Direktinvestitionen im Spiegel der Zahlungsbilanz von 2008 bis 2011

Die heute veröffentlichte Publikation Direktinvestitionen laut Zahlungsbilanzstatistik zeichnet ein differenziertes, nach Ländern und Wirtschaftszweigen gegliedertes Bild der in der Zahlungsbilanz erfassten Finanzströme zwischen Deutschland und dem Ausland im Bereich der Direktinvestitionen für den Zeitraum von 2008 bis 2011. Damit stehen zeitnahe und detaillierte Informationen zur Verfügung, die Aufschluss geben über die Bedeutung von Investitionsstandorten und grenzüberschreitenden Kapitalverflechtungen im Konzernverbund. 

Dem typischen Muster entsprechend, hat die deutsche Wirtschaft mit einem Gesamtvolumen von per saldo 138 Mrd € ihre Rolle als Netto-Exporteur von Finanzkapital in Form von Direktinvestitionen beibehalten. Deutsche Direktinvestoren legten im gesamten Berichtszeitraum rund 226 Mrd € im Ausland an. Nachdem sie in den Jahren von 2008 bis 2010 jeweils etwa 50 Mrd € in Form von Beteiligungskapital bereitgestellt hatten, beschränkten deutsche Eigner ihre Neuanlagen im Jahr 2011 auf netto knapp 20 Mrd €. Dieser Rückgang war insbesondere auf verhaltene Kapitalflüsse in europäische Partnerländer zurückzuführen. Dagegen stiegen aufgrund der sich stetig verbessernden Ertragslage die thesaurierten Beteiligungserträge im Zeitverlauf deutlich an. Nach hohen ungedeckten Verlusten bei Ausbruch der Krise im Bankensektor 2008 wurden gemäß aktuellen Informationen für das Jahr 2011 Gewinne in Höhe von rund 30 Mrd € reinvestiert. In guten konjunkturellen Zeiten trägt die Wiederanlage von Gewinnen somit signifikant zur Aufstockung des Beteiligungskapitals im Ausland bei. 

Der Saldo des Kreditverkehrs deutscher Direktinvestoren schwankte in dem Vierjahreszeitraum zwischen einer Netto-Kreditgewährung und einer Netto-Kreditaufnahme bei ausländischen Töchtern. Letztere erfolgte vor allem bei Finanzierungstöchtern, die in ausgewählten Ländern häufig speziell zum Zweck der Mittelbereitstellung gegründet wurden. So flossen deutschen Direktinvestoren – insbesondere des Verarbeitenden Gewerbes – im vergangenen Jahr allein 9 Mrd € von ihren Tochterunternehmen in den Niederlanden zu. 

Ausländische Anleger tätigten in den Jahren von 2008 bis 2011 Direktinvestitionen in Deutschland in Höhe von insgesamt 87 Mrd €. In der vergleichbaren Vorperiode (2004-2007) hatten gebietsfremde Direktinvestoren noch gut 130 Mrd € in der deutschen Volkswirtschaft angelegt. Während in dem Rezessionsjahr 2008 die Kapitalzuflüsse vor allem durch hohe ungedeckte Verluste bzw. den Gewinn übersteigende Ausschüttungen absorbiert wurden, stellten ausländische Kapitalgeber – insbesondere aus Finanzkrisenländern – hiesigen Unternehmen ab dem Jahr 2009 nur noch sehr zögerlich Beteiligungskapital zur Verfügung. Jedoch wurde diese rückläufige Eigenmittelbereitstellung durch eine Verstärkung der konzerninternen Kreditvergabe teilweise kompensiert. Von 2008 bis 2011 lag der Anteil des Fremdkapitals an den Direktinvestitionstransaktionen ausländischer Anleger in Deutschland im Mittel bei auffällig hohen 70 %. In regionaler Betrachtung stammten im Berichtszeitraum über Zweidrittel der ausländischen Neuinvestitionen unmittelbar aus europäischen Ländern. Dabei ist zu beachten, dass außereuropäische Investoren häufig über Zwischengesellschaften in ausgewählten Ländern der Europäischen Währungsunion (Niederlande, Luxemburg) Beteiligungen in Deutschland halten. In der Gliederung nach Wirtschaftszweigen wird ersichtlich, dass Direktinvestitionen in deutsche Unternehmen des Dienstleistungssektors dominierten. Da jedoch ein Großteil dieses Kapitals deutschen Managementholdings zur Verfügung gestellt wurde, kann angenommen werden, dass wesentliche Investitionsmittel letztlich auch in die gewerbliche Wirtschaft flossen. 

Die Publikation Direktinvestitionen laut Zahlungsbilanzstatistik kann unter www.bundesbank.de (Statistiken – Außenwirtschaft – Direktinvestitionen – Transaktionswerte – Publikationen) abgerufen werden.