Geldvermögensbildung und Außenfinanzierung in Deutschland im ersten Quartal 2016 Sektorale Ergebnisse der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung

Das Geldvermögen der privaten Haushalte belief sich zum Ende des ersten Quartals 2016 auf 5 339 Mrd und stieg damit um 17 Mrd oder 0,3 % im Vergleich zum Ende des Jahres 2015. Ursache dieses vergleichsweise geringen Vermögensanstiegs waren vor allem deutliche Bewertungsverluste im Umfang von rund 42 Mrd € beim gehaltenen Geldvermögen, insbesondere bei Aktien und Anteilen an Investmentfonds. Die auf Transaktionen beruhende Geldvermögensbildung fiel mit knapp 59 Mrd € dagegen vergleichsweise kräftig aus. Die seit einiger Zeit vorherrschende Präferenz für liquide und risikoarme Anlagen war weiterhin zu beobachten, hinzu traten jedoch - wie bereits in den beiden Vorquartalen - merkliche Investitionen in Aktien und sonstige Anteilsrechte, was auf ein zunehmendes Renditebewusstsein hindeutet. Gleichzeitig nahmen die Verbindlichkeiten der privaten Haushalte um etwa 7 Mrd € zu, sodass ihr Nettogeldvermögen im Berichtsquartal auf nun 3 710 Mrd € stieg. Mit gut 10 Mrd € oder 0,3 % fiel diese Zunahme nach einem kräftigen Anstieg im Vorquartal jedoch verhalten aus. Das Nettogeldvermögen der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften blieb nahezu unverändert. Am Ende des ersten Quartals 2016 belief es sich auf minus 1 506 Mrd € und sank somit leicht um 1 Mrd € oder 0,1 %.

Private Haushalte: Geringere Nettozuflüsse in Bankeinlagen bei abermals hohem Kapitalmarktengagement

Die transaktionsbedingte Geldvermögensbildung der privaten Haushalte belief sich im ersten Quartal 2016 per saldo auf rund 59 Mrd und lag damit deutlich über dem langfristigen Durchschnitt. Dabei wurden circa 8 Mrd  in Bankeinlagen (einschl. Bargeld) investiert. Der Aufbau von Einlagen blieb im Berichtsquartal damit hinter den sehr hohen Werten des vergangenen Jahres zurück. Dotiert wurden dabei nahezu ausschließlich die besonders liquiden Sichteinlagen (einschl. Bargeld), während Termineinlagen annähernd unverändert blieben und Spareinlagen (einschl. Sparbriefen) erneut netto abgebaut wurden. Die vor dem Hintergrund der niedrigen Zinsen schon seit Längerem zu beobachtende Präferenz der privaten Haushalte für hochliquide Einlagen war damit erneut präsent, zeigte aber seit Mitte 2015 einen abnehmenden Trend. Kräftig aufgestockt wurden im Berichtsquartal mit knapp 29 Mrd € die Ansprüche gegenüber Versicherungen und Pensionseinrichtungen. Diese Ansprüche gelten, wenn auch nicht im gleichen Ausmaß wie Bankeinlagen, ebenfalls als relativ risikoarm. In der Summe deuten diese Entwicklungen daher darauf hin, dass die privaten Haushalte bei der Geldvermögensbildung zwar insgesamt, neben einer anhaltenden Liquiditätspräferenz, eine gewisse Risikoaversion haben, diese zuletzt aber weniger stark ausgeprägt gewesen zu sein scheint als in früheren Quartalen. 

Deutlich wird dies auch durch das vergleichsweise hohe Engagement der privaten Haushalte auf den Kapitalmärkten. So wurden Aktien und sonstige Anteilsrechte abermals in nennenswertem Umfang von per saldo gut 10 Mrd  gekauft. Die Zuflüsse fielen damit höher aus als im langfristigen Durschnitt und überstiegen zugleich die Zuflüsse in Bankeinlagen. Profitieren konnten davon erneut vor allem inländische börsennotierte Aktiengesellschaften; eine solche Präferenz der Anleger für inländische Titel ("home bias") ist im internationalen Vergleich häufig zu beobachten und deutet im Allgemeinen auf eine gewisse Risikoscheu hin, da Investoren mit Blick auf Anlagen im Inland typischerweise besser informiert sind und daher eben solche Anlageformen als potenziell sicherer wahrnehmen. Ausländischen Kapitalgesellschaften floss hingegen nur ein kleiner Teil der Mittel zu. Mit netto gut 5 Mrd verzeichneten Anteile an Investmentfonds ebenfalls deutliche Zuflüsse, wobei hier vor allem in Renten- und Immobilienfonds investiert wurde. Vor dem Hintergrund der im Berichtszeitraum weiter gefallenen Renditen wurden Schuldverschreibungen wiederholt und seit nunmehr über vier Jahren in Folge netto verkauft, vor allem Papiere des Auslands. Die Abflüsse lagen jedoch mit knapp 2 Mrd € deutlich unter dem Wert des Vorquartals. Insgesamt setzte sich damit die bereits in den Vorquartalen zu beobachtende zunehmende Bedeutung der Wertpapiere in der Geldvermögensbildung der privaten Haushalte fort. Das gesteigerte Kapitalmarktengagement deutet auf eine Zunahme des Renditebewusstseins seitens der privaten Haushalte hin.

Neben dem starken transaktionsbedingten Anstieg des Geldvermögens fielen im Berichtszeitraum spürbare Bewertungsverluste beim gehaltenen Geldvermögen an, die einen Umfang von rund 42 Mrd erreichten und, in einem insgesamt negativen Börsenumfeld, vor allem Aktien und Anteile an Investmentfonds betrafen. Im Ergebnis führten transaktionsbedingte Zuwächse und Bewertungsverluste zusammen zu einem leichten Anstieg des Geldvermögens privater Haushalte im ersten Quartal um gut 17 Mrd oder 0,3 %. Am Ende des Berichtsquartals belief sich somit das Geldvermögen der privaten Haushalte insgesamt auf 5 339 Mrd € (175 % des annualisierten Bruttoinlandsprodukts).

Mit einem Umfang von 6,4 Mrd  fiel die Außenfinanzierung der privaten Haushalte im Berichtszeitraum zwar etwas niedriger aus als im Vorquartal, war jedoch für ein erstes Quartal vergleichsweise hoch. Aufgenommen wurden in erster Linie Wohnungsbaukredite. Kreditgeber waren ausschließlich inländische Kapitalgesellschaften, darunter vor allem Banken. Die gesamten Verbindlichkeiten der privaten Haushalte stiegen damit um 0,5 % auf 1 629 Mrd . Zusammen mit dem moderaten Anstieg des Geldvermögens führte dies im Berichtszeitraum zu einem um gut 10 Mrd € oder 0,3 % höheren Nettogeldvermögen in Höhe von 3 710 Mrd €. Die Verschuldungsquote, definiert als Anteil der gesamten Verbindlichkeiten am annualisierten nominalen Bruttoinlandsprodukt, blieb zum Ende des ersten Quartals 2016 nahezu unverändert bei 53,4 %.

Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften: Schwache Geldvermögensbildung bei kräftiger Außenfinanzierung 

Die transaktionsbedingte Geldvermögensbildung der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften fiel im ersten Quartal 2016 mit 28 Mrd nach den kräftigen Vorquartalen niedriger aus. Investiert wurde vor allem in Aktien und sonstige Anteilsrechte sowie Kredite, die jeweils netto mit etwa 9 Mrd beziehungsweise 7 Mrd € aufgebaut wurden. In beiden Fällen flossen die Mittel primär ausländischen nichtfinanziellen Unternehmen zu. Ebenso wurden Investitionen in Ansprüche gegenüber Versicherungen und Pensionseinrichtungen mit gut 2 Mrd € getätigt. Schuldverschreibungen und Anteile an Investmentfonds wurden per saldo mit knapp 1 Mrd € beziehungsweise 0,5 Mrd € nur geringfügig aufgestockt. Bei den Schuldverschreibungen wurde vor allem in Papiere anderer inländischer Kapitalgesellschaften investiert. 

Die Außenfinanzierung fiel im Berichtsquartal mit knapp 47 Mrd  höher aus als im Vorquartal und entwickelte sich insgesamt vergleichsweise kräftig. Positive Beiträge kamen von der Finanzierung über Kredite, wobei die Mittel insbesondere bei inländischen Kapitalgebern aufgenommen wurden. Ausgeweitet wurde zudem die Finanzierung über marktbasierte Instrumente in Form von Wertpapieren. So wurden unter anderem Aktien und sonstige Anteilsrechte per saldo im Umfang von gut 3 Mrd emittiert, wobei private Haushalte und das Ausland einen Gutteil der Finanzierungsmittel bereitstellten. Gleichzeitig leistete die Finanzierung über Schuldverschreibungen per saldo einen spürbaren Beitrag (10 Mrd €). Hierbei traten überwiegend andere inländische Kapitalgesellschaften und das Ausland als Kapitalgeber auf. 

Der transaktionsbedingten Zunahme des Geldvermögens wie auch der Verbindlichkeiten standen Bewertungsänderungen gegenüber, die sowohl das Geldvermögen (minus 102 Mrd ), vor allem aber die Verbindlichkeiten (minus 120 Mrd ) betrafen. Unter Berücksichtigung dieser kräftigen Bewertungsänderungen blieb das Nettogeldvermögen insgesamt nahezu unverändert,sodass am Ende des ersten Quartals 2016 ein Wert von minus 1 506 Mrd € erreicht wurde. Die Verschuldungsquote, definiert als Anteil der Summe von Schuldverschreibungen, Krediten und Pensionsrückstellungen am annualisierten nominalen Bruttoinlandsprodukt, lag damit zum Quartalsende bei 61,7 %. Da das annualisierte Bruttoinlandsprodukt sich im Vergleich zur Verschuldung verhaltener entwickelte, stieg die Verschuldungsquote gegenüber dem Vorquartal um 0,5 Prozentpunkte.

Aufgrund zwischenzeitlich durchgeführter Revisionen der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung sowie der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen sind die Angaben dieser Pressenotiz nicht mit denen früherer Pressenotizen vergleichbar.