Geldvermögensbildung und Außenfinanzierung in Deutschland im zweiten Quartal 2023 Sektorale Ergebnisse der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung

Geldvermögen der privaten Haushalte erneut gestiegen

Das Geldvermögen der privaten Haushalte ist im zweiten Quartal 2023 um 94 Milliarden Euro gestiegen und betrug zum Quartalsende 7.492 Milliarden Euro. Nach einem deutlichen Rückgang im Laufe des Vorjahrs ist dies bereits der dritte Anstieg in Folge. Innerhalb des zweiten Quartals bauten die privaten Haushalte Forderungen im Umfang von 59 Milliarden Euro auf und konnten Bewertungsgewinne in Höhe von 36 Milliarden Euro verbuchen.

Geldvermögen der privaten Haushalte

Vor dem Hintergrund gestiegener Zinsen setzten die privaten Haushalte im zweiten Quartal 2023 ihr Anlageverhalten des Vorquartals größtenteils fort. So reduzierten sie erneut ihre Sichteinlagen (‑18 Milliarden Euro) zu Gunsten höher verzinster Termineinlagen (+43 Milliarden Euro). Auch der Nettozukauf an Schuldverschreibungen lag mit 21 Milliarden Euro erneut erheblich über dem Mittelwert der vergangenen Jahre. Das Interesse an Aktien ließ hingegen deutlich nach. Private Haushalte investierten per saldo zuletzt nur noch knapp eine Milliarde Euro in Aktien und sonstige Anteilsrechte. Dies ist der niedrigste Wert seit 2016. 

Die Bewertungsgewinne stammten in erster Linie aus Wertsteigerungen der von privaten Haushalten gehaltenen Aktien (+9 Milliarden Euro) und Investmentfondsanteile (+19 Milliarden Euro). Der Marktwert der Schuldverschreibungen in den Depots privater Haushalte blieb hingegen nahezu unverändert. 

Reale Gesamtrendite des Geldvermögens im Aufwärtstrend  

Die reale, also inflationsbereinigte Gesamtrendite des Geldvermögens der privaten Haushalte (im Schaubild schwarz dargestellt) bildet die tatsächlich erzielte Rendite der privaten Haushalte ab. Berücksichtigt wird dabei die periodengenaue Struktur des Geldvermögens. Seit Ende 2021 ist die reale Gesamtrendite negativ, folgt aber seit zwei Quartalen einem klaren Aufwärtstrend. Dieser Anstieg basiert zu einem großen Teil auf den steigenden Realzinsen auf Bargeld und Einlagen (im Schaubild grau dargestellt), wird aber durch die zuletzt wieder leicht positive Realrendite der Aktien sowie die gestiegene Realrendite der Investmentfondsanteile noch verstärkt. Zusammengenommen führt dies dazu, dass die reale Gesamtrendite im zweiten Quartal 2023 zum ersten Mal seit vier Quartalen wieder über dem kurzfristigen Realzins auf Bargeld und Einlagen lag.

Beiträge der einzelnen Anlageformen zur realen Rendite der privaten Haushalte in Deutschland

Bei den Verbindlichkeiten der privaten Haushalte war erneut wenig Bewegung festzustellen. Nach einem Anstieg um 5 Milliarden Euro betrugen sie zum Quartalsende 2.143 Milliarden Euro. Diese im historischen Vergleich sehr verhaltene Zunahme war wie schon im Vorquartal hauptsächlich auf den geringen Zuwachs der Wohnungsbaukredite zurückzuführen. Der spürbare Rückgang der Verschuldungsquote um 0,7 Prozentpunkte auf nunmehr 53,6 Prozent ging somit fast ausschließlich auf die nominal gestiegene gesamtwirtschaftliche Leistung zurück.[1] Zusammengenommen wuchs das Nettogeldvermögen der privaten Haushalte im zweiten Quartal um 88 Milliarden Euro auf 5.349 Milliarden Euro.

Außenfinanzierung der nichtfinanziellen Unternehmen weiter auf niedrigem Niveau 

Die Außenfinanzierung der nichtfinanziellen Unternehmen belief sich im zweiten Quartal 2023 auf 43 Milliarden Euro. Nach einem schwachen Vorquartal stellte dies wieder eine leichte Erholung dar, jedoch blieb die Außenfinanzierung damit noch immer hinter dem Mittelwert der vergangenen Jahre zurück. Insbesondere die Kreditaufnahme bei inländischen Banken fiel mit 16 Milliarden Euro im Vergleich zur jüngsten Vergangenheit eher schwach aus. Auch sonstige Verbindlichkeiten, die insbesondere Handelskredite umfassen, wurden nur im Umfang von 5 Milliarden Euro aufgebaut. Auf Jahressicht (gleitende Vierquartalssummen) war die Außenfinanzierung der nichtfinanziellen Unternehmen damit weiter rückläufig, jedoch schwächte sich die Abwärtsdynamik etwas ab. 

Beiträge zur Außenfinanzierung der nichtfinanziellen Unternehmen

Die Verbindlichkeiten der nichtfinanziellen Unternehmen stiegen um 41 Milliarden Euro und beliefen sich zum Ende des zweiten Quartals auf 8.082 Milliarden Euro. Dieser Anstieg war in erster Linie auf die Außenfinanzierungsaktivität der Unternehmen zurückzuführen. Bewertungseffekte schlugen im Berichtsquartal auf der Passivseite der Unternehmensbilanzen kaum zu Buche. Trotz höherer Verbindlichkeiten fiel die Verschuldungsquote von 79,5 auf 79,0 Prozent, was vor allem auf die nominal gestiegene gesamtwirtschaftliche Leistung zurückzuführen war.[2]

Das Geldvermögen der nichtfinanziellen Unternehmen war leicht rückläufig und lag zum Ende des zweiten Quartals 2023 bei 5.978 Milliarden Euro. Zusammengenommen fiel das Nettogeldvermögen der nichtfinanziellen Unternehmen zum Quartalsende auf minus 2.104 Milliarden Euro. 

Aufgrund zwischenzeitlich durchgeführter Revisionen der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung sowie der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen sind die Angaben dieser Pressenotiz nicht mit denen früherer Pressenotizen vergleichbar.

 

Fußnoten:

  1. Die Verschuldungsquote entspricht der Verschuldung im Verhältnis zum nominalen Bruttoinlandsprodukt (gleitende Vierquartalssumme).
  2. Die Verschuldungsquote wird als Summe der Kredite, Schuldverschreibungen und Pensionsrückstellungen im Verhältnis zum nominalen Bruttoinlandsprodukt (gleitende Vierquartalssumme) berechnet.