Direktinvestitionsbestände im Jahr 2019 erneut gestiegen
Die unmittelbaren und mittelbaren deutschen Direktinvestitionen im Ausland sind zum Jahresende 2019 um 48 Mrd € auf 1 372 Mrd € gestiegen. Direktinvestitionen können entweder in Form von Beteiligungskapital oder Krediten an ihre ausländischen Töchter- und Schwestergesellschaften eingebracht werden. Bei dem deutschen Engagement entfielen über 80 % auf Beteiligungskapital. Ausländische Direktinvestitionen in Deutschland wurden mit 10 Mrd € etwas verhaltener auf insgesamt 556 Mrd € ausgebaut. Hier war der konzerninterne Kreditverkehr mit einem Anteil von knapp 40 % etwas wichtiger. Auf beiden Seiten sind die Verflechtungen mit europäischen Ländern und den Vereinigten Staaten von großer Bedeutung.
Großes Interesse deutscher Direktinvestoren an US-Unternehmen
Europa blieb auch zum Jahresende 2019 die beliebteste Zielregion deutscher Direktinvestoren. Auf sie entfiel mit 675 Mrd € fast die Hälfte des Auslandsengagements. Weitgehend unverändert zeigte sich die Rangfolge nach einzelnen Ländern: An der Spitze lagen erneut die Vereinigten Staaten, wo mit 391 Mrd € nahezu 30 % aller deutschen Direktinvestitionen zu finden sind. Es folgten mit weitem Abstand das Vereinigte Königreich (136 Mrd €), Luxemburg (95 Mrd €) und China (89 Mrd €). Auffallend hohe Bestandszuwächse im Vergleich zum Vorjahr wiesen Belgien (+6 Mrd €), Singapur (+ 4 Mrd €) und Russland (+ 3 Mrd €) auf, die sich so im Länderranking weiter nach oben schoben.
Bei der Betrachtung der unmittelbaren Direktinvestitionen nach den Wirtschaftszweigen der ausländischen Investitionsobjekte stechen die Finanz- und Versicherungsdienstleistungen hervor. Besonders augenfällig war das hohe Anlageinteresse an ausländischen Beteiligungsgesellschaften ohne Managementfunktion, auf die mit 553 Mrd € rund 40 % der unmittelbaren Direktinvestitionen entfiel. Diese Gesellschaften werden oftmals für bestimmte Zwecke zwischengeschaltet, beispielsweise zur Steueroptimierung. Deshalb bieten die Zahlen der unmittelbaren und mittelbaren Direktinvestitionen, bei denen durch solche Holdinggesellschaften „hindurchgeschaut“ wird, ein anderes Bild. Demnach galt das Endanlageinteresse deutscher Direktinvestoren mit 450 Mrd € vor allem dem verarbeitenden Gewerbe.
Europäische Direktinvestoren für Deutschland von zentraler Bedeutung
Die unmittelbaren und mittelbaren ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland in Höhe von 556 Mrd € stammten zum Jahresende 2019 überwiegend aus europäischen Ländern; hier war Europa mit einem Anteil von 80 % sogar noch prominenter vertreten als bei den deutschen Direktinvestitionen im Ausland. Die Direktinvestoren aus den Niederlanden und Luxemburg blieben mit 106 Mrd € und 94 Mrd € Spitzenreiter, wenngleich niederländische Investoren ihre Bestände um 10 Mrd € reduzierten. Demgegenüber erhöhten Direktinvestoren aus der Schweiz und Irland ihre Anlagen in deutsche Unternehmen um 7 Mrd € beziehungsweise 6 Mrd € auf 47 Mrd € und 17 Mrd €. Verglichen mit den deutschen Investitionen im Ausland sind die Vereinigten Staaten als Direktinvestor in Deutschland etwas weniger bedeutend. Ihre Anlagen in Höhe von 57 Mrd € machten rund 10 % des gesamten ausländischen Direktinvestitionsvolumens aus. Wenn jedoch - anstelle des Landes der unmittelbaren Investoren - das Sitzland der Konzernspitze betrachtet wird, stieg das Engagement aus den Vereinigten Staaten auf 100 Mrd €. Bei dieser Betrachtung spielte auch Deutschland über das „Round-Tripping“ eine wichtige Rolle als Direktinvestor im eigenen Land. Demnach investierten letztlich deutsche Konzerne über zwischengeschaltete Unternehmen im Ausland 55 Mrd € in Deutschland; das sind immerhin 10 % der gesamten Investitionssumme.
Direktinvestitionsströme 2020 trotz Coronakrise vergleichsweise robust
Während die aus den Unternehmensbilanzen ermittelten Direktinvestitionsbestände erst für 2019 vorliegen, liefern die Meldungen zur Zahlungsbilanz bereits Transaktionsdaten für das Jahr 2020. Diese zeigten für Deutschland eine trotz der Coronakrise relativ robuste Entwicklung. Wird als Vergleich der World Investment Report der Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UNCTAD) herangezogen, der für 2020 einen Einbruch der weltweiten Direktinvestitionsströme um 40 % schätzte, fiel der Rückgang der deutschen Direktinvestitionsströme ins Ausland mit einem Minus in Höhe von 30 % etwas milder aus. Entgegen der Prognose eines globalen Einbruchs entwickelte sich das ausländische Engagement in Deutschland sogar positiv; hier konnte ein Plus von über 60 % verbucht werden.
Deutsche Unternehmen investieren weniger im Euroraum
Die inländischen Direktinvestitionsströme ins Ausland waren mit 97 Mrd € fast 40 Mrd € geringer als im Vorjahr. Die Investitionsmittel flossen erneut vor allem in Form von Beteiligungskapital ins Ausland, und zwar in Höhe von 79 Mrd €, während der konzerninterne Kreditverkehr mit 17 Mrd € eine geringere Rolle spielte.
Von den schwächeren deutschen Direktinvestitionsströmen ins Ausland waren insbesondere der Euroraum und die Vereinigten Staaten betroffen. Die Zuflüsse in den Euroraum reduzierten sich um fast die Hälfte auf 49 Mrd €. Dabei erfuhren die Transaktionen nach Luxemburg und Italien mit 25 Mrd € beziehungsweise 8 Mrd € die höchsten Rückgänge im Vergleich zu 2019. In einzelnen Ländern kam es sogar zu einem Abfluss von Investitionen, so zum Beispiel in Irland und Österreich. Die Investitionen in die Vereinigten Staaten brachen um rund ein Viertel auf 29 Mrd € ein. Aus den Entwicklungsländern zogen deutsche Direktinvestoren zum Teil Mittel ab. Besonders Indien (- 2 Mrd €), Brasilien (- 1 Mrd €) und China (- 1 Mrd €) waren hiervon betroffen, nachdem sie im Vorjahr noch von Direktinvestitionszuflüssen profitierten. Laut dem UNCTAD-Bericht könnte diese Entwicklung der besonderen Abhängigkeit dieser Volkswirtschaften von globalen Wertschöpfungsketten geschuldet sein, die von der Corona-Pandemie gestört wurden. Als weiteren Grund führte der Bericht an, dass einige dieser Länder konjunkturfördernde Maßnahmen nicht im selben Maße wie entwickelte Länder durchführen können.
Direktinvestitionszuflüsse nach Deutschland stärker als prognostiziert
Entgegen der UNCTAD-Prognose eines coronabedingten globalen Einbruchs der Direktinvestitionen hat Deutschland im Jahr 2020 von höheren Zuflüssen profitieren können. Ausländische Direktinvestoren brachten mit 97 Mrd € deutlich mehr Mittel in deutsche Unternehmen ein als im Vorjahr (60 Mrd €). Rund zwei Drittel der Mittel flossen als Direktinvestitionskredite (66 Mrd €) und nur ein Drittel als Beteiligungskapital.
Insbesondere Direktinvestoren aus den Vereinigten Staaten sowie aus den Euro-Ländern Niederlande, Luxemburg und Malta weiteten ihre Kreditvergabe an ihre deutschen Tochterunternehmen aus. Es gab allerdings auch Länder, die weniger als bisher investierten. So reduzierten sich beispielsweise die Zuflüsse aus China um rund 1 Mrd € auf 2 Mrd €. Noch deutlicher fiel die Zurückhaltung der japanischen Investoren mit einem Rückgang der Investitionsströme von 5 Mrd € auf 1 Mrd € aus. Von den ausländischen Direktinvestitionen profitierten vor allem inländische Wirtschaftszweige wie die Finanz- und Versicherungsdienstleistungen, die freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen sowie die Informations- und Kommunikationsbranche.