Januar Ergebnisse der Umfrage zum Kreditgeschäft (Bank Lending Survey) in Deutschland Kreditrichtlinien in allen Kreditsegmenten gestrafft

  • Die im Rahmen des Bank Lending Survey (BLS) befragten deutschen Banken haben im vierten Quartal 2024 strengere Vergaberichtlinien für Kredite angelegt. Das gilt sowohl für Unternehmenskredite als auch für private Wohnungsbaukredite sowie Konsumenten- und sonstige Kredite an private Haushalte. Die Banken begründeten die Straffungen primär damit, dass ihre Risikotoleranz gesunken und das Kreditrisiko gestiegen sei.
  • Die Kreditbedingungen im Firmenkundengeschäft gestalteten die befragten Banken unterm Strich restriktiver, die Bedingungen für private Wohnungsbaukredite expansiver. Bei den Konsumenten- und sonstigen Krediten an private Haushalte nahmen sie im Ergebnis keine Anpassungen vor. 
  • Die Kreditnachfrage stieg in allen Kreditsegmenten weiter an, insbesondere bei Krediten zur privaten Baufinanzierung. 
  • Die im BLS befragten Banken gehen davon aus, dass in den nächsten zwölf Monaten umfassendere regulatorische und aufsichtliche Anforderungen, insbesondere aus der Umsetzung des Basel III-Reformpakets, zu einem Anstieg der risikogewichteten Aktiva beitragen und weitere Straffungen ihrer Kreditvergaberichtlinien erforderlich machen werden.
  • Die Straffungen der Kreditangebotspolitik im Unternehmenskreditgeschäft fielen in den vergangenen sechs Monaten gegenüber dem energieintensiven Verarbeitenden Gewerbe, dem Baugewerbe/Bau (ohne Immobilien) und dem Immobiliensektor am stärksten aus.
  • Die Höhe der Quote notleidender Kredite (Non-performing Loans, NPLs) und anderer Indikatoren der Kreditqualität hatte in den vergangenen sechs Monaten restriktive Auswirkungen auf die Angebotspolitik für Unternehmens- sowie Konsumenten- und sonstige Kredite an private Haushalte.

Die Umfrage zum Kreditgeschäft (Bank Lending Survey) erfasst drei Kreditsegmente: Unternehmenskredite, Wohnungsbaukredite an private Haushalte, sowie Konsumenten- und sonstige Kredite an private Haushalte. Die befragten Banken strafften per saldo die Kreditrichtlinien (d. h. die internen Richtlinien oder Kriterien einer Bank für die Gewährung von Krediten) in allen drei Kreditsegmenten. Der Nettoanteil von Banken, die ihre Anforderungen erhöhten, lag bei Unternehmenskrediten bei + 13 % (nach − 3 % im Vorquartal), bei privaten Wohnungsbaukrediten bei + 11 % (nach + 7 % im Vorquartal) und bei Konsumenten- und sonstigen Krediten an private Haushalte bei + 11 % (nach + 15 % im Vorquartal). Die Straffungen der Richtlinien im Unternehmensgeschäft und bei den Konsumenten- und sonstigen Krediten entsprachen im Wesentlichen den Planungen der Banken aus dem Vorquartal. Bei den Richtlinien für private Wohnungsbaukredite hatten die Banken keine Anpassungen vorgesehen. 

Die Banken begründeten die Straffungen in allen Kreditsegmenten primär damit, dass ihre Risikotoleranz gesunken und das Kreditrisiko sowohl im Geschäft mit Unternehmen als auch mit privaten Haushalten gestiegen sei. Diese Einschätzung bezieht sich zum einen auf die allgemeine Wirtschaftslage, zum anderen aber auch auf segmentspezifische Faktoren. So kamen im Firmenkundengeschäft branchen- und firmenspezifische Faktoren zum Tragen. Bei den privaten Baufinanzierungen wirkte sich eine verschlechterte Einschätzung der Banken für die Aussichten auf dem Wohnimmobilienmarkt aus. Bei Konsumenten- und sonstigen Krediten hatte die gesunkene Kreditwürdigkeit der privaten Haushalte restriktive Effekte. Für das erste Quartal 2025 planen die Banken ihre Richtlinien weiter zu straffen. Dabei dürfte sich das Kreditrisiko aufgrund der angespannten Wirtschaftslage und einer gesunkenen Bonität der Kreditnehmer weiterhin restriktiv auf die Anpassung der Richtlinien auswirken. Zum anderen gehen die Banken davon aus, dass vor allem die Umsetzung der Regelungen des Basel III-Reformpakets Straffungen ihrer Kreditrichtlinien erforderlich machen wird. 

Veränderung der Kreditrichtlinien für Unternehmenskredite und ausschlaggebende Faktoren
Veränderung der Kreditrichtlinien für Unternehmenskredite und ausschlaggebende Faktoren

Die Kreditbedingungen (d. h. die in den Kreditverträgen vereinbarten tatsächlichen Bedingungen für die Gewährung von Krediten) strafften die Banken per saldo nur im Unternehmensgeschäft. Dabei weiteten sie die Margen bonitätsunabhängig aus. Daneben verringerten sie die durchschnittliche Höhe der Kredite, forderten umfangreichere Sicherheiten und legten bei den Zusatz- und Nebenvereinbarungen (Covenants) strengere Maßstäbe an. Beim Zinssatz kamen die Banken ihren Kunden, wie bereits in den vorherigen Umfragerunden, entgegen. Im Bereich der privaten Wohnungsbaukredite lockerten die Banken die Bedingungen insgesamt. Die expansiven Anpassungen sind das Ergebnis von verringerten Kreditzinssätzen und bonitätsunabhängig gesunkenen Margen. Bei den Konsumenten- und sonstigen Krediten an private Haushalte nahmen die Banken im Ergebnis keine Anpassungen vor. 

Nach Einschätzung der befragten Banken stieg die Nachfrage nach Bankkrediten in Deutschland im vierten Quartal 2024 in allen Kreditsegmenten per saldo an, insbesondere im Bereich der privaten Baufinanzierung. Ausschlaggebend dafür war das gesunkene allgemeine Zinsniveau. Zudem berichteten die Banken, dass sich nach Ansicht der privaten Haushalte die Aussichten auf dem Wohnimmobilienmarkt weiter verbessert hätten. Im Firmenkundengeschäft fiel der aktuelle Nachfrageanstieg nur schwach aus und blieb damit hinter den Erwartungen der Banken aus dem Vorquartal zurück. Nachdem der Faktor Anlageinvestitionen in den beiden Vorquartalen noch zu einem Nachfrageanstieg beigetragen hatte, hielten sich insbesondere kleine und mittlere Unternehmen mit Kreditanfragen zu diesem Zweck zurück. Dazu dürfte die hohe Unsicherheit mit Blick auf die wirtschaftliche und (geo-)politische Lage beigetragen haben.

Veränderung der Nachfrage nach Unternehmenskediten und ausschlaggebende Faktoren
Veränderung der Nachfrage nach Unternehmenskrediten und ausschlaggebende Faktoren

Kreditanfragen und -anträge von Unternehmen wurden erneut stärker als zuvor abgelehnt. Die Kreditablehnungsquote stieg vor allem bei kleinen und mittleren Unternehmen an. Auch bei Konsumenten- und sonstigen Krediten nahm die Ablehnungsquote zu, während sie bei Baufinanzierungen unverändert blieb. Für das erste Quartal 2025 gehen die Banken von einer unveränderten Nachfrage seitens der Unternehmen aus. Im Geschäft mit den privaten Haushalten rechnen sie mit einem erneut zunehmenden Mittelbedarf, insbesondere im Bereich der Wohnimmobilienfinanzierung. 

Die Januar-Umfrage enthielt zusätzliche Fragen zu den Refinanzierungsbedingungen der Banken, zu den Auswirkungen der neuen regulatorischen und aufsichtlichen Aktivitäten im Zusammenhang mit Eigenkapital, Verschuldungsobergrenzen, Liquidität oder Risikovorsorge sowie Fragen zu den Auswirkungen notleidender Kredite (Non-performing Loans, NPL) und anderer Indikatoren der Kreditqualität auf die Kreditvergabepolitik der Institute. Zudem wurde eine Frage zur Kreditangebotspolitik und zur Kreditnachfrage nach Wirtschaftssektoren gestellt sowie eine Frage zu den Auswirkungen der Überschussliquidität auf die Kreditvergabe der Banken.

Die deutschen Banken berichteten vor dem Hintergrund der Lage an den Finanzmärkten von einer im Vergleich zum Vorquartal kaum veränderten Refinanzierungssituation. Im Zuge neuer regulatorischer und aufsichtlicher Aktivitäten stärkten die Banken 2024 ihre Eigenkapitalposition weiter. Für die kommenden zwölf Monate erwarten die Banken, dass die risikogewichteten Aktiva steigen werden, vor allem bei durchschnittlichen Krediten. Außerdem gehen die Banken davon aus, dass geänderte aufsichtliche und regulatorische Anforderungen Straffungen ihrer Kreditrichtlinien in allen Kreditsegmenten erforderlich machen werden. Hier dürften sich insbesondere die neuen Vorschriften zur Ermittlung der risikogewichteten Aktiva (RWA) des Basel III-Reformpakts niederschlagen. Das Gesetzespaket wurde im Juni 2024 veröffentlicht und umfasst die überarbeitete Eigenmittelverordnung (Capital Requirements Regulation, CRD) sowie die überarbeitete EU-Eigenmittelrichtlinie (Capital Requirements Directive, CRD). 

Die Höhe der NPL-Quote (prozentualer Anteil des Brutto-NPL-Bestands am Bruttobuchwert der Kredite) und anderer Indikatoren der Kreditqualität hatte im zweiten Halbjahr 2024 restriktive Auswirkungen auf die Kreditangebotspolitik gegenüber Unternehmen sowie bei Konsumenten- und sonstigen Krediten an private Haushalte. Für das erste Halbjahr 2025 rechnen die Banken damit, dass sich dieser restriktive Einfluss der NPL-Quote und anderer Indikatoren fortsetzen wird. 

Die Straffungen der Kreditrichtlinien im Unternehmensgeschäft fielen in den vergangenen sechs Monaten am stärksten gegenüber dem energieintensiven Verarbeitenden Gewerbe, dem Baugewerbe/Bau (ohne Immobilien) und dem Immobiliensektor aus. Aber auch in allen übrigen erfragten Sektoren – mit Ausnahme der sonstigen Dienstleistungen – kam es zu weiteren Straffungen. Für die kommenden sechs Monate rechnen die Banken mit weiteren Straffungen in nahezu allen erfragten Wirtschaftssektoren, mit der Ausnahme von Lockerungen bei den sonstigen Dienstleistungen. Die stärksten Straffungen planen die Banken für das Verarbeitende Gewerbe, insbesondere im energieintensiven Bereich, sowie für den Immobiliensektor (vor allem Gewerbeimmobilien). Die Kreditnachfrage der Unternehmen stieg nach Einschätzung der Banken in den vergangenen sechs Monaten lediglich im Immobiliensektor; dies betraf allerdings nur die Wohnimmobilien. Bei Gewerbeimmobilien nahm die Nachfrage dagegen geringfügig ab. Rückläufig entwickelte sich die Nachfrage auch in den anderen wichtigen Wirtschaftssektoren. Vor allem im verarbeitenden Gewerbe und im Baugewerbe/Bau (ohne Immobilien) fiel der Mittelbedarf der Unternehmen im zweiten Halbjahr 2024 niedriger aus als im ersten Halbjahr. Für die kommenden sechs Monate rechnen die Banken nur im Wohnimmobiliensektor mit einem weiteren Nachfrageanstieg der Firmen. Für die anderen Wirtschaftssektoren erwarten sie dagegen kaum Veränderungen bei der Kreditnachfrage.

Die Entwicklung der beim Eurosystem gehaltenen Überschussliquidität hatte laut Angaben der Banken in den vergangenen sechs Monaten keinen Einfluss auf die Kreditvergabe der Banken. In den kommenden sechs Monaten wird sich dies laut Bankangaben voraussichtlich nicht ändern.

Die viermal im Jahr durchgeführte Befragung zum Kreditgeschäft fand in der Zeit vom 10. Dezember 2024 bis zum 7. Januar 2025 statt. An der Umfrage nahmen in Deutschland 33 Banken teil. Die Rücklaufquote lag bei 97 %. 

Veränderung der Kreditrichtlinien für private Wohnungsbaukredite und ausschlaggebende Faktoren
Veränderung der Kreditrichtlinien für private Wohnungsbaukredite und ausschlaggebende Faktoren

Veränderung der Nachfrage nach privaten Wohnungsbaukrediten und ausschlaggebende Faktoren
Veränderung der Nachfrage nach privaten Wohnungsbaukrediten und ausschlaggebende Faktoren