterling um 14% zu einem wechselkursbedingten Rückgang um knapp 7 Mrd € geführt.
Durch die hohen Ausschläge einzelner Währungen gegenüber dem Euro kam es jedoch nicht nur für das Vereinigte Königreich zu höheren Anpassungen. So hat beispielsweise die Abwertung des Euro um 25% gegenüber der russischen und der brasilianischen Währung zu Bewertungsgewinnen von knapp 3 Mrd € bzw. gut 2 Mrd € geführt. Hierdurch legten die deutschen Direktinvestitionen in diesen Länder auf nunmehr 17 Mrd € und 14 Mrd € zu. Über alle Länder betrachtet waren die wechselkursbedingten Anpassungen aber mit einem Anstieg um 3 Mrd € im Vergleich zu den Vorjahren relativ gering.
Ausländische Direktinvestitionen in Deutschland
Die unmittelbaren ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland sind im Jahr 2016 um 11 Mrd € auf 686 Mrd € gestiegen. Dem Anstieg des Beteiligungskapitals um 8 Mrd € und dem Anstieg des Kreditvolumens um 7 Mrd € standen Reverse Investments in Höhe von 5 Mrd € gegenüber. Die EU-Länder blieben mit einem Anteil von 74 % die wichtigsten ausländischen Investoren in Deutschland, auch wenn sie ihren Bestand um 4 Mrd € auf 507 Mrd € leicht reduzierten. Im Gegenzug stiegen die Investitionen aus anderen europäischen Ländern um 9 Mrd € auf 80 Mrd €, aus Asien um 3 Mrd € auf 35 Mrd € und aus den USA um 2 Mrd € auf 55 Mrd €.
Ein deutlich anderes Bild ergibt sich allerdings, wenn die Bestände dem Land zugeordnet werden, in dem die Konzernspitze ihren Sitz hat. Der Anteil der EU-Länder fällt in dieser Betrachtung auf nur noch 55% (375 Mrd €). Die Anteile der Investitionen aus den anderen Ländern erhöhen sich hingegen entsprechend, wobei die regionale Verteilung gegenüber dem Vorjahr im Wesentlichen unverändert bleibt. Nach dem Sitz der Konzernspitze ist der Bestand der Investitionen aus den USA in Deutschland mit 156 Mrd € mit Abstand am größten. Auf Platz zwei folgen Investoren aus dem Vereinigten Königreich mit 77 Mrd €. Konzernen mit Sitz in Asien sind 66 Mrd € Direktinvestitionskapital zuzuordnen.
Unmittelbare und mittelbare Direktinvestitionsbeziehungen
Die zuvor beschriebenen, unmittelbaren Direktinvestitionen stellen die direkten Investitionen von Kapitaleignern in anderen Ländern dar. Dabei erhalten solche Länder eine herausragende Bedeutung, in denen Anreize zur Errichtung von Holdinggesellschaften bestehen. Solche Holdinggesellschaften empfangen und leiten Gelder weiter, ohne dass sie eigenständig wirtschaftlich handeln. Durch Holdinggesellschaften wird somit die statistische Allokation von Investitionen zu Ländern und zu wirtschaftlichen Sektoren erschwert.
Eine aussagefähigere Gliederung der Direktinvestitionsbeziehungen wird erreicht, wenn die Darstellung alle Investitionen in abhängige Holdinggesellschaften von der Berechnung ausschließt und dafür deren (mittelbar gehaltene) Investitionen in die Berechnung einbezieht. Neben der Darstellung der unmittelbaren Direktinvestitionsbestände enthält die Bestandserhebung über Direktinvestitionen daher standardmäßig auch Angaben zu den unmittelbaren und mittelbaren (konsolidierten) Unternehmensbeteiligungen. So reduziert sich beispielsweise der Direktinvestitionsbestand deutscher Unternehmen in Luxemburg aufgrund der Nichtberücksichtigung der dort ansässigen, mehrheitlich aus Deutschland gehaltenen Holdinggesellschaften von 124 Mrd € auf 71 Mrd €. Die Differenz von 53 Mrd € entfällt auf mittelbare Beteiligungen inländischer Investoren in anderen Ländern.
Detaillierte Ergebnisse der aktiven und passiven Direktinvestitionen nach Ländern und Wirtschaftszweigen sowie methodische Erläuterungen finden sich in der Statistischen Sonderveröffentlichung 10 "Bestandserhebung über Direktinvestitionen". Der Druck der Statistischen Sonderveröffentlichung 10 wird mit Publikation der aktuellen Ausgabe eingestellt. Neuauflagen stehen zukünftig ausschließlich im Internet zur Verfügung. Interessenten, die regelmäßig über aktuelle Ausgaben informiert werden möchten, können einen Newsletter für diese Sonderveröffentlichung abonnieren.