Die deutsche Zahlungsbilanz im Oktober 2020
Leistungsbilanzüberschuss zurückgegangen
Die deutsche Leistungsbilanz verzeichnete im Oktober 2020 einen Überschuss von 22,5 Mrd €. Das Ergebnis lag damit um 2,7 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Ausschlaggebend dafür war ein niedrigerer Aktivsaldo im Warenhandel. Der Überschuss im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, der neben Dienstleistungen auch Primär- und Sekundäreinkommen umfasst, verminderte sich nur geringfügig.
Im Warenhandel gab der positive Saldo im Berichtsmonat gegenüber September um 2,6 Mrd € auf 20,0 Mrd € nach. Dabei stiegen die Wareneinfuhren stärker als die Warenausfuhren.
Der Aktivsaldo bei den „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen unterschritt im Oktober mit 2,5 Mrd € geringfügig den Stand des Vormonats. Das Defizit bei den Sekundäreinkommen weitete sich um 1,1 Mrd € auf 4,3 Mrd € aus. Dabei sanken die Einnahmen, maßgeblich wegen geringerer staatlicher Einkünfte aus laufenden Steuern auf Einkommen und Vermögen. Zudem stiegen die Ausgaben leicht; hier spielten insbesondere höhere Zahlungen an den EU-Haushalt eine Rolle, die in Verbindung mit auf das Bruttonationaleinkommen bezogenen Finanzierungsleistungen standen. Der Passivsaldo in der Dienstleistungsbilanz verminderte sich um 0,7 Mrd € auf 0,2 Mrd €. Dahinter stand eine leichte Zunahme der Einkünfte, vor allem aufgrund höherer Einnahmen im Bereich der Finanzdienstleistungen und der sonstigen unternehmensbezogenen Dienste. Die Ausgaben blieben geringfügig unter dem Wert des Vormonats; dabei dämpften die pandemiebedingt rückläufigen Reiseverkehrsaufwendungen wesentlich. Die Nettoeinnahmen bei den Primäreinkommen erhöhten sich leicht um 0,3 Mrd € auf 7,1 Mrd €.
Mittelabflüsse im Wertpapierverkehr
Im Oktober 2020 waren an den internationalen Kapitalmärkten im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen in den USA steigende Renditeunterschiede zugunsten von Anlagen in den USA zu beobachten. Hinzu kamen Anzeichen einer zweiten Welle der Covid19-Pandemie in Europa, die sich aber noch nicht auf das reale Wirtschaftsgeschehen auswirkte. Vor diesem Hintergrund schloss der grenzüberschreitende Wertpapierverkehr Deutschlands mit Netto-Kapitalexporten von 76,3 Mrd € (nach Netto-Kapitalimporten von 34,5 Mrd € im September). Ausschlaggebend für den Umschwung war, dass ausländische Anleger sich per saldo von deutschen Wertpapieren in Höhe von 47,0 Mrd € trennten. Dazu trug wesentlich ein Sondereffekt bei; dieser führte dazu, dass Ausländer in großem Umfang private – vorrangig von Unternehmen emittierte – Anleihen zurückgaben (20,4 Mrd €). Darüber hinaus trennten sie sich auch von öffentlichen Anleihen (14,2 Mrd €), Geldmarktpapieren (11,7 Mrd €) sowie in geringem Umfang von Investmentzertifikaten (0,4 Mrd €) und Aktien (0,3 Mrd €). Umgekehrt erwarben inländische Investoren ausländische Wertpapiere für 29,3 Mrd €. Sie kauften – vornehmlich auf Euro lautende – Anleihen (17,4 Mrd €), Aktien (4,3 Mrd €), Geldmarktpapiere (3,9 Mrd €) und Investmentzertifikate (3,7 Mrd €).
Im Bereich der Finanzderivate waren im Oktober Netto-Kapitalexporte von 0,8 Mrd € (September: 5,6 Mrd €) zu verzeichnen.
Bei den Direktinvestitionen kam es im Oktober zu Netto-Kapitalexporten von 2,9 Mrd € (nach Mittelzuflüssen von 3,3 Mrd € im September). Inländische Unternehmen erhöhten ihre Direktinvestitionen im Ausland um 12,5 Mrd €. Sie stockten ihr Beteiligungskapital an ausländischen Töchtern um 3,2 Mrd € auf; dies geschah ausschließlich über reinvestierte Gewinne. Außerdem vergaben sie per saldo 9,3 Mrd € zusätzliche Kredite an verbundene Unternehmen im Ausland. Der Bestand an ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland stieg transaktionsbedingt um 9,7 Mrd €. Ausländische Unternehmen führten ihren Töchtern in Deutschland 4,0 Mrd € Beteiligungskapital zu und stellten im Ergebnis 5,6 Mrd € über den konzerninternen Kreditverkehr zur Verfügung.
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen), Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, kam es im Oktober per saldo zu Mittelzuflüssen von 52,0 Mrd € (nach Mittelabflüssen von 51,7 Mrd € im September). Allein das Bankensystem hatte per saldo Zuflüsse von 50,7 Mrd € zu verzeichnen. Davon entfielen 39,8 Mrd € auf Netto-Kapitalimporte der Bundesbank, die auf den um 67,9 Mrd € gesunkenen TARGET2-Saldo zurückzuführen waren. Zugleich sanken aber auch die Einlagen ausländischer Geschäftspartner. Weitere 10,9 Mrd € flossen im Ergebnis den Monetären Finanzinstituten (ohne Bundesbank) zu. Die Transaktionen von Unternehmen und Privatpersonen im übrigen Kapitalverkehr ergaben Netto-Kapitalimporte von 3,4 Mrd €. Der Staat schloss bei dieser Position als einziger Sektor mit Netto-Kapitalexporten (2,2 Mrd €).
Die Währungsreserven der Bundesbank stiegen im Oktober – zu Transaktionswerten gerechnet – leicht um 0,1 Mrd €.