Die deutsche Zahlungsbilanz im September 2012
Leistungsbilanzüberschuss gestiegen
Die deutsche Leistungsbilanz wies im September 2012 – gemessen an den Ursprungsdaten – einen Überschuss von 16,3 Mrd € auf. Das Ergebnis lag um 3,8 Mrd € über dem Niveau des Vormonats. Dahinter standen sowohl ein höherer Aktivsaldo in der Handelsbilanz als auch der Umschwung zu einem Überschuss im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welche Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfassen.
Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes weitete sich der Überschuss im Außenhandel im September gegenüber dem Vormonat um 0,6 Mrd € auf 16,9 Mrd € aus. Saison- und kalenderbereinigt nahm er allerdings um 1,1 Mrd € auf 17,0 Mrd € ab. Dies lag daran, dass die wertmäßigen Ausfuhren mit einem Rückgang von 2,5 % deutlich stärker sanken als die Einfuhren mit 1,6 %. Im dritten Quartal insgesamt lagen die nominalen Exporte saisonbereinigt um 1,5 % und die Importe um 0,2 % über dem Vorquartalsniveau. Preiseffekte spielten einnahmen- wie ausgabenseitig nur eine untergeordnete Rolle.
Die „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen verzeichneten im September einen Überschuss von 2,1 Mrd €, nach einem Defizit von 1,2 Mrd € im August. Maßgeblich dafür war der Umschwung in der Dienstleistungsbilanz von einem Fehlbetrag von 2,4 Mrd € im Vormonat zu einem Aktivsaldo von 0,5 Mrd €. Dahinter stand zu einem großen Teil der zu dieser Jahreszeit übliche Rückgang der Reiseverkehrsausgaben, aber auch Sonderentwicklungen wie die höheren Nettoeinnahmen aus Forschung und Entwicklung sowie aus EDV-Leistungen. In der Bilanz der laufenden Übertragungen kam es ebenfalls zu einer Verbesserung; der Fehlbetrag fiel im Berichtszeitraum mit 3,2 Mrd € um 0,4 Mrd € niedriger aus als im Vormonat. Kaum Veränderung gegenüber August gab es im Bereich der grenzüberschreitenden Faktoreinkommen, deren Überschuss im September bei etwa 4,9 Mrd € verblieb.
Netto-Kapitalexporte im Wertpapierverkehr
Vor dem Hintergrund der weiteren leichten Entspannung an den Finanzmärkten flossen im September in größerem Umfang zuvor in Deutschland angelegte Gelder wieder in das Ausland ab. Dies gilt insbesondere für den grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr, der hohe Netto-Kapitalexporte (21,7 Mrd €) verzeichnete. Ausschlaggebend waren die Transaktionen ausländischer Anleger, die an den deutschen Wertpapiermärkten von der Käuferseite (4,7 Mrd €) auf die Verkäuferseite (11,7 Mrd €) gewechselt sind. Sie veräußerten vor allem Schuldverschreibungen (10,4 Mrd €, nach Käufen von 5,9 Mrd € im August) und hier insbesondere öffentliche Papiere, die in Perioden der Anspannung stark nachgefragt gewesen waren. Daneben reduzierten sie ihre Bestände an Aktien (1,0 Mrd €) und Investmentzertifikaten (0,2 Mrd €). Darüber hinaus erwarben gebietsansässige Anleger verstärkt ausländische Wertpapiere (10,0 Mrd €, nach zuvor 5,5 Mrd €). Ihr Hauptaugenmerk richtete sich auf ‑ insbesondere in Euro denominierte ‑ Schuldverschreibungen (8,9 Mrd €). Zudem fragten sie Investmentzertifikate (0,7 Mrd €) und Aktien (0,5 Mrd €) im Ausland nach.
Anders als beim Wertpapierverkehr kam es im September im Bereich der Direktinvestitionen zu Netto-Kapitalzuflüssen (1,0 Mrd €). Ausschlaggebend für den Umschwung war die Kapitalzufuhr gebietsfremder Eigner an ihre Niederlassungen in Deutschland (7,2 Mrd €, nach Mittelabzügen von 10,7 Mrd € im August). Diese erfolgte per saldo ausschließlich über den konzerninternen Kreditverkehr (7,1 Mrd €), und zwar vorwiegend über Finanzkredite (5,2 Mrd €). Hiesige Firmen erhöhten ihre Auslandsinvestitionen um 6,2 Mrd €. Über den konzerninternen Kreditverkehr (2,4 Mrd €), in Form von Beteiligungskapital (2,2 Mrd €) sowie durch reinvestierte Gewinne (1,6 Mrd €) wurden den Niederlassungen deutscher Firmen im Ausland Mittel zugeführt.
Der übrige statistisch erfasste Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, verzeichnete im September Netto-Kapitalexporte in Höhe von 12,5 Mrd €. Bei den Nichtbanken flossen dabei Mittel im Umfang von 10,0 Mrd € ab. Maßgeblich waren die Transaktionen von Unternehmen und Personen (6,3 Mrd €), die ihre Guthaben bei Banken im Ausland kräftig erhöht haben. Im inländischen Bankensystem kam es ebenfalls zu Mittelabflüssen (2,5 Mrd €). Dabei standen Netto-Kapitalexporten bei den Kreditinstituten (52,7 Mrd €) Netto-Kapitalimporte bei der Deutschen Bundesbank gegenüber (50,3 Mrd €). Hier spielte der Abbau von Forderungen im Rahmen des Großbetragszahlungsverkehrssystems TARGET2 die entscheidende Rolle.
Die Währungsreserven der Bundesbank haben im September – zu Transaktionswerten gerechnet – leicht abgenommen (0,3 Mrd €).