Geldvermögensbildung und Außenfinanzierung in Deutschland im dritten Quartal 2015 Sektorale Ergebnisse der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung
Das Geldvermögen der privaten Haushalte belief sich Ende September 2015 auf 5 210 Mrd € und fiel damit um 17 Mrd € oder 0,3 % niedriger aus als am Ende des zweiten Quartals. Hinter diesem Vermögensrückgang, dem ersten seit vier Jahren, stehen deutliche Bewertungsverluste im Umfang von rund 57 Mrd € beim gehaltenen Geldvermögen, die die auf Transaktionen basierende Geldvermögensbildung in Höhe von knapp 40 Mrd € mehr als ausglichen. Der bislang zu beobachtende Trend hin zu liquiden und risikoarmen Anlagen war etwas schwächer ausgeprägt als zuvor, was vor allem an einer deutlichen transaktionsbedingten Zunahme des Geldvermögens in Form von Aktien und sonstigen Anteilsrechten lag. Gleichzeitig nahmen insbesondere die Verbindlichkeiten der privaten Haushalte um etwa 14 Mrd € zu, sodass ihr Nettogeldvermögen im dritten Quartal 2015 erneut auf nun 3 597 Mrd € sank. Der Rückgang fiel im Vergleich zum Vorquartal zudem mit gut 31 Mrd € oder -0,9 % höher aus als zuvor. Das Nettogeldvermögen der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften legte im Berichtsquartal um circa 163 Mrd € oder 10 % deutlich zu, unter anderem aufgrund spürbarer Bewertungsrückgänge bei den Verbindlichkeiten. Am Ende des dritten Quartals 2015 belief es sich auf -1 492 Mrd €.
Private Haushalte: Nettozuflüsse in Bankeinlagen nehmen ab, das Kapitalmarktengagement zu
Die transaktionsbedingte Geldvermögensbildung der privaten Haushalte belief sich im dritten Quartal 2015 per saldo auf rund 40 Mrd € und fiel damit etwas niedriger aus als im Vorquartal. Mit etwa 9 Mrd € wurde circa ein Viertel der Mittel und damit spürbar weniger als im Vorquartal in Bankeinlagen (einschl. Bargeld) investiert. Wie in den Vorquartalen wurden dabei ausschließlich die besonders liquiden Sichteinlagen (einschl. Bargeld) bedient, während Termin- und Spareinlagen (einschl. Sparbriefe) erneut netto abgebaut wurden, insbesondere im langfristigen Bereich. Die vor dem Hintergrund der niedrigen Zinsen schon seit Längerem zu beobachtende Präferenz der privaten Haushalte für hochliquide Einlagen war damit auch im Berichtsquartal präsent. Ein unverändert hohes Gewicht für die Geldvermögensbildung der privaten Haushalte hatten die Ansprüche gegenüber Versicherungen und Pensionseinrichtungen, die netto um rund 16 Mrd € aufgestockt wurden. Da diese Ansprüche und die Bankeinlagen als risikoarm gelten, deutet ihre insgesamt zwar etwas gesunkene, aber weiterhin große Bedeutung für die Geldvermögensbildung auf eine anhaltende Risikoaversion der privaten Haushalte hin, die im Berichtsquartal jedoch weniger stark ausgeprägt gewesen sein dürfte als zuvor.
Für Letzteres spricht auch das spürbar ausgedehnte Engagement der privaten Haushalte auf den Kapitalmärkten. So wurden Aktien und sonstige Anteilsrechte per saldo in Höhe von knapp 12 Mrd € gekauft. Dies entspricht dem höchsten Zufluss seit gut sechs Jahren. Investiert wurde vor allem im Inland, darunter primär in nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften, während Titel ausländischer Aktiengesellschaften nur in begrenztem Umfang direkt von den Haushalten erworben wurden. Ebenso wurde erneut in Anteile an Investmentfonds investiert, unter anderem in Aktien- und Mischfonds. Mit netto gut 5 Mrd € fielen die Mittelzuflüsse zwar etwas geringer aus als im Vorquartal, lagen jedoch weiterhin deutlich über ihrem langjährigen Durchschnitt. Schuldverschreibungen wurden demgegenüber erneut und seit nunmehr vier Jahren in Folge netto verkauft, allerdings fielen die Abflüsse mit 2 Mrd € deutlich niedriger aus als zuvor. Das Engagement in Schuldverschreibungen inländischer Kapitalgesellschaften verzeichnete gar positive Nettotransaktionen im Umfang von etwa 0,5 Mrd €. Insgesamt nahm die Bedeutung der Wertpapiere in der Geldvermögensbildung der privaten Haushalte deutlich zu.
Diesem transaktionsbedingten Anstieg des Geldvermögens standen im Berichtszeitraum erhebliche Bewertungsverluste beim gehaltenen Geldvermögen im Umfang von rund 57 Mrd € gegenüber. In einem schwachen Börsenumfeld waren davon vor allem Aktien und Anteile an Investmentfonds betroffen. Im Ergebnis führte dies erstmals seit vier Jahren mit -17 Mrd € oder -0,3 % zu einem Rückgang des Geldvermögens privater Haushalte. Am Ende des dritten Quartals 2015 belief es sich damit auf 5 210 Mrd € (174 % des annualisierten Bruttoinlandsprodukts).
Die Außenfinanzierung der privaten Haushalte fiel im dritten Quartal 2015 stärker aus als im Vorquartal. Insgesamt wurden Kredite (einschl. sonstiger Verbindlichkeiten) per saldo im Umfang von knapp 15 Mrd € aufgenommen, primär in Form von Wohnungsbaukrediten. Die bereits ausgeprägte Außenfinanzierung des Vorquartals konnte somit sogar übertroffen werden. Kreditgeber waren primär inländische Banken. Die gesamten Verbindlichkeiten der privaten Haushalte stiegen damit deutlich um 0,9 % auf 1 614 Mrd €. Zusammen mit dem leichten Rückgang des Geldvermögens führte dies im Berichtszeitraum zu einem um -31 Mrd € oder um -0,9 % rückläufigen Nettogeldvermögen auf 3 597 Mrd €. Das Nettogeldvermögen sank damit zum zweiten Mal in Folge. Die Verschuldungsquote, definiert als Anteil der gesamten Verbindlichkeiten am annualisierten nominalen Bruttoinlandsprodukt, blieb zum Ende des dritten Quartals 2015 nahezu unverändert bei 53,9%.
Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften: erneut kräftige Geldvermögensbildung bei rückläufiger Verschuldung
Die transaktionsbedingte Geldvermögensbildung der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften fiel im dritten Quartal 2015 mit 55 Mrd € abermals kräftig aus. Aufgebaut wurden vor allem Bankeinlagen (einschl. Bargeld) sowie Aktien und sonstige Anteilsrechte, denen netto gut 20 Mrd € beziehungsweise knapp 13 Mrd € zuflossen. Zudem nahmen Investitionen in Investmentfondsanteile mit 4 Mrd € leicht zu. Positive Beiträge kamen zusätzlich von der Kreditvergabe, die mit knapp 8 Mrd € insgesamt deutlich stärker ausfiel als im Vorquartal. Kreditnehmer waren in erster Linie andere inländische nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften sowie sonstige Finanzintermediäre.
Die Außenfinanzierung fiel im Berichtsquartal mit 8,6 Mrd € vergleichsweise verhalten aus. Negative Beiträge kamen von der Finanzierung über Kredite (-0,7 Mrd €). Gegenüber dem Vorquartal entwickelte sich hierbei insbesondere die Kreditaufnahme bei inländischen MFI verhalten, während bei anderen inländischen Kapitalgesellschaften, darunter insbesondere bei nichtfinanziellen Unternehmen, netto knapp 5 Mrd € zusätzliche Kredite aufgenommen wurden. Auch Finanzderivate und Mitarbeiteraktienoptionen trugen negativ zur Entwicklung bei, per saldo wurden diese Verbindlichkeiten im Umfang von etwa 1 Mrd € zurückgeführt. Positiv zur Finanzierung trugen im Berichtsquartal vor allem die marktbasierten Instrumente bei. So wurden unter anderem börsennotierte Aktien netto im Umfang von knapp 3 Mrd € emittiert, wobei primär die privaten Haushalte in Deutschland einen Gutteil der Finanzierungsmittel bereitstellten. Die Finanzierung über Schuldverschreibungen fiel zwar mit etwa 0,5 Mrd € ebenfalls positiv aus, blieb aber im Vergleich zum Vorquartal deutlich verhaltener.
Diesen transaktionsbedingten Zunahmen des Geldvermögens und der Verbindlichkeiten stehen Bewertungsverluste gegenüber, die sowohl das Geldvermögen (-121 Mrd €) als auch die Verbindlichkeiten (-238 Mrd €) merklich prägten. Unter Berücksichtigung dieser kräftigen Bewertungseffekte stieg das Nettogeldvermögen insgesamt betrachtet um gut 163 Mrd € oder 10 % und damit so kräftig wie zuletzt im Jahr 2008. Dadurch wurde im dritten Quartal 2015 ein Wert von -1 492 Mrd € erreicht. Die Verschuldungsquote, definiert als Anteil der Summe von Schuldverschreibungen, Krediten und Pensionsrückstellungen am annualisierten nominalen Bruttoinlandsprodukt, lag Ende des dritten Quartals bei 62,9 %. Durch die einerseits leichte Rückführung der Verschuldung und das andererseits positive annualisierte Wachstum des Bruttoinlandsprodukts lag die Verschuldungsquote somit unter dem Niveau des Vorquartals.
Aufgrund zwischenzeitlich durchgeführter Revisionen der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung sind die Angaben dieser Pressenotiz nicht mit denen früherer Pressenotizen vergleichbar.