Die deutsche Zahlungsbilanz im September 2008

Leistungsbilanzüberschuss gestiegen

Der Überschuss in der deutschen Leistungsbilanz ist im September – ge­messen an den Ursprungsdaten – mit 15,0 Mrd € um 7,5 Mrd € höher aus­gefallen als im Vormonat. Dahinter steht ein gestiegener Aktivsaldo in der Handelsbilanz und ein niedrigeres Defizit im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welche Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfassen.

Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes stieg der Überschuss im Außenhandel im September gegenüber dem Vormonat um 4,4 Mrd € auf 15,0 Mrd €. Nach Ausschaltung von Saison- und Kalendereinflüssen blieb er praktisch unverändert. Dabei legten die wertmäßigen Ausfuhren um 0,7 % und die Einfuhren um 0,9 % zu. Im dritten Vierteljahr insgesamt entsprachen die nominalen Exporte saisonbereinigt dem Niveau der Vorperiode. Die Importe lagen jedoch dem Wert nach um 4,9 % über dem Stand des Vorquartals. Der kräftige Anstieg der Einfuhren ist zu etwa einem Drittel auf höhere Preise, insbesondere für Energie und andere Rohstoffe, zurückzuführen.

Die „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen verzeichneten im September einen Überschuss von 0,5 Mrd €, nach einem Defizit von 2,1 Mrd € im August. Ausschlag­gebend dafür war der Rückgang des Passivsaldos in der Dienstleistungsbilanz auf 1,5 Mrd €, nach einem Defizit von 3,8 Mrd € im Vormonat. Zudem stiegen die Nettoeinnahmen aus grenzüberschreitenden Faktoreinkommen um 0,4 Mrd € auf 4,7 Mrd €. Das Defizit bei den laufenden Übertragungen erhöhte sich dagegen nur leicht um 0,1 Mrd € auf 2,7 Mrd €.

Höhere Netto-Kapitalzuflüsse im Wertpapierverkehr

Im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr kam es im September mit 20,6 Mrd € zu fast doppelt so hohen Netto-Kapitalimporten wie im Monat zuvor (11,7 Mrd €). Ausschlaggebend dafür war, dass inländische Portfolioinvestoren ihre Anlagen im Ausland um 18,1 Mrd € reduzierten, nachdem sie ihr Engagement in ausländischen Papieren im August in etwa konstant gehalten hatten. Ihre Verkäufe konzentrierten sich auf ausländische Schuld­verschreibungen (18,9 Mrd €). Dabei trennten sie sich sowohl von Anleihen (10,2 Mrd €) als auch von Geldmarktpapieren (8,7 Mrd €). In geringem Umfang fragten sie dagegen ausländische Investmentzertifikate nach. Ausländische Anleger erwarben hiesige Wertpapiere für 2,5 Mrd €. Sie investierten dabei per saldo lediglich in deutsche Schuldverschreibungen (5,3 Mrd €), und hier insbesondere in Anleihen (4,3 Mrd €). Während sie öffentliche Anleihen kauften, trennten sie sich gleichzeitig von privaten Anleihen. Auch veräußerten sie deutsche Aktien (2,1 Mrd €) und in geringem Umfang Investmentzertifikate.

Im Bereich der Direktinvestitionen ergaben sich im September ebenfalls ‑ wenn auch geringe ‑ Netto-Kapitalimporte (1,4 Mrd €), nach Abflüssen in vergleichbarem Umfang im August. Ausschlaggebend war, dass ausländische Firmen die Kapitalzufuhr zugunsten ihrer hiesigen Niederlassungen um 5,2 Mrd € auf 6,8 Mrd € aufstockten. Dies geschah in erster Linie im konzern­internen Kreditverkehr (4,5 Mrd €), wobei vorrangig Finanzkredite gewährt wurden. Auch deutsche Eigner erhöhten ihr Engagement im Ausland (5,4 Mrd €). Sie stärkten die Eigenkapitalbasis ihrer Auslandsniederlassungen, während die Kreditbeziehungen zu leichten Mittelrückflüssen führten.

Der übrige statistisch erfasste Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, verzeichnete auch im September Netto-Kapitalexporte, und zwar in Höhe von 42,8 Mrd € (nach 16,4 Mrd € im August). Kapitalabflüsse im Umfang von 16,2 Mrd € entfielen dabei auf die Dispositionen der Nichtbanken, davon allein 14,8 Mrd € auf Unternehmen und Privatpersonen. Diese erhöhten einerseits ihre Bankgut­haben im Ausland, andererseits reduzierten sie ihre kurzfristigen Auslandsverbindlichkeiten. Das Bankensystem verzeichnete Mittelabflüsse in Höhe von 26,6 Mrd €, die großteils als Reflex aller anderen Zahlungsbilanztransaktionen angesehen werden können. Bei den Kreditinstituten erhöhten sich dabei die Forderungen an das Ausland um 34,8 Mrd €. Hingegen kamen bei der Bundesbank finanzielle Mittel im Umfang von 8,2 Mrd € auf – dies nahezu vollständig im Rahmen eines Forderungsabbaus im Großbetragszahlungsverkehrssystem TARGET2.

Die Währungsreserven der Bundesbank sind im September – zu Transaktionswerten gerechnet – leicht zurückgegangen (0,5 Mrd €).