Die deutsche Zahlungsbilanz im September 2011

Leistungsbilanzüberschuss gestiegen

Die deutsche Leistungsbilanz wies im September 2011 – gemessen an den Ursprungsdaten – einen Überschuss von 15,7 Mrd € auf. Das Ergebnis lag um 9,2 Mrd € über dem Niveau des Vormonats. Dahinter standen sowohl ein höherer Aktivsaldo in der Handelsbilanz als auch der Umschwung zu einem Überschuss im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welcher Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfasst.

Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes weitete sich der Aktivsaldo im Außenhandel im September gegenüber dem Vormonat um 5,6 Mrd € auf 17,4 Mrd € aus. Saison- und kalenderbereinigt nahm er um 1,4 Mrd € auf 15,3 Mrd € zu. Dabei stiegen die wertmäßigen Ausfuhren um 0,9 % an, während die Einfuhren um 0,8 % zurückgingen. Im dritten Quartal insgesamt lagen die nominalen Exporte saisonbereinigt um 2,2 % über dem Vorquartalsniveau. Auch die Importe expandierten in diesem Zeitraum, hier betrug der Zuwachs 1,1 %. Preiseffekte waren einnahmen- wie ausgabenseitig von untergeordneter Bedeutung.

Die „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen verzeichneten im September einen Überschuss von 1,0 Mrd €, nach einem Defizit von 3,1 Mrd € im August. Ausschlaggebend dafür war die Abnahme des Passivsaldos in der Dienstleistungsbilanz um 4,2 Mrd € auf 0,1 Mrd €. Dies ist vor allem auf den zu dieser Jahreszeit üblichen Rückgang der Reiseverkehrsausgaben zurückzuführen. Hinzu kamen höhere Transithandelserträge. Dagegen stieg der Fehlbetrag bei den laufenden Übertragungen geringfügig um 0,1 Mrd € auf 3,4 Mrd €. Der Überschuss aus den grenzüberschreitenden Faktoreinkommen blieb mit 4,5 Mrd € auf dem Niveau des Vormonats.

Umschwung im Wertpapierverkehr

Im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr kam es im September zu einem Umschwung; während im August noch Netto-Kapitalimporte im Umfang von 35,6 Mrd € zu verzeichnen waren, ergaben sich im September Netto-Kapitalexporte in Höhe von 6,8 Mrd €. Ausschlaggebend dafür war, dass sich ausländische Portfolioinvestoren von inländischen Titeln trennten (10,2 Mrd €), nachdem sie diese im Monat zuvor noch rege nachgefragt hatten (33,4 Mrd €). Insbesondere zogen sie sich aus hiesigen Schuldverschreibungen zurück (9,7 Mrd €, nach Käufen in Höhe von 36,0 Mrd € im August). Dabei standen in erster Linie Geldmarktpapiere (7,7 Mrd €) auf ihrer Verkaufsliste. Daneben veräußerten sie noch Anleihen (2,1 Mrd €), aber auch Aktien (1,8 Mrd €). Hingegen legten sie in begrenztem Umfang Investmentzertifikate in ihre Depots. Auch die inländischen Anleger reduzierten ihr grenzüberschreitendes Neu-Engagement im September (3,4 Mrd €), und damit im vierten Monat in Folge. Insbesondere verringerten sie ihren Bestand an ausländischen Aktien (4,5 Mrd €). Daneben gaben sie auch Geldmarktpapiere ab (1,6 Mrd €), während Anleihen nachgefragt wurden (2,3 Mrd €).

Im Bereich der Direktinvestitionen kamen im September per saldo Mittel in Deutschland auf (2,6 Mrd €). Ursächlich dafür war, dass ausländische Firmen ihre hiesigen Niederlassungen mit Kapital versorgten (6,9 Mrd €). Dies geschah vor allem über den konzerninternen Kreditverkehr (5,8 Mrd €), und hier mehrheitlich über Handelskredite. Auch deutsche Direktinvestoren statteten ihre verbundenen Unternehmensteile im Ausland mit Kapital aus (4,2 Mrd €), wobei den reinvestierten Gewinnen eine große Bedeutung zukam.

Der Saldo des übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehrs, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, war im September nahezu ausgeglichen (+ 0,7 Mrd €). Dabei zeichneten die Nichtbanken für Kapitalzuflüsse von 11,3 Mrd € verantwortlich. Davon entfielen 7,5 Mrd € auf die Dispositionen der Unternehmen und Privatpersonen, die insbesondere kurzfristige Kredite im Ausland aufnahmen. Weitere Kapitalimporte im Umfang von 3,8 Mrd € sind den staatlichen Stellen zuzuschreiben. Diese verschuldeten sich sowohl im kurz- als auch im langfristigen Segment im Ausland. Hingegen ergaben sich im Bankensystem per saldo Kapitalabflüsse (10,5 Mrd €). Während es aufseiten der Kreditinstitute zu Kapitalimporten kam (50,2 Mrd €), weitete die Bundesbank ihre Forderungsposition gegenüber dem Ausland aus (60,8 Mrd €). Letzteres ist wiederum weitestgehend auf die Saldo-Entwicklung im Rahmen des Großbetragszahlungsverkehrssystems TARGET2 zurückzuführen.

Die Währungsreserven der Bundesbank sind im September – zu Transaktionswerten gerechnet – geringfügig gestiegen (0,3 Mrd €).