Die deutsche Zahlungsbilanz im September 2020
Leistungsbilanzüberschuss kräftig gestiegen
Die deutsche Leistungsbilanz verzeichnete im September 2020 einen Überschuss von 26,3 Mrd €. Das Ergebnis lag damit um 9,7 Mrd € über dem Niveau des Vormonats. Dahinter stand im Wesentlichen ein höherer Aktivsaldo im Warenhandel. Zudem vergrößerte sich der Überschuss im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, der neben Dienstleistungen auch Primär- und Sekundäreinkommen umfasst.
Im Warenhandel nahm der positive Saldo im Berichtsmonat gegenüber August um 8,8 Mrd € auf 23,2 Mrd € zu. Dabei expandierten die Warenausfuhren deutlich stärker als die Wareneinfuhren.
Der Aktivsaldo bei den „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen weitete sich im September um 0,9 Mrd € auf 3,1 Mrd € aus. Ausschlaggebend war der Rückgang des Defizits in der Dienstleistungsbilanz um 2,1 Mrd € auf 0,8 Mrd €. Während die Einkünfte stiegen, insbesondere aufgrund höherer Einnahmen im Bereich der sonstigen unternehmensbezogenen Dienste und der EDV-Dienstleistungen, gaben die Aufwendungen leicht nach; hierzu trugen verminderte Reiseverkehrsausgaben bei, die im August deutlich gestiegen waren. Die Nettoeinnahmen bei den Primäreinkommen sanken um 1,0 Mrd € auf 7,4 Mrd €. Dahinter stand ein leichter Rückgang der Einkünfte, vor allem aufgrund geringerer Einnahmen aus Investmentfondsanteilen. Hinzu kam ein leichter Anstieg der Ausgaben, zu dem höhere Dividendenzahlungen an Gebietsfremde für Wertpapierengagements wesentlich beitrugen. Das Defizit bei den Sekundäreinkommen vergrößerte sich geringfügig um 0,2 Mrd € auf 3,4 Mrd €. Die Einnahmen weiteten sich zwar aus, was mit gestiegenen staatlichen Einkünften aus laufenden Steuern auf Einkommen und Vermögen Gebietsfremder zusammenhing. Die Ausgaben expandierten jedoch etwas stärker, insbesondere aufgrund höherer staatlicher Zahlungen an den EU-Haushalt, die in Verbindung mit auf das Bruttonationaleinkommen bezogenen Finanzierungsleistungen standen.
Mittelzuflüsse im Wertpapierverkehr
Im September 2020 reflektierten die internationalen Kapitalmärkte sowohl das Ausbleiben weiterer geldpolitischer Beschlüsse in den USA und Europa wie auch eine Zuspitzung der Covid-19-Pandemie, verbunden mit der Befürchtung von neuen Einschränkungen der Wirtschaftsaktivität in einzelnen europäischen Ländern. Vor diesem Hintergrund schloss der grenzüberschreitende Wertpapierverkehr Deutschlands mit Netto-Kapitalimporten von 35,1 Mrd € (nach 45,5 Mrd € im August). Ausschlaggebend dabei war, dass ausländische Anleger per saldo deutsche Wertpapiere in Höhe von 50,5 Mrd € nachfragten. Sie kauften – vorrangig von Unternehmen emittierte – Anleihen (27,8 Mrd €), Geldmarktpapiere (22,3 Mrd €) sowie in geringem Umfang Aktien (0,6 Mrd €). Umgekehrt engagierten sich inländische Investoren im Ausland (15,5 Mrd €). Ihr Interesse galt dabei primär Aktien (6,2 Mrd €) und Investmentzertifikaten (6,0 Mrd €). Zusätzlich erwarben sie Anleihen (3,9 Mrd €) und trennten sich per saldo von Geldmarktpapieren (0,7 Mrd €).
Im Bereich der Finanzderivate waren im September Netto-Kapitalexporte von 5,6 Mrd € (August: 9,3 Mrd €) zu verzeichnen.
Bei den Direktinvestitionen kam es im September zu Netto-Kapitalimporten von 5,7 Mrd € (nach Mittelabflüssen von 2,3 Mrd € im August). Dabei verringerten inländische Unternehmen ihre Direktinvestitionen im Ausland um 6,9 Mrd €. Sie führten zum einen ihre konzerninternen Kredite zurück (4,5 Mrd €). Zum anderen reduzierten sie das Beteiligungskapital bei ihren ausländischen Niederlassungen (2,4 Mrd €). Der Bestand an ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland sank ebenfalls transaktionsbedingt, und zwar um 1,2 Mrd €. Ausschlaggebend war auch hier, dass ausländische Gesellschaften Kredite innerhalb des Konzerns verringerten (6,9 Mrd €). Im Gegensatz dazu erhöhten sie ihr Beteiligungskapital in Deutschland (5,7 Mrd €).
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen), Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, kam es im September per saldo zu Mittelabflüssen von 49,0 Mrd € (nach 70,6 Mrd € im August). Dabei entfielen auf die finanziellen Dispositionen der Nichtbanken 32,0 Mrd €; sie verteilten sich auf die Unternehmen und Privatpersonen (26,7 Mrd €) und den Staat (5,3 Mrd €). Auch bei der Bundesbank ergaben sich per saldo Kapitalexporte, und zwar von 11,0 Mrd €. Dabei standen den höheren Forderungen im Rahmen von TARGET2 (59,0 Mrd €) gestiegene Einlagen ausländischer Geschäftspartner bei der Bundesbank gegenüber. Zusätzlich führten die Transaktionen der Kreditinstitute zu Mittelabflüssen (5,9 Mrd €).
Die Währungsreserven der Bundesbank sanken im September – zu Transaktionswerten gerechnet – leicht (0,1 Mrd €).