Die deutsche Zahlungsbilanz im Oktober 2008

Leistungsbilanzüberschuss leicht gesunken

Der Überschuss in der deutschen Leistungsbilanz ist im Oktober – gemessen an den Ursprungsdaten – mit 15,0 Mrd € um 0,4 Mrd € niedriger ausgefallen als im Vormonat. Ausschlaggebend dafür war der Umschwung zu einem negativen Saldo im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welche Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Über­tragungen umfassen. Demgegenüber erhöhte sich der Aktivsaldo in der Handelsbilanz.

Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes stieg der Überschuss im Außenhandel im Oktober gegenüber dem Vormonat um 1,4 Mrd € auf 16,4 Mrd €. Nach Ausschaltung von Saison- und Kalendereinflüssen nahm er um 2,1 Mrd € auf 15,8 Mrd € zu. Dabei verminderten sich die wertmäßigen Einfuhren (-3,5 %) stärker als die Ausfuhren (-0,5 %). Verglichen mit dem Durchschnitt des dritten Vierteljahres blieben die nominalen Exporte unverändert. Die Importe gaben, vor allem aufgrund der anhaltend starken Preisrückgänge bei Energieträgern und anderen Rohstoffen, um 3,8 % nach.

Die „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen verzeichneten im Oktober ein Defizit von 0,6 Mrd €, nach einem Überschuss von 1,2 Mrd € im September. Dieser Umschwung ist auf die Ausweitung der Passivsalden bei den laufenden Übertragungen (um 1,0 Mrd € auf 3,7 Mrd €) und den Dienstleistungen (um 0,8 Mrd € auf 2,2 Mrd €) zurückzuführen. Demgegenüber hielten die Netto-Einnahmen aus grenzüberschreitenden Faktorentgelten mit 5,3 Mrd € das Niveau des Vormonats.

Hohe Netto-Kapitalzuflüsse im Wertpapierverkehr

Im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr kam es im Oktober zu hohen Netto-Kapitalimporten (33,6 Mrd €, nach 8,1 Mrd € im September). Ausschlag­gebend war, dass inländische Investoren ihre Anlagen im Ausland um 49,7 Mrd € weiter reduzierten, nach 14,8 Mrd € im Monat zuvor. Der Mittelabzug erstreckte sich über alle Instrumente. 21,0 Mrd € entfielen auf ausländische Schuldver­schreibungen, wobei sich hiesige Investoren per saldo sowohl von Anleihen (14,2 Mrd €) als auch von Geldmarktpapieren (6,8 Mrd €) trennten. Außerdem veräußerten sie Investmentzertifikate (19,5 Mrd €) und Aktien (9,2 Mrd €). Auch ausländische Portfolioinvestoren forcierten die Verringerung ihres Engagements in Deutschland (16,1 Mrd €, nach 6,8 Mrd € im September). In erster Linie zogen sie sich aus hiesigen Schuld­verschreibungen zurück (13,9 Mrd €). Während sie – insbesondere öffentliche – Anleihen verkauften (17,7 Mrd €), fragten sie Geldmarktpapiere nach (3,8 Mrd €). Zugleich veräußerten sie Investmentzertifikate (4,1 Mrd €) und erwarben in geringem Umfang Aktien (1,9 Mrd €).

Im Bereich der Direktinvestitionen ergaben sich im Oktober Netto-Kapital­exporte in Höhe von 7,9 Mrd €, nachdem es noch im September zu Zuflüssen (1,5 Mrd €) gekommen war. Ausschlaggebend war, dass deutsche Firmen ihre ausländischen Niederlassungen mit Kapital in Höhe von 7,7 Mrd € versorgten. Sie stellten diese Mittel in erster Linie im konzerninternen Kreditverkehr bereit (5,7 Mrd €), und hier vorrangig im Rahmen von Finanzkrediten. Ferner führten reinvestierte Gewinne zu einer Kapitalaufstockung bei den Niederlassungen im Ausland (2,4 Mrd €). Ausländische Eigner hielten ihr Engagement bei ihren deutschen Niederlassungen in etwa konstant. Geringen Mittelabflüssen über Kredite standen reinvestierte Gewinne in ähnlichem Umfang gegenüber.

Der übrige statistisch erfasste Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, verzeichnete im Oktober Netto-Kapitalabflüsse in gleicher Höhe wie im Vormonat (44,7 Mrd €). Bei den Nichtbanken kamen Gelder im Umfang von 13,3 Mrd € auf. Maßgeblich hierfür waren einerseits die Dispositionen von Unternehmen und Privatpersonen (9,8 Mrd €) – insbesondere durch die Inanspruchnahme kurzfristiger Finanz­kredite jenseits der Landesgrenzen. Andererseits führte das Engagement öffentlicher Stellen zu einem Mittelzufluss von 3,4 Mrd €. Das Bankensystem verzeichnete Mittelabflüsse von 58,0 Mrd €, die zu einem großen Teil als Spiegel­bild aller anderen Zahlungsbilanztransaktionen angesehen werden können. Ausschlaggebend waren Kapitalabflüsse bei den Kreditinstituten in Höhe von 98,4 Mrd €. Bei der Bundesbank kamen hingegen 40,5 Mrd € auf. Davon entfielen 29,8 Mrd € auf einen Forderungsabbau im Rahmen des Großbetragszahlungsverkehrssystems TARGET2, weitere 10,7 Mrd € flossen der Bundesbank in Form kurzfristiger Einlagen zu.

Die Währungsreserven der Bundesbank sind im Oktober – zu Transaktionswerten gerechnet – gestiegen (3,4 Mrd €).