Geldvermögensbildung und Außenfinanzierung in Deutschland im vierten Quartal 2015 Sektorale Ergebnisse der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung
Das Geldvermögen der privaten Haushalte belief sich Ende Dezember 2015 auf 5 318 Mrd Euro und stieg damit um 105 Mrd Euro oder 2,0 % im Vergleich zum Ende des dritten Quartals. Dieser kräftige Vermögensanstieg wurde einerseits durch beachtliche Bewertungsgewinne im Umfang von rund 62 Mrd Euro beim gehaltenen Geldvermögen getragen, insbesondere bei Aktien und Anteilen an Investmentfonds. Andererseits trug auch die auf Transaktionen basierende Geldvermögensbildung in Höhe von gut 43 Mrd Euro zum Anstieg des Geldvermögens bei. Die seit einiger Zeit vorherrschende Präferenz für liquide und risikoarme Anlagen war weiterhin zu beobachten, wurde jedoch von spürbaren Investitionen in Aktien und sonstigen Anteilsrechten begleitet. Gleichzeitig nahmen die Verbindlichkeiten der privaten Haushalte nur um etwa 7 Mrd Euro zu, sodass ihr Nettogeldvermögen im vierten Quartal 2015 nach Rückgängen in den vergangenen beiden Quartalen auf nun 3 697 Mrd Euro stieg. Mit gut 97 Mrd Euro oder 2,7 % fiel dieser Anstieg überdurchschnittlich aus. Das Nettogeldvermögen der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften sank unterdessen im Berichtsquartal um circa 55 Mrd Euro oder 3,8 %, unter anderem aufgrund deutlicher Bewertungszunahmen bei den Verbindlichkeiten. Am Ende des vierten Quartals 2015 belief es sich somit auf minus 1 509 Mrd Euro.
Private Haushalte: Zunahme des Kapitalmarktengagements bei weiterhin hohen Nettozuflüssen in Bankeinlagen
Die transaktionsbedingte Geldvermögensbildung der privaten Haushalte belief sich im vierten Quartal 2015 per saldo auf rund 43 Mrd Euro und fiel damit im Vergleich zum Vorquartal leicht höher aus. Dabei wurden circa drei Viertel der Mittel in Bankeinlagen (einschließlich Bargeld) investiert. Mit etwa 31 Mrd Euro fiel der Aufbau von Einlagen im Berichtsquartal zwar kräftiger aus als im Vorquartal, blieb jedoch hinter dem sehr hohen Vorjahreswert zurück. Dotiert wurden dabei nahezu ausschließlich die besonders liquiden Sichteinlagen (einschließlich Bargeld), während Termineinlagen annähernd unverändert blieben und Spareinlagen (einschließlich Sparbriefe) erneut netto abgebaut wurden. Die vor dem Hintergrund der niedrigen Zinsen schon seit Längerem zu beobachtende Präferenz der privaten Haushalte für hochliquide Einlagen war damit erneut präsent, verglichen mit dem Vorjahr jedoch etwas schwächer ausgeprägt. Auch die Ansprüche gegenüber Versicherungen und Pensionseinrichtungen wurden erneut um knapp 19 Mrd Euro aufgestockt, wobei das Gewicht dieser Anlageform für die Geldvermögensbildung der privaten Haushalte im Vorjahresvergleich ebenfalls leicht sank. Da diese Ansprüche und vor allem die Bankeinlagen als relativ risikoarm gelten, deutet ihre nach wie vor große Bedeutung für die Geldvermögensbildung auf eine anhaltende Risikoaversion der privaten Haushalte hin. Im Verlauf des Jahres 2015 scheint diese jedoch gegenüber den Vorjahren etwas abgenommen zu haben.
Deutlich wird dies durch das vergleichsweise hohe Engagement der privaten Haushalte auf den Kapitalmärkten. So wurden Aktien und sonstige Anteilsrechte zum wiederholten Male spürbar und per saldo in Höhe von knapp 7 Mrd Euro gekauft. Neben inländischen börsennotierten Aktiengesellschaften floss dabei erneut ein vergleichsweise hoher Anteil ausländischen Kapitalgesellschaften zu. Mit netto knapp 8 Mrd Euro verzeichneten auch Anteile an Investmentfonds deutliche Zuflüsse, wobei auch hier abermals vor allem in Aktienfonds investiert wurde. Schuldverschreibungen wurden demgegenüber erneut und seit nunmehr über vier Jahren in Folge netto verkauft. Zudem lagen die Abflüsse mit gut 3 Mrd Euro leicht über dem Wert des dritten Quartals. Insgesamt betrachtet blieb die Bedeutung der Wertpapiere in der Geldvermögensbildung der privaten Haushalte damit auf dem bereits vergleichsweise hohen Niveau des Vorquartals. Diese im Jahresverlauf zu beobachtende merkliche Zunahme des Kapitalmarktengagements deutet auf einen Anstieg des Renditebewusstseins seitens der privaten Haushalte hin.
Noch größer als der transaktionsbedingte Anstieg des Geldvermögens fielen im Berichtszeitraum die Bewertungsgewinne beim gehaltenen Geldvermögen aus, die einen Umfang von rund 62 Mrd Euro erreichten. In einem insgesamt freundlichen, obgleich weiterhin volatilen, Börsenumfeld waren davon vor allem Aktien und Anteile an Investmentfonds betroffen. Im Ergebnis führte beides zusammen mit knapp 105 Mrd Euro oder 2,0 % zu einem spürbaren Anstieg des Geldvermögens privater Haushalte im vierten Quartal. Auch im Jahresverlauf trugen die Bewertungsänderungen bei Aktien und Investmentfondsanteilen insgesamt positiv zum Anstieg des Geldvermögens bei. Am Ende des vierten Quartals 2015 belief sich das Geldvermögen dieses Sektors auf 5 318 Mrd Euro (176 % des annualisierten Bruttoinlandsprodukts) und fiel damit um 236 Mrd Euro beziehungsweise 4,6 % deutlich höher aus als Ende 2014.
Mit einem Umfang von 8,5 Mrd Euro fiel die Außenfinanzierung der privaten Haushalte im Berichtsquartal zwar deutlich positiv, jedoch spürbar niedriger aus als im Vorquartal. Aufgenommen wurden in erster Linie Wohnungsbaukredite. Kreditgeber waren ausschließlich inländische Banken, hingegen kam es bei Versicherungen und anderen Finanzintermediären per saldo zu einer Rückführung der Außenstände. Die gesamten Verbindlichkeiten der privaten Haushalte stiegen damit um 0,5 % auf 1 622 Mrd Euro. Zusammen mit dem merklichen Anstieg des Geldvermögens führte dies im Berichtszeitraum zu einem um gut 97 Mrd Euro oder um 2,7 % zunehmenden Nettogeldvermögen auf 3 697 Mrd Euro. Die Verschuldungsquote, definiert als Anteil der gesamten Verbindlichkeiten am annualisierten nominalen Bruttoinlandsprodukt, sank zum Ende des vierten Quartals 2015 leicht auf 53,6 % und lag damit knapp 1 Prozentpunkt unter dem Vorjahreswert.
Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften: Erneut kräftige Geldvermögensbildung bei rückläufiger Verschuldung
Die transaktionsbedingte Geldvermögensbildung der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften fiel im vierten Quartal 2015 mit 65 Mrd Euro wie bereits in den Vorquartalen kräftig aus. Investiert wurde vor allem in Bankeinlagen (einschließlich Bargeld) sowie Aktien und sonstige Anteilsrechte, die jeweils netto mit etwa 21 beziehungsweise 19 Mrd Euro aufgebaut wurden. Zudem wurden Investitionen in Investmentfondsanteile mit knapp 2 Mrd Euro getätigt. Negative Beiträge kamen hingegen erstmals seit Mitte 2014 von der Kreditvergabe, die mit gut minus 2 Mrd Euro zu Buche schlug. Abgebaut wurden vor allem Kredite an inländische Kapitalgesellschaften. Auch Schuldverschreibungen wurden per saldo insgesamt mit 0,5 Mrd Euro geringfügig zurückgeführt, wobei allerdings in Schuldverschreibungen anderer inländischer Kapitalgesellschaften netto investiert wurde.
Die Außenfinanzierung fiel im Berichtsquartal mit knapp 12 Mrd Euro höher aus als im dritten Quartal, entwickelte sich insgesamt betrachtet jedoch vergleichsweise moderat. Positive Beiträge kamen von der Finanzierung über Kredite, wobei insbesondere im Ausland verstärkt Mittel aufgenommen wurden. Die Kreditaufnahme bei inländischen Kapitalgebern zeigte sich hingegen verhalten. Ausgeweitet wurde zudem die Finanzierung über marktbasierte Instrumente, etwa in Form von Aktien. So wurden unter anderem börsennotierte Aktien per saldo im Umfang von gut 1 Mrd Euro emittiert, wobei inländische sonstige Finanzintermediäre einen Gutteil der Finanzierungsmittel bereitstellten. Dagegen war die Finanzierung über Schuldverschreibungen per saldo rückläufig (minus 1 Mrd Euro), und es wurden vor allem die Bestände bei inländischen Monetären Finanzinstituten per saldo zurückgeführt.
Der transaktionsbedingten Zunahme des Geldvermögens wie auch der Verbindlichkeiten standen Bewertungsänderungen gegenüber, die sowohl das Geldvermögen (plus 88 Mrd Euro), vor allem aber die Verbindlichkeiten (plus 196 Mrd Euro) prägten. Unter Berücksichtigung dieser kräftigen Bewertungseffekte sank das Nettogeldvermögen insgesamt betrachtet um gut 55 Mrd Euro oder 3,8 %, sodass am Ende des vierten Quartals ein Wert von minus 1 509 Mrd Euro erreicht wurde. Die Verschuldungsquote, definiert als Anteil der Summe von Schuldverschreibungen, Krediten und Pensionsrückstellungen am annualisierten nominalen Bruttoinlandsprodukt, lag damit zum Jahresende bei 61,1 %. Da das annualisierte Bruttoinlandsprodukt stärker stieg als die Verschuldung, sank die Verschuldungsquote gegenüber dem Vorquartal und lag damit auch niedriger als Ende 2014.
Aufgrund zwischenzeitlich durchgeführter Revisionen der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung sowie der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen sind die Angaben dieser Pressenotiz nicht mit denen früherer Pressenotizen vergleichbar.