Die deutsche Zahlungsbilanz im Oktober 2011
Leistungsbilanzüberschuss gesunken
Die deutsche Leistungsbilanz wies im Oktober 2011 – gemessen an den Ursprungsdaten – einen Überschuss von 10,3 Mrd € auf. Das Ergebnis lag um 5,7 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Dahinter standen sowohl ein niedrigerer Aktivsaldo in der Handelsbilanz wie auch ein verringerter Überschuss im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welcher Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfasst.
Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes verminderte sich der Aktivsaldo im Außenhandel im Oktober gegenüber dem Vormonat um 5,7 Mrd € auf 11,6 Mrd €. Saison- und kalenderbereinigt nahm er um 2,5 Mrd € auf 12,6 Mrd € ab. Dabei sanken die wertmäßigen Ausfuhren um 3,6 % und die Einfuhren um 1,0 %. Verglichen mit dem Durchschnitt des dritten Quartals verzeichneten die nominalen Exporte saisonbereinigt einen Rückgang um 2,0 % und die Importe um 1,4 %. Preiseffekte spielten bei dieser Entwicklung kaum eine Rolle.
Die „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen verzeichneten im Oktober einen geringfügigen Überschuss von 0,4 Mrd €, nach einem Plus von 1,2 Mrd € im September. Zu dem Rückgang trugen alle drei Teilbilanzen bei. In der Dienstleistungsbilanz kam es nach einem weitgehend ausgeglichenen Saldo im Vormonat zu einem Defizit von 0,5 Mrd €. Dies ist vor allem auf geringere Transithandelserträge zurückzuführen. Der Fehlbetrag bei den laufenden Übertragungen erhöhte sich um 0,3 Mrd € auf 3,6 Mrd €. Der Überschuss aus den grenzüberschreitenden Faktoreinkommen verringerte sich geringfügig und belief sich auf rund 4,5 Mrd € im Berichtszeitraum
Kapitalexporte im Wertpapierverkehr
Im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr ergaben sich auch im Oktober Netto-Kapitalexporte (15,9 Mrd €, nach 7,4 Mrd € im September). Ausschlaggebend war, dass ausländische Investoren deutsche Wertpapiere abgegeben haben (15,1 Mrd €). Im Zentrum ihres Portfolioabbaus standen – wie bereits im Monat zuvor – Schuldverschreibungen (17,4 Mrd €). Dabei veräußerten sie in erster Linie Anleihen (13,2 Mrd €), vor allem private Titel, sowie Geldmarktpapiere. Hingegen erwarben sie Aktien und Investmentzertifikate für zusammen 2,3 Mrd € in Deutschland. Inländische Anleger zeigten hingegen ein – wenn auch sehr geringes – Interesse an ausländischen Titeln (0,8 Mrd €). Dies kam im Wesentlichen Aktien aus dem Ausland zugute.
Im Bereich der Direktinvestitionen traten im Oktober Netto-Kapitalexporte auf (5,2 Mrd €), nachdem im September noch Zuflüsse zu verzeichnen gewesen waren (2,4 Mrd €). Ursächlich für den Umschwung war zum Einen, dass hiesige Unternehmen ihren Niederlassungen im Ausland verstärkt Kapital zukommen ließen (9,1 Mrd €, nach 4,3 Mrd € im September). Dies geschah in erster Linie über den konzerninternen Kreditverkehr (7,3 Mrd €). Ferner führten reinvestierte Gewinne zu einem Kapitalanstieg bei den Niederlassungen (3,7 Mrd €). Zum Anderen stellten ausländische Gesellschaften ihren hiesigen Dependancen weniger Mittel zur Verfügung (3,9 Mrd €, nach 6,7 Mrd €). Dabei spielten der konzerninterne Kreditverkehr und reinvestierte Gewinne eine bedeutendere Rolle.
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, kam es im Oktober zu Kapitalimporten (netto 15,1 Mrd €). Entgegen der Gesamttendenz flossen allerdings bei den Nichtbanken Mittel ins Ausland ab (9,0 Mrd €). Ausschlaggebend dafür zeichneten Unternehmen und Privatpersonen (10,8 Mrd €), die insbesondere kurzfristige Finanzkredite tilgten. Im Bankensystem kam es zu Kapitalimporten, und zwar in Höhe von 24,0 Mrd €.
Dabei kamen bei den Kreditinstituten Gelder auf (40,6 Mrd €). Diese bauten Forderungen aus Finanzkrediten gegenüber dem Ausland ab und erhöhten gleichzeitig ihre Verbindlichkeiten im Ausland. Zusätzlich kam es zu einem Einlagenaufbau ausländischer Geschäftspartner. Diesen Kapitalzuflüssen bei den Banken standen Kapitalexporte bei der Bundesbank (16,6 Mrd €) gegenüber. Für die transaktionsbedingte Änderung der Auslandsposition zeichnete größtenteils ein Forderungsaufbau innerhalb des Großbetragszahlungsverkehrssystems TARGET2 verantwortlich.
Die Währungsreserven der Bundesbank sind im Oktober – zu Transaktionswerten gerechnet – nahezu unverändert geblieben (+ 0,1 Mrd €).