Die deutsche Zahlungsbilanz im November 2012
Leistungsbilanzüberschuss gestiegen
Die deutsche Leistungsbilanz wies im November 2012 – gemessen an den Ursprungsdaten – einen Überschuss von 15,3 Mrd € auf. Das Ergebnis lag um 2,1 Mrd € über dem Niveau des Vormonats. Dahinter standen sowohl ein höherer Aktivsaldo in der Handelsbilanz als auch ein gestiegener Überschuss im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welche Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfassen.
Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes weitete sich der Aktivsaldo im Außenhandel im November gegenüber dem Vormonat um 1,3 Mrd € auf 17,0 Mrd € aus. Saison- und kalenderbereinigt nahm er dagegen leicht um 0,2 Mrd € auf 14,6 Mrd € ab. Dabei gingen sowohl die wertmäßigen Ausfuhren (-3,4 %) als auch die Einfuhren (-3,7 %) deutlich zurück. Im Durchschnitt der Monate Oktober/November lagen die nominalen Exporte saisonbereinigt 2,3 % unter dem Niveau der Sommermonate, während sich die Importe mit +0,5 % noch über dem Vorquartalsdurchschnitt befanden. Allerdings war dieser Zuwachs im Wesentlichen auf erhöhte Einfuhrpreise zurückzuführen. Einnahmenseitig spielten Preiseffekte nur eine geringe Rolle.
Die „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen verzeichneten im November einen Überschuss von 1,2 Mrd €, eine Verbesserung um 1,1 Mrd € gegenüber Oktober. Maßgeblich für diese Entwicklung war das verringerte Defizit in der Dienstleistungsbilanz von einem Fehlbetrag von 1,9 Mrd € im Oktober zu einem Negativsaldo von nur noch 0,2 Mrd € im Berichtsmonat. Ausschlaggebend für diese Entwicklung war der saisonal übliche Rückgang der Reiseverkehrsausgaben. Ebenfalls rückläufig, wenn auch nur geringfügig, war das Defizit in der Bilanz der laufenden Übertragungen von 3,3 Mrd € im Vormonat auf 3,2 Mrd € im November. Der Überschuss aus den grenzüberschreitenden Faktoreinkommen verschlechterte sich hingegen um 0,6 Mrd € auf 4,7 Mrd €.
Netto-Kapitalimporte im Wertpapierverkehr
Der November war von einem regen Interesse ausländischer Investoren an hiesigen öffentlichen Anleihen mit ihrer sehr guten Bonität gekennzeichnet. In der Folge kam es im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr zu Netto-Kapitalimporten (10,7 Mrd €), nachdem im Oktober Abflüsse zu verzeichnen gewesen waren (9,6 Mrd €). Ausschlaggebend für den Umschwung war, dass ausländische Anleger ihr Portfolioengagement in Deutschland deutlich ausgeweitet haben (24,4 Mrd €, nach 4,8 Mrd € im Oktober). Dabei fragten sie im Umfang von 17,6 Mrd € öffentliche Anleihen nach. Zusätzlich fügten sie ihren Depots hiesige Geldmarktpapiere (6,9 Mrd €) und Investmentzertifikate (0,5 Mrd €) hinzu. Das Interesse deutscher Anleger an ausländischen Wertpapieren war praktisch unverändert (13,7 Mrd €). Ihr Hauptaugenmerk richtete sich auf – insbesondere in Euro denominierte – Schuldverschreibungen (8,9 Mrd €). Daneben fragten sie Investmentzertifikate (3,3 Mrd €) und Aktien (1,5 Mrd €) im Ausland nach.
Im Bereich der Direktinvestitionen ergaben sich im November ebenfalls Netto-Kapitalimporte (2,7 Mrd €), nachdem im Oktober 2012 noch Mittel ins Ausland geflossen waren (3,2 Mrd €). Zum einen zogen hiesige Gesellschaften bei ihren ausländischen Niederlassungen Finanzmittel ab (5,6 Mrd €). Dies geschah per saldo ausschließlich über den konzerninternen Kreditverkehr; ausschlaggebend waren Kredite der Auslandstöchter an hiesige Konzernmütter. Zum anderen fuhren ausländische Firmen ihr Engagement in Deutschland zurück (2,8 Mrd €). Dies geschah ebenfalls über den konzerninternen Kreditverkehr, wobei hier die Tilgung zuvor gewährter Finanzkredite eine dominierende Rolle spielte.
Der übrige statistisch erfasste Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, verzeichnete im November Netto-Kapitalexporte (37,5 Mrd €). Bei den Nichtbanken traten dabei Kapitalabflüsse in Höhe von 7,5 Mrd € auf, wobei die Dispositionen der Unternehmen und Privatpersonen (8,3 Mrd €) maßgeblich waren. Das Bankensystem verbuchte ebenfalls Mittelabflüsse (30,0 Mrd €). Dabei ergaben sich sowohl bei den Kreditinstituten (22,6 Mrd €) als auch bei der Bundesbank (7,4 Mrd €) Kapitalexporte. In beiden Fällen spielte der Rückgang der kurzfristigen grenzüberschreitenden Verbindlichkeiten eine wesentliche Rolle.
Die Währungsreserven der Bundesbank sind im November – zu Transaktionswerten gerechnet – leicht gesunken (0,3 Mrd €).