Die deutsche Zahlungsbilanz im Oktober 2024
Leistungsbilanzüberschuss deutlich zurückgegangen
Die deutsche Leistungsbilanz verzeichnete im Oktober 2024 einen Überschuss von 12,5 Mrd €. Das Ergebnis lag um 8,8 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Dahinter standen ein niedrigerer Aktivsaldo im Warenhandel und insbesondere der Umschwung ins Minus im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, die neben Dienstleistungen auch Primär- und Sekundäreinkommen umfassen.
Im Warenhandel verminderte sich der positive Saldo im Berichtsmonat um 2,2 Mrd € auf 16,2 Mrd €, da die Aufwendungen stärker zunahmen als die Einkünfte.[1] Bei den „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen kehrte sich der Überschuss von 2,9 Mrd € im September in ein Defizit von 3,7 Mrd €. Dazu trugen insbesondere die Dienstleistungen bei, deren Defizit sich um 3,7 Mrd € auf 11,1 Mrd € ausweitete. Maßgeblich dafür waren insgesamt gestiegene Ausgaben, wobei vor allem höhere Aufwendungen im Reiseverkehr sowie für EDV- und sonstige unternehmensbezogene Dienste eine Rolle spielten. Zudem vergrößerte sich das Defizit bei den Sekundäreinkommen um 1,5 Mrd € auf 5,6 Mrd €. Dabei sanken die Einnahmen, maßgeblich wegen geringerer staatlicher Einkünfte aus laufenden Steuern auf Einkommen und Vermögen. Hinzu kamen gestiegene Ausgaben, insbesondere aufgrund höherer laufender Übertragungen des Staates im Rahmen von internationaler Zusammenarbeit. Darüber hinaus sanken die Nettoeinnahmen bei den Primäreinkommen um 1,4 Mrd € auf 13,0 Mrd €. Hier dämpften im Wesentlichen die insgesamt ausgeweiteten Aufwendungen; dazu trugen vor allem höhere Zahlungen von übrigen Vermögenseinkommen an Gebietsfremde bei.
Netto-Kapitalimporte im Wertpapierverkehr
Im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr Deutschlands ergaben sich im Oktober Netto-Kapitalimporte von 20,0 Mrd € (nach Netto-Kapitalexporten von 10,6 Mrd € im September). Ausländische Anleger erwarben per saldo deutsche Wertpapiere für 33,4 Mrd €. Sie kauften insbesondere Anleihen (29,5 Mrd €), vornehmlich der öffentlichen Hand. Darüber hinaus erwarben Ausländer deutsche Geldmarktpapiere (6,3 Mrd €). Hingegen veräußerten sie Aktien (1,4 Mrd €) und Investmentzertifikate (1,0 Mrd €). Hiesige Anleger erwarben im Ergebnis ausländische Wertpapiere für 13,4 Mrd €. Dabei nahmen sie ausländische Investmentzertifikate (14,1 Mrd €) und Aktien (4,0 Mrd €) in ihre Portfolios auf, trennten sich aber von Geldmarktpapieren (3,2 Mrd €) und Anleihen (1,5 Mrd €).
Die Transaktionen mit Finanzderivaten führten im Oktober per saldo zu Mittelabflüssen von 5,8 Mrd € (September: 4,0 Mrd €).
Bei den Direktinvestitionen ergaben sich im Oktober Netto-Kapitalexporte von 1,7 Mrd € (nach 15,8 Mrd € im September). Deutsche Unternehmen erhöhten ihre Direktinvestitionsmittel im Ausland um 4,8 Mrd €. Sie stockten das Beteiligungskapital um 1,5 Mrd € auf und vergaben konzernintern zusätzliche Kredite für 3,3 Mrd €. Ausländische Unternehmen erhöhten ihrerseits ihre Direktinvestitionsmittel in Deutschland (3,2 Mrd €), und zwar im Ergebnis ausschließlich über zusätzliches Beteiligungskapital (3,2 Mrd €). Die an deutsche Unternehmen vergebenen, konzerninternen Kredite gingen etwas zurück (0,1 Mrd €), da Tilgungen die neu vergebenen Kreditmittel leicht überwogen.
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen), Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, ergaben sich im Oktober Netto-Kapitalexporte von 13,7 Mrd € (nach 10,2 Mrd € im September). Ausschlaggebend waren die Netto-Kapitalexporte von Unternehmen und Privatpersonen (19,8 Mrd €). Die Netto-Auslandsforderungen der Bundesbank gingen im übrigen Kapitalverkehr zurück (5,9 Mrd €). Dabei sanken die TARGET-Forderungen gegenüber der EZB um 9,1 Mrd €, während zugleich auch die Auslandsverbindlichkeiten der Bundesbank in Form von Bargeld und Einlagen abnahmen.
Die Währungsreserven der Bundesbank sanken im Oktober – zu Transaktionswerten gerechnet – um 1,4 Mrd €.
Fußnote:
- Die Ergebnisse der Außenhandelsstatistik sind eine wichtige Informationsquelle für die Erstellung des Warenhandels der Zahlungsbilanz. Für den Berichtsmonat Oktober 2024 lagen die Ergebnisse der Außenhandelsstatistik für die Erstellung des Warenhandels nicht rechtzeitig vor. Die Ergebnisse des Warenhandels sind somit für den Berichtsmonat Oktober 2024 stärker geschätzt als üblich.