Die deutsche Zahlungsbilanz im September 2010

Leistungsbilanzüberschuss gestiegen

Die deutsche Leistungsbilanz wies im September 2010 – gemessen an den Ursprungsdaten – einen Überschuss von 14,0 Mrd € auf. Das Ergebnis lag damit um 9,0 Mrd € über dem Niveau des Vormonats. Dahinter standen sowohl ein höherer Aktivsaldo in der Handelsbilanz als auch ein geringeres Defizit im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welche Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfassen.

Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes weitete sich der Aktivsaldo im Außenhandel im September gegenüber dem Vormonat um 7,8 Mrd € auf 16,8 Mrd € aus. Saison- und kalenderbereinigt nahm er um 3,6 Mrd € auf 15,6 Mrd € zu. Dabei stiegen die wertmäßigen Ausfuhren um 3,0 % an, während die Einfuhren um 1,5 % zurückgingen. Im dritten Quartal insgesamt lagen die nominalen Exporte saisonbereinigt um 4,3 % über dem Vorquartalsniveau. Auch die Importe expandierten in diesem Zeitraum, hier betrug der Zuwachs 2,6 %.

Der negative Saldo bei den „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen verringerte sich im September von 3,1 Mrd € auf 1,7 Mrd €. Ausschlaggebend dafür war die Abnahme des Defizits in der Dienstleistungsbilanz um 1,9 Mrd € auf 1,2 Mrd €. Dies ist vor allem auf den zu dieser Jahreszeit üblichen Rückgang der Reiseverkehrsausgaben zurückzuführen. Dagegen sank der Überschuss bei den grenzüberschreitenden Faktoreinkommen von 3,5 Mrd € auf 3,0 Mrd €. Der Fehlbetrag bei den laufenden Übertragungen blieb mit 3,5 Mrd € auf dem Niveau des Vormonats.

Netto-Kapitalzuflüsse im Wertpapierverkehr

Im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr kam es im September erneut zu Netto-Kapitalimporten (11,7 Mrd €, nach 11,8 Mrd € im August). Maßgeblich waren hohe ausländische Portfolioinvestitionen in Deutschland (25,9 Mrd €, verglichen mit 17,5 Mrd € im Vormonat). Ausländische Anleger erwarben vor allem hiesige Schuldverschreibungen (23,3 Mrd €) und konzentrierten sich dabei auf länger laufende Papiere sowohl öffentlicher (10,5 Mrd €) als auch privater Emittenten (8,0 Mrd €). Daneben fragten sie Geldmarktpapiere (4,8 Mrd €) und in geringerem Umfang hiesige Aktien und Investmentzertifikate (zusammen 2,6 Mrd €) nach. Gebietsansässige Anleger weiteten ihr grenzüberschreitendes Engagement ebenfalls aus. Sie erwarben im September für 14,2 Mrd € (August: 5,6 Mrd €) ausländische Wertpapiere. Ausschlaggebend waren auch hier Käufe von Anleihen (10,7 Mrd €). Weniger gefragt waren Aktien und Investmentzertifikate (zusammen 2,4 Mrd €) sowie Geldmarktpapiere (1,1 Mrd €).

Im Bereich der Direktinvestitionen kam es im Berichtsmonat ebenfalls zu Netto-Kapitalimporten (4,8 Mrd €). Während deutsche Eigner ihren ausländischen Niederlassungen nur in geringem Umfang zusätzliche Mittel bereitstellten (0,2 Mrd €), weiteten gebietsfremde Firmen ihre hiesigen Direktinvestitionen deutlich aus (5,0 Mrd €). Hierbei spielten neben konzerninternen Kredittransaktionen auch reinvestierte Gewinne eine Rolle.

Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, ergaben sich im September Mittelabflüsse in Höhe von 23,9 Mrd €. Davon entfielen 1,5 Mrd € auf die Nichtbanken. Diese waren per saldo ausschließlich auf Transaktionen staatlicher Stellen zurückzuführen. Die grenzüberschreitenden Geschäfte des Bankensystems führten zu Netto-Kapitalexporten im Umfang von 22,5 Mrd €. Während bei den Kreditinstituten 4,8 Mrd € aufkamen, erhöhten sich die Netto-Auslandsforderungen der Bundesbank – vor allem im Zusammenhang mit Transaktionen innerhalb des Großbetragszahlungsverkehrssystems TARGET2 – um 27,3 Mrd €.

Die Währungsreserven der Bundesbank haben im September – zu Transaktionswerten gerechnet – leicht abgenommen (0,2 Mrd €).