Die deutsche Zahlungsbilanz im November 2020
Leistungsbilanzüberschuss vermindert
Die deutsche Leistungsbilanz verzeichnete im November 2020 einen Überschuss von 21,3 Mrd €. Das Ergebnis lag damit um 1,6 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Dahinter stand im Wesentlichen ein geringerer Aktivsaldo im Warenhandel. Der Überschuss im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, der neben Dienstleistungen auch Primär- und Sekundäreinkommen umfasst, vergrößerte sich demgegenüber geringfügig.
Im Warenhandel sank der positive Saldo im Berichtsmonat gegenüber Oktober um 1,8 Mrd € auf 18,5 Mrd €. Dabei nahmen die Wareneinfuhren stärker zu als die Warenausfuhren.
Der Aktivsaldo bei den „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen stieg im November geringfügig um 0,2 Mrd € auf 2,7 Mrd €, da gestiegene Salden in der Dienstleistungsbilanz und bei den Primäreinkommen das größere Defizit bei den Sekundäreinkommen mehr als ausglichen. In der Dienstleistungsbilanz schlug das Defizit von 0,4 Mrd € im Oktober in einen Überschuss von 1,9 Mrd € um. Maßgeblich dafür war die Verminderung der Ausgaben im Zuge der pandemiebedingt rückläufigen Reiseverkehrsaufwendungen von Gebietsansässigen. Auch die Einnahmen insgesamt gaben nach, jedoch weniger stark; hier dämpften vor allem geringere Einkünfte aus dem Bereich der Finanzdienste und ebenfalls des Reiseverkehrs. Die Nettoeinnahmen bei den Primäreinkommen stiegen um 1,0 Mrd € auf 8,2 Mrd €, wobei gesunkene Dividendenzahlungen für Wertpapierengagements an Gebietsfremde die wesentliche Rolle spielten. Das Defizit bei den Sekundäreinkommen weitete sich um 3,2 Mrd € auf 7,5 Mrd € aus. Ursächlich dafür waren insbesondere höhere staatliche Zahlungen an den EU-Haushalt, die in Verbindung mit auf das Bruttonationaleinkommen bezogenen Finanzierungsleistungen stehen.
Mittelabflüsse im Wertpapierverkehr
Im November 2020 wuchs an den internationalen Kapitalmärkten die Zuversicht, dass mit der Zulassung der ersten Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 eine wirtschaftliche Normalisierung im Jahr 2021 möglich werde. Zudem reduzierte der letztlich klare Ausgang der Präsidentschaftswahl in den USA die politische Unsicherheit. Vor diesem Hintergrund schloss der grenzüberschreitende Wertpapierverkehr Deutschlands mit Netto-Kapitalexporten von 19,5 Mrd € (nach 75,2 Mrd € im Oktober). Inländische Investoren erwarben ausländische Wertpapiere für 11,1 Mrd €. Sie kauften Aktien (8,7 Mrd €) und Investmentzertifikate (7,6 Mrd €), trennten sich aber von Anleihen (3,4 Mrd €) und Geldmarktpapieren (1,8 Mrd €). Ausländische Anleger stießen deutsche Wertpapiere erneut ab, wenngleich in geringerem Umfang (8,4 Mrd €, nach 48,7 Mrd € im Oktober). Sie veräußerten vor allem Geldmarktpapiere (6,5 Mrd €), aber auch Anleihen (2,5 Mrd €); betroffen waren langfristige Schuldverschreibungen des Staates und der Geschäftsbanken. In geringem Maße veräußerten Ausländer auch deutsche Aktien (0,3 Mrd €), erwarben aber per saldo Investmentzertifikate (0,9 Mrd €).
Im Bereich der Finanzderivate waren im November Netto-Kapitalexporte von 9,0 Mrd € (Oktober: 0,8 Mrd €) zu verzeichnen.
Bei den Direktinvestitionen kam es im November zu Netto-Kapitalexporten von 5,8 Mrd € (nach 5,3 Mrd € im Oktober). Inländische Unternehmen erhöhten ihre Direktinvestitionen im Ausland um 35,7 Mrd €. Sie stockten ihr Beteiligungskapital an ausländischen Töchtern um 12,8 Mrd € auf; dabei spielten auch reinvestierte Gewinne eine Rolle. Außerdem vergaben sie per saldo 22,9 Mrd € zusätzliche Kredite an verbundene Unternehmen im Ausland. Der Bestand an ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland stieg transaktionsbedingt um 29,9 Mrd €. Ausländische Unternehmen führten ihren Töchtern in Deutschland 9,0 Mrd € Beteiligungskapital zu und stellten im Ergebnis 20,9 Mrd € über den konzerninternen Kreditverkehr zur Verfügung.
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen), Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, kam es im November per saldo zu Mittelzuflüssen von 18,5 Mrd € (nach 52,3 Mrd € im Oktober). Die Monetären Finanzinstitute (ohne Bundesbank) verzeichneten Netto-Kapitalimporte von 18,0 Mrd €; die Bundesbank hingegen wies Netto-Kapitalexporte aus (10,1 Mrd €). Diese waren im Wesentlichen auf den um 12,9 Mrd € gestiegenen TARGET2-Saldo zurückzuführen. Weitere Mittel flossen im Ergebnis den Unternehmen und Privatpersonen (7,4 Mrd €) sowie dem Staat (3,3 Mrd €) zu.
Die Währungsreserven der Bundesbank stiegen im November – zu Transaktionswerten gerechnet – leicht um 0,1 Mrd €.