Geldvermögensbildung und Außenfinanzierung in Deutschland im vierten Quartal 2022 Sektorale Ergebnisse der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung

Geldvermögen der privaten Haushalte steigt wieder

Das Geldvermögen der privaten Haushalte ist im vierten Quartal 2022 nach drei Quartalen des Rückgangs wieder gewachsen und betrug zum Jahresende 7.254 Milliarden Euro. Die privaten Haushalte erhöhten ihre Forderungen um insgesamt 68 Milliarden Euro. Außerdem wurden nach drei Quartalen deutlicher Bewertungsverluste wieder Bewertungsgewinne in Höhe von insgesamt 43 Milliarden Euro verbucht.

Geldvermögen der privaten Haushalte

Die Wertentwicklung war allerdings nicht über alle Anlageformen positiv: Während börsennotierte Aktien mit 32 Milliarden Euro deutlich an Wert gewannen, verloren Pensions- und Versicherungsansprüche aufgrund der steigenden Zinsen im letzten Quartal vergangenen Jahres 21 Milliarden Euro an Wert.[1]

Die privaten Haushalte stockten ihre Bestände an Bargeld und Einlagen zum wiederholten Mal deutlich um 35 Milliarden Euro auf. Zudem erwarben sie Schuldverschreibungen in außergewöhnlicher Höhe (12 Milliarden Euro), die vor dem Hintergrund gestiegener Zinsen attraktiver wurden.

Die privaten Haushalte kauften weniger Investmentfondsanteilen als noch zu Beginn des Jahres. Zudem bauten sie ihre Bestände an sonstigen Forderungen per saldo ab. 

Die Verbindlichkeiten der privaten Haushalte stiegen weiter und betrugen zum Ende des Jahres 2.137 Milliarden Euro, das waren 12 Milliarden mehr als im dritten Quartal. Trotzdem fiel die Verschuldungsquote auf 55,2 Prozent, was auf die im vierten Quartal nominal stärker gestiegene gesamtwirtschaftliche Leistung zurückzuführen war. Die Verschuldungsquote entspricht der Verschuldung im Verhältnis zum nominalen Bruttoinlandsprodukt (gleitende Vierquartalssumme). Zusammengenommen wuchs das Nettogeldvermögen der privaten Haushalte im vierten Quartal auf 5.117 Milliarden Euro, nach einem Rückgang im Vorquartal.

Rückläufige Außenfinanzierung der nichtfinanziellen Unternehmen

Die nichtfinanziellen Unternehmen reduzierten ihre Außenfinanzierung im vierten Quartal 2022 auf 47 Milliarden Euro (zuvor 98 Milliarden Euro). Im Vergleich zum Vorquartal (67 Milliarden Euro) war ihre Kreditaufnahme mit 38 Milliarden Euro schwächer. Insbesondere tilgten sie per saldo Kredite von sonstigen Finanzinstituten. Auch auf Jahressicht (gleitende Vierquartalssummen) verlangsamte sich die Außenfinanzierung der nichtfinanziellen Unternehmen deutlich.

Beiträge zur Außenfinanzierung der nichtfinanziellen Unternehmen

Das Geldvermögen der nichtfinanziellen Unternehmen lag zum Jahresende 2022 bei 6.057 Milliarden Euro und war somit 130 Milliarden Euro niedriger als im Vorquartal. Die meisten Positionen gingen zurück, vor allem Finanzderivate (minus 107 Milliarden Euro) sowie Aktien und sonstige Anteilsrechte (minus 39 Milliarden Euro). Zwar erhöhten die Transaktionen das Geldvermögen um 145 Milliarden Euro. Die nichtfinanziellen Unternehmen erlitten aber außergewöhnlich hohe Bewertungsverluste in Höhe von insgesamt 274 Milliarden Euro. Besonders auffällig waren die Verluste bei den Finanzderivaten (79 Milliarden Euro) sowie den nicht-börsennotierten Aktien und sonstigen Anteilsrechten (94 Milliarden Euro).

Während das Geldvermögen der nichtfinanziellen Unternehmen schrumpfte, wuchsen die Verbindlichkeiten um 49 Milliarden Euro und lagen somit zum Quartalsende bei 7.780 Milliarden Euro. Dieses Wachstum kann auf der Passivseite zusätzlich zu den oben genannten transaktionsbedingten Entwicklungen auch durch positive Bewertungsveränderungen der börsennotierten Aktien in Höhe von 160 Milliarden erklärt werden. Negativ entwickelte sich allerdings der Wert von Finanzderivaten und Mitarbeiteraktienoptionen (minus 86 Milliarden Euro) sowie von sonstigen Verbindlichkeiten (minus 49 Milliarden Euro).

Die Verschuldungsquote fiel auf 80,4 Prozent. Wie bei den privaten Haushalten war dieser Rückgang auf die nominal stärker gestiegene gesamtwirtschaftliche Leistung zurückzuführen. Die Verschuldungsquote wird als Summe der Kredite, Schuldverschreibungen und Pensionsrückstellungen im Verhältnis zum nominalen Bruttoinlandsprodukt (gleitende Vierquartalssumme) berechnet.

Zusammengenommen fiel das Nettogeldvermögen der nichtfinanziellen Unternehmen um 179 Milliarden Euro und belief sich zum Quartalsende auf minus 1.723 Milliarden Euro. Die Nettogeldvermögensbildung, also die Geldvermögensbildung abzüglich der Außenfinanzierung, lag bei 97 Milliarden Euro.

Aufgrund zwischenzeitlich durchgeführter Revisionen der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung sowie der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen sind die Angaben dieser Pressenotiz nicht mit denen früherer Pressenotizen vergleichbar.

 

Fußnoten:

  1. Bei den versicherungstechnischen Rückstellungen der privaten Haushalte wurde im Berichtsquartal rückwirkend für das Jahr 2022 eine methodische Änderung vorgenommen, die zu einem Rückgang dieser Position führt. Die neue Methode beruht auf dem Solvency-II-Meldewesen, welches zur Ermittlung/Bewertung der versicherungstechnischen Rückstellungen die Discounted-Cashflow-Methode anwendet https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:02009L0138-20190113.