Direktinvestitionsbestände: Verflechtung mit dem Ausland hat 2018 weiter zugenommen
Die unmittelbaren und mittelbaren deutschen Direktinvestitionen im Ausland haben zum Jahresende 2018 insgesamt 1.277 Mrd € betragen. Damit erhöhten sie sich um 70 Mrd € gegenüber dem Vorjahr. Den Eigenkapital- und Kreditforderungen in Höhe von 1.761 Mrd € standen dabei 484 Mrd € Verbindlichkeiten gegenüber, vor allem aus Krediten ausländischer Finanzierungstöchter an ihre deutschen Investoren (Reverse Investments). Die unmittelbaren und mittelbaren Direktinvestitionen des Auslands in Deutschland stiegen zum Jahresende 2018 um 4 Mrd € auf 540 Mrd €.
USA weiterhin wichtigstes Zielland für deutsche Direktinvestitionen
Um das tatsächliche Anlageinteresse zu zeigen, wird bei der unmittelbaren und mittelbaren Darstellung durch Holdinggesellschaften „hindurchgesehen“. Somit zeigt die entsprechende Länderaufgliederung, in welchen Regionen die deutschen Direktinvestitionen letztendlich angelegt wurden. Europa blieb demnach mit knapp der Hälfte der Anlagesumme (635 Mrd €) die wichtigste Region für deutsche Direktinvestitionen zum Jahresende 2018. In der Betrachtung nach Einzelländern waren weiterhin die Vereinigten Staaten mit 361 Mrd € das wichtigste Zielland für deutsche Direktinvestitionen. Mit großem Abstand folgten das Vereinigte Königreich (138 Mrd €), China (86 Mrd €) sowie die Euro-Länder Luxemburg (86 Mrd €), Österreich (45 Mrd €) und Frankreich (45 Mrd €).
Unterschiedliche Sonderrollen nehmen Luxemburg und die Niederlande ein: Die vergleichsweise hohen deutschen Direktinvestitionen in Luxemburg waren maßgeblich auf Investitionen im Sektor Finanz- und Versicherungsdienstleistungen zurückzuführen. Die Niederlande sind hingegen traditionell von großer Bedeutung für die konzerninterne Unternehmensfinanzierung. Der hier ausgewiesene negative Bestand von 59 Mrd € resultierte aus hohen Krediten niederländischer Finanzierungsgesellschaften an ihre deutschen Direktinvestoren. Im asiatischen Raum war neben China noch Indien mit 17 Mrd € ein wichtiges Zielland für deutsche Investoren.
Ausländische Direktinvestitionen in Deutschland nahezu unverändert
Zum Jahresende 2018 addierten sich die unmittelbaren und mittelbaren Direktinvestitionen des Auslands in Deutschland auf 540 Mrd €; das entsprach einem Plus von 4 Mrd € gegenüber dem Vorjahr. Die ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland zeigen in der Aufgliederung nach dem Sitzland der Konzernobergesellschaft, aus welchem Land die Investitionen letztlich kommen. Zwei Drittel der Investitionen stammten aus Europa (364 Mrd €). Werden einzelne Länder betrachtet, führten allerdings auch hier die Vereinigten Staaten mit einer Anlagesumme von 99 Mrd € die Rangliste an. Auf dem zweiten Platz folgte Deutschland mit 52 Mrd €, denn in dieser Höhe hielten deutsche Direktinvestoren über verbundene Auslandsunternehmen deutsche Tochtergesellschaften (Round Tripping). Der Umfang dieser Beteiligungskonstellation ist so bedeutend, dass Deutschland als Investoren-Land noch vor dem Vereinigten Königreich (48 Mrd €) und den Niederlanden (34 Mrd €) lag. Asien spielte in dieser Betrachtung eine eher untergeordnete Rolle; das einzige Land in Asien, von dem Direktinvestitionen im zweistelligen Milliardenbereich ausgingen, war Japan mit 33 Mrd € gefolgt von Katar mit 7 Mrd €.
Direktinvestitionstransaktionen: Geringere Dynamik im Jahr 2019
Die Transaktionsdaten für das Jahr 2019 zeigen, dass sich die seit 2015 andauernde starke Expansion der Direktinvestitionsanlagen im Ausland fortsetzte. Dennoch war der Strom inländischer Direktinvestitionen mit gut 100 Mrd € deutlich geringer als im Vorjahr (148 Mrd €). Vor allem die Dynamik beim Beteiligungskapital ließ nach. Der Zuwachs betrug nur noch 87 Mrd €, nachdem er im Vorjahr noch bei 147 Mrd € gelegen hatte. Fast die Hälfte des Anstiegs im Jahr 2019 (41 Mrd €) war auf reinvestierte Gewinne zurückzuführen.
Europa konnte im Berichtsjahr 2019 seine Rolle als beliebteste Zielregion deutscher Direktinvestitionen behaupten: Mit 55 Mrd € flossen über die Hälfte der Neuinvestitionen in europäische Länder. Der Großteil entfiel auf Länder des Euroraums (49 Mrd €), und hier vor allem auf Luxemburg (14 Mrd €), die Niederlande (9 Mrd €) und Italien (9 Mrd €). Aus dem Vereinigten Königreich wurde hingegen – möglicherweise in Verbindung mit dem anstehenden Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union – Kapital in Höhe von fast 10 Mrd € abgezogen, deutlich mehr als in 2018 mit 2 Mrd €. Auch hier wird die Betrachtung einzelner Länder von den Vereinigten Staaten mit einem Transaktionsvolumen von 34 Mrd € angeführt. Die deutschen Investitionsströme nach China beliefen sich auf lediglich 4 Mrd €.
Ausländische Unternehmen bei Direktinvestitionen in Deutschland verhaltener
Ausländische Unternehmen haben 2019 ihre Direktinvestitionen in Deutschland sehr viel verhaltener ausgebaut als in den Vorjahren. Von den Neuanlagen in Höhe von 45 Mrd € entfiel das Gros auf – zumeist steuerlich motivierte – Kredite zwischen verbundenen Unternehmen (24 Mrd €). Weitere 21 Mrd € stammten von thesaurierten Gewinnen, während Neuinvestitionen in Unternehmensbeteiligungen unterhalb der Milliardengrenze blieben.
Verbundene Unternehmen aus Europa waren – wie bei den Direktinvestitionsforderungen – mit mehr als 27 Mrd € die größten unmittelbaren Kontrahenten bei der Bereitstellung von Direktinvestitionskapital im Inland. Dabei stellten die Euro-Länder 2019 mit knapp 8 Mrd € nur etwa ein Viertel dieser Mittel zur Verfügung, deutlich weniger als in den Vorjahren. Zum Vergleich: allein die Zuflüsse aus dem Vereinigten Königreich betrugen mehr als 10 Mrd €. Den hohen Investitionen aus Luxemburg und Irland (15 bzw. 13 Mrd €) standen hohe Desinvestitionen aus Belgien (20 Mrd €) und den Niederlanden (15 Mrd €) gegenüber. Außerhalb Europas blieben die Vereinigten Staaten mit 13 Mrd € das Land mit den größten Mittelzuflüssen, gefolgt von Japan und China mit 5 Mrd € beziehungsweise 2 Mrd €.
Außenwirtschaft: Bundesbank veröffentlicht neue „Fachreihe Direktinvestitionen“
Seit dem 16. April 2020 erscheinen die Statistik-Publikationen der Deutschen Bundesbank in neuer Form. An die Stelle der bekannten Beihefte und Sonderveröffentlichungen treten Statistische Fachreihen mit teilweise verändertem inhaltlichen Zuschnitt. Dies gilt auch für die bisherige Statistische Sonderveröffentlichung 10 („Bestandserhebung über Direktinvestitionen“) und die Publikation „Direktinvestitionen laut Zahlungsbilanzstatistik“. Die beiden Veröffentlichungen wurden in der neuen „Statistischen Fachreihe Direktinvestitionen“ zusammengefasst. Der modulare Aufbau der neuen Fachreihe ermöglicht eine fortlaufende Aktualisierung der jeweiligen Ausgabe und flexible Download-Möglichkeiten. Zudem wurden die methodischen Erläuterungen vollständig überarbeitet. Sie gewähren nunmehr einen kompakten Überblick über die verschiedenen internationalen Darstellungsweisen für Direktinvestitionsstatistiken sowie die analytischen Unterschiede der Länderzuordnung nach unmittelbarem und letztendlichem Direktinvestor beziehungsweise Direktinvestitionsunternehmen. Eine tabellarische Übersicht zum Datenangebot der Direktinvestitionsstatistiken der Bundesbank rundet die Ausführungen ab.