Die deutsche Zahlungsbilanz im Oktober 2019
Leistungsbilanzüberschuss zurückgegangen
Die deutsche Leistungsbilanz verzeichnete im Oktober 2019 einen Überschuss von 22,7 Mrd €. Das Ergebnis lag um 2,2 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Zwar stieg der Aktivsaldo im Warenhandel geringfügig, aber deutlich stärker sank der Aktivsaldo im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, die Dienstleistungen sowie Primär- und Sekundäreinkommen umfassen.
Der Überschuss im Warenhandel nahm im Berichtsmonat gegenüber dem Vormonat um 0,1 Mrd € auf 22,5 Mrd € zu. Dabei expandierten die Warenausfuhren etwas stärker als die Wareneinfuhren.
Die „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen wiesen im Oktober einen nur noch leicht positiven Saldo in Höhe von 0,2 Mrd € auf, nach einem Aktivsaldo von 2,5 Mrd € im September. Wesentlich für den Rückgang waren größere Defizite in der Dienstleistungsbilanz und bei den Sekundäreinkommen. Der Passivsaldo in der Dienstleistungsbilanz nahm um 1,1 Mrd € auf 4,3 Mrd € zu, vor allem wegen gestiegener Ausgaben. Dort überwogen höhere Aufwendungen insbesondere im Bereich der EDV-Dienstleistungen die Rückgänge, zu denen der Reiseverkehr maßgeblich beitrug. Zudem gaben die Einnahmen etwas nach; hier glichen geringere Einkünfte vor allem aus unternehmensbezogenen Diensten die Zunahmen insbesondere bei Finanzdienstleistungen mehr als aus. Das Defizit bei den Sekundäreinkommen vergrößerte sich um 0,8 Mrd € auf 4,5 Mrd €; eine wesentliche Rolle spielten dabei niedrigere Einkünfte des Staates aus laufenden Steuern auf Einkommen und Vermögen sowie höhere staatliche Aufwendungen für laufende Übertragungen im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit. Zudem verminderten sich die Nettoeinnahmen bei den Primäreinkommen um 0,3 Mrd € auf 9,0 Mrd €. Dies hing insbesondere damit zusammen, dass die im Vormonat gestiegenen Dividendeneinkünfte aus Wertpapierengagements im Ausland wieder nachgaben.
Mittelabflüsse im Wertpapierverkehr
Im Oktober 2019 beeinflussten in erster Linie politische Nachrichten die Entwicklungen an den Finanzmärkten. Nicht zuletzt steigende Hoffnungen auf einen geregelten Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU prägten das Geschehen. Der grenzüberschreitende Wertpapierverkehr Deutschlands verzeichnete Netto-Kapitalexporte in Höhe von 33,0 Mrd € (September: 10,2 Mrd €). Ausländische Investoren trennten sich per saldo von Wertpapieren aus Deutschland (25,8 Mrd €). Sie stießen vor allem Geldmarktpapiere (17,5 Mrd €) und öffentliche Anleihen (10,5 Mrd €) ab; dabei spielten umfangreiche Tilgungen inländischer Schuldverschreibungen eine wesentliche Rolle. In geringerem Umfang veräußerten Anleger aus dem Ausland auch deutsche Aktien (0,9 Mrd €). Demgegenüber erwarben sie private Anleihen (2,6 Mrd €) und Investmentzertifikate (0,4 Mrd €). Inländische Anleger kauften per saldo Wertpapiere aus dem Ausland für 7,2 Mrd €. Sie fragten Aktien (4,3 Mrd €), Geldmarktpapiere (2,4 Mrd €) und Investmentzertifikate (2,0 Mrd €) nach; ausländische Anleihen gaben sie hingegen ab (1,6 Mrd €).
Im Bereich der Direktinvestitionen waren im Oktober ebenfalls Netto-Kapitalexporte zu verzeichnen (14,0 Mrd €, nach 1,6 Mrd € im September). In Deutschland ansässige Firmen führten ihren Niederlassungen im Ausland 12,9 Mrd € zusätzliches Kapital zu. Sie erhöhten ihr Beteiligungskapital um 11,3 Mrd €, wovon knapp die Hälfte auf reinvestierte Gewinne entfiel. Darüber hinaus vergaben sie zusätzliche Mittel über den konzerninternen Kreditverkehr (1,6 Mrd €). Ausländische Firmen zogen aus Deutschland per saldo 1,1 Mrd € an Direktinvestitionsmitteln ab. Sie reduzierten ihr Beteiligungskapital um 1,8 Mrd € und vergaben nur in geringem Ausmaß zusätzliche Kredite an verbundene Unternehmen (0,7 Mrd €).
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen), Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, kam es im Oktober zu Netto-Kapitalimporten von 21,1 Mrd € (September: Netto-Kapitalexporte von 7,9 Mrd €). Maßgeblich war ein Rückgang der Nettoforderungen der Bundesbank gegenüber dem Ausland um 51,9 Mrd €. Die TARGET2-Forderungen gegenüber der EZB sanken um 78,0 Mrd €, zugleich gingen aber auch die Einlagen ausländischer Geschäftspartner zurück. Bei den Monetären Finanzinstituten (ohne Bundesbank) ergaben sich Netto-Kapitalexporte (31,4 Mrd €). Die Dispositionen von Unternehmen und Privatpersonen mit dem Ausland führten per saldo ebenfalls zu Mittelabflüssen (6,7 Mrd €), während die des Staates mit Kapitalimporten einhergingen (7,2 Mrd €).
Die Währungsreserven der Bundesbank sanken im Oktober – zu Transaktionswerten gerechnet – um 0,1 Mrd €.