Die deutsche Zahlungsbilanz im September 2019
Leistungsbilanzüberschuss kräftig gestiegen
Die deutsche Leistungsbilanz verzeichnete im September 2019 einen Überschuss von 25,5 Mrd €. Das Ergebnis lag um 8,2 Mrd € über dem Niveau des Vormonats. Dahinter stand vor allem ein höherer Aktivsaldo im Warenhandel. Zudem stieg der Überschuss im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, die Dienstleistungen sowie Primär- und Sekundäreinkom-men umfassen.
Der Überschuss im Warenhandel nahm im Berichtsmonat gegenüber dem Vormonat um 5,7 Mrd € auf 22,9 Mrd € zu. Dabei expandierten die Warenausfuhren stärker als die Wareneinfuhren.
Die „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen wiesen im September einen Aktivsaldo in Höhe von 2,6 Mrd € auf, nach einem im August geringfügig positiven Saldo von 0,1 Mrd €. Ursächlich für den Anstieg waren niedrigere Defizite in der Dienstleistungsbilanz und bei den Sekundäreinkommen. Der Passivsaldo in der Dienstleistungsbilanz sank um 1,8 Mrd € auf 3,2 Mrd €. Dies hing einerseits mit höheren Einnahmen, insbesondere im Bereich der sonstigen Unternehmensdienstleistungen, zusammen. Zudem gaben die Ausgaben leicht nach, wobei vor allem geringere Reiseverkehrsaufwendungen eine Rolle spielten. Das Defizit bei den Sekundäreinkommen verminderte sich um 0,8 Mrd € auf 3,4 Mrd €. Dahinter stand ein leichter Anstieg der Einnahmen des Staates, vor allem aus laufenden Steuern auf Einkommen und Vermögen. Hinzu kamen etwas geringere Ausgaben des staatlichen und des nichtstaatlichen Sektors. Die Nettoeinnahmen bei den Primäreinkommen blieben mit 9,2 Mrd € praktisch auf dem Stand des Vormonats. Insgesamt gab es nur geringe Bewegungen auf der Einnahmen- und der Ausgabenseite. Dabei standen höheren Dividendeneinkünften aus Wertpapierengagements im Ausland geringere Einnahmen aus Investmentfondsanteilen gegenüber.
Mittelabflüsse im Wertpapierverkehr
Im September 2019 waren die Entwicklungen an den Finanzmärkten von politischen Unsicherheiten und den geldpolitischen Entscheidungen des Eurosystems geprägt. Vor diesem Hintergrund verzeichnete der grenzüberschreitende Wertpapierverkehr Deutschlands Netto-Kapitalexporte in Höhe von 4,6 Mrd € (August: Netto-Kapitalimporte von 2,0 Mrd €). Maßgeblich dafür war, dass inländische Anleger Wertpapiere aus dem Ausland für 7,3 Mrd € erwarben. Dabei fragten sie Anleihen (6,0 Mrd €) und Investmentzertifikate nach (3,3 Mrd €); hingegen trennten sie sich von Geldmarktpapieren (1,2 Mrd €) und Aktien (0,9 Mrd €). Ausländische Investoren stockten im September ihre Bestände an Wertpapieren aus Deutschland per saldo weiter auf (2,7 Mrd €). Sie kauften vor allem Anleihen (2,3 Mrd €) und in geringerem Umfang auch Aktien (0,8 Mrd €) sowie Geldmarktpapiere (0,1 Mrd €). Demgegenüber veräußerten sie Investmentzertifikate (0,6 Mrd €).
Im Bereich der Direktinvestitionen waren im September Netto-Kapitalexporte von 1,1 Mrd € zu verzeichnen (August: Netto-Kapitalimporte in Höhe von 1,9 Mrd €). In Deutschland ansässige Firmen führten ihren Niederlassungen im Ausland zusätzliches Kapital zu, und zwar 16,4 Mrd €. Dabei erhöhten sie ihr Beteiligungskapital (10,8 Mrd €) und vergaben mehr Mittel über den konzerninternen Kreditverkehr (5,6 Mrd €). Ausländische Firmen investierten in Deutschland per saldo 15,3 Mrd €. Sie stellten verbundenen Unternehmen vor allem Kreditmittel zur Verfügung (13,0 Mrd €). Zusätzlich stockten sie ihr Beteiligungskapital in Deutschland auf (2,3 Mrd €).
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen), Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, kam es im September zu Netto-Kapitalexporten in Höhe von 10,5 Mrd € (August: 6,8 Mrd €). Dies geschah vornehmlich durch einen Anstieg der Netto-Forderungsposition der Bundesbank (25,7 Mrd €): Verantwortlich waren steigende TARGET2-Forderungen und ein Rückgang der Einlagen ausländischer Geschäftspartner. Die Dispositionen von Unternehmen und Privatpersonen mit dem Ausland führten per saldo zu Mittelabflüssen (1,8 Mrd €), während die des Staates mit Kapitalimporten einhergingen (1,4 Mrd €). Auch bei den Monetären Finanzinstituten (ohne Bundesbank) ergaben sich Netto-Kapitalimporte (15,6 Mrd €).
Die Währungsreserven der Bundesbank sanken im September – zu Transaktionswerten gerechnet – um 1,5 Mrd €.