Die deutsche Zahlungsbilanz im November 2011
Leistungsbilanzüberschuss gestiegen
Die deutsche Leistungsbilanz wies im November 2011 – gemessen an den Ursprungsdaten – einen Überschuss von 14,3 Mrd € auf. Das Ergebnis lag damit um 4,4 Mrd € über dem Vormonatswert. Ausschlaggebend dafür war ein höherer Aktivsaldo in der Handelsbilanz. Dagegen blieb der Überschuss im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welcher Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfasst, unverändert.
Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes weitete sich der Aktivsaldo im Außenhandel im November gegenüber dem Vormonat um 4,8 Mrd € auf 16,2 Mrd € aus. Saison- und kalenderbereinigt nahm er um 2,6 Mrd € auf 15,1 Mrd € zu. Dabei stiegen die wertmäßigen Ausfuhren deutlich um 2,5 %, während die Einfuhren leicht um 0,4 % sanken. Im Durchschnitt der Monate Oktober/November lagen die nominalen Exporte saisonbereinigt etwa auf dem Niveau der Sommermonate (-0,1 %), wobei Preiseffekte kaum eine Rolle spielten. Die Importe gingen trotz höherer Einfuhrpreise um 0,7 % zurück.
Die „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen verzeichneten im November wie bereits im Vormonat einen geringfügigen Überschuss von 0,4 Mrd €. Hierbei glichen sich die Bewegungen in den drei Teilbilanzen weitgehend aus. Die Dienstleistungsbilanz verbesserte sich um 0,4 Mrd € zu einem nur noch geringfügigem Defizit von 0,1 Mrd €. Dahinter verbergen sich jedoch teilweise erhebliche Verschiebungen. So verringerten sich die Reiseverkehrsausgaben von Inländern im Ausland gegenüber Oktober signifikant. Dagegen standen allerdings auch deutlich weniger Einnahmen aus Versicherungs-, Transport- und Finanzdienstleistungen. Der Überschuss aus den grenzüberschreitenden Faktoreinkommen nahm um knapp 0,5 Mrd € ab und belief sich auf rund 4,1 Mrd € im Berichtszeitraum. Der Fehlbetrag bei den laufenden Übertragungen verblieb wie im Oktober bei 3,6 Mrd €.
Umschwung im Wertpapierverkehr
Der grenzüberschreitende Wertpapierverkehr verzeichnete im November Netto-Kapitalimporte (5,2 Mrd €), nachdem noch im Monat zuvor Kapitalabflüsse aufgetreten waren (17,7 Mrd €). Ausschlaggebend war der Wechsel von ausländischen Portfolioinvestoren von der Verkäufer- auf die Käuferseite (4,8 Mrd €, nach -16,5 Mrd € im Oktober). Dabei fragten sie hiesige Anleihen nach (11,7 Mrd €) – wobei sie sich auf öffentliche Titel konzentrierten, während sie private Anleihen abgaben. Neben Geldmarktpapieren (0,7 Mrd €) veräußerten sie insbesondere Aktien (5,0 Mrd €) und Investmentzertifikate (1,1 Mrd €) aus Deutschland. Hiesige Anleger verkauften per saldo in geringem Umfang ausländische Wertpapiere (0,3 Mrd €). Sie trennten sich von ausländischen Aktien (2,0 Mrd €), während sie in begrenzter Höhe Schuldverschreibungen in ihre Depots legten (1,5 Mrd €). Dabei bauten sie ihre Position in ausländischen Anleihen aus (8,1 Mrd €), während sie Geldmarktpapiere abstießen (6,6 Mrd €).
Im Bereich der Direktinvestitionen kam es im November ebenfalls zu Netto-Kapitalimporten (6,9 Mrd €, nach -4,9 Mrd € im Oktober). Ausschlaggebend war, dass ausländische Firmen ihren Niederlassungen in Deutschland Mittel zukommen ließen (5,6 Mrd €). Dieses geschah nahezu ausschließlich über den konzerninternen Kreditverkehr (5,6 Mrd €), und hier vor allem über die Gewährung kurzfristiger Finanzkredite. Hingegen zogen hiesige Muttergesellschaften Kapital von ihren Töchtern im Ausland ab (1,3 Mrd €, nach Kapitalexporten von 9,4 Mrd € im Oktober). Dafür zeichneten insbesondere der firmeninterne grenzüberschreitende Kreditverkehr (7,3 Mrd €) – und hier in erster Linie kurzfristige Finanzkredite – verantwortlich, wobei der Kreditgewährung ausländischer Konzerntöchter an ihre hiesige Muttergesellschaften ("reverse flows") eine besondere Bedeutung zukam. Durch reinvestierte Gewinne und durch die Aufstockung von Beteiligungskapital im Ausland kam es hingegen zu Kapitalabflüssen, und zwar in Höhe von 3,8 Mrd € beziehungsweise 2,2 Mrd €.
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, ergaben sich im November Netto-Kapitalexporte (25,9 Mrd €). Bei den Nichtbanken kamen allerdings per saldo Mittel auf (0,9 Mrd €). Während die Unternehmen und Privatpersonen Kapitalzuflüsse verzeichneten (4,6 Mrd €), führten die Dispositionen des Staates zu Kapitalexporten (3,8 Mrd €). Hingegen kam es im Bankensystem zu Mittelabflüssen (26,8 Mrd €). Dabei standen den Kapitalimporten bei den Kreditinstituten (2,5 Mrd €), Kapitalexporte bei der Deutschen Bundesbank gegenüber (29,3 Mrd €). Entscheidend für letzteres war der Forderungsaufbau im Rahmen des Großbetragszahlungsverkehrssystems TARGET2.
Die Währungsreserven der Bundesbank haben im November – zu Transaktionswerten gerechnet – leicht abgenommen (0,3 Mrd €).