Die deutsche Zahlungsbilanz im November 2009
Leistungsbilanzüberschuss kräftig gestiegen
Die deutsche Leistungsbilanz wies im November 2009 – gemessen an den Ursprungsdaten – einen Überschuss von 18,1 Mrd € auf. Das Ergebnis lag damit um 7,0 Mrd € über dem Niveau des Vormonats. Dahinter standen ein höherer Aktivsaldo in der Handelsbilanz und der Umschwung zu einem Überschuss im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welche Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfassen.
Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes weitete sich der Überschuss im Außenhandel im November gegenüber dem Vormonat um 4,0 Mrd € auf 17,4 Mrd € aus. Saison- und kalenderbereinigt vergrößerte er sich um 4,5 Mrd € auf 17,2 Mrd €. Dabei expandierten die wertmäßigen Ausfuhren um 1,6 %, während die Einfuhren mit 5,9 % stark nachgaben. Im Oktober/November zusammen genommen lagen die nominalen Exporte 4,2 % über dem Durchschnitt des dritten Quartals. Demgegenüber sind die Importe um 2,0 % gesunken.
Die „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen verzeichneten im November einen Überschuss von 1,5 Mrd €, nach einem dem Betrag nach ebenso hohen Defizit im Vormonat. Dies ging auf Verbesserungen in den Bilanzen der Dienstleistungen und der laufenden Übertragungen zurück. Per saldo ergab sich in der Dienstleistungsbilanz ein Plus von 0,5 Mrd €, nach einem Minus von 1,3 Mrd € im Oktober. Die Nettoausgaben bei den laufenden Übertragungen verringerten sich um 1,3 Mrd € auf 3,9 Mrd €. Dagegen blieben die Nettoeinnahmen bei den grenzüberschreitenden Faktoreinkommen mit 4,9 Mrd €, nach 5,0 Mrd € im Oktober, nahezu unverändert.
Netto-Kapitalexporte im Wertpapierverkehr
Im November ergaben sich im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr Netto-Kapitalexporte, und zwar von 5,6 Mrd € (nach 4,9 Mrd € im Oktober). Ausschlaggebend war das Engagement deutscher Anleger jenseits der Landesgrenzen (12,0 Mrd €). Ihre Nachfrage richtete sich dabei nahezu ausschließlich auf ausländische Anleihen (10,3 Mrd €), und hier mit Schwerpunkt auf in Euro denominierte Papiere. Ferner kauften sie Investmentzertifikate (1,3 Mrd €). Ausländische Portfolio-Investoren engagierten sich mit 6,4 Mrd € in deutschen Wertpapieren (nach 2,1 Mrd € im Oktober). Auch ihr Interesse konzentrierte sich auf Anleihen (6,8 Mrd €), wobei sie öffentliche Titel in ihre Portfolios aufnahmen und sich gleichzeitig von privaten trennten. Sie erwarben ferner Investmentzertifikate (1,1 Mrd €) und veräußerten Aktien (1,5 Mrd €).
Im Bereich der Direktinvestitionen kamen im November per saldo Gelder in Höhe von 1,5 Mrd € in Deutschland auf, nachdem im Monat zuvor noch Abflüsse von 3,4 Mrd € zu verzeichnen gewesen waren. Für diesen Zufluss waren ausländische Firmen verantwortlich (1,5 Mrd €). Diese führten ihren hiesigen Niederlassungen Finanzmittel über Kredite und reinvestierte Gewinne zu. Hingegen hielten sich deutsche Firmen mit Engagements im Ausland im Ergebnis zurück: Kapitalexporten im Rahmen reinvestierter Gewinne und konzerninterner Kredite (zusammen 1,9 Mrd €) standen Importe durch Rückführung des Beteiligungskapitals im Ausland in gleichem Umfang gegenüber.
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, ergaben sich im November Netto-Kapitalexporte (15,7 Mrd €). Dabei beliefen sich die Abflüsse bei den Nichtbanken auf 10,0 Mrd €. Davon entfielen 6,5 Mrd € auf die Dispositionen öffentlicher Stellen. Diese stockten einerseits ihre Bankguthaben im Ausland auf, andererseits reduzierten sie ihre kurzfristigen Finanzverbindlichkeiten. Unternehmen und Privatpersonen transferierten weitere 3,4 Mrd € ins Ausland. Dies geschah vornehmlich über die Vergabe von Handelskrediten an ausländische Geschäftspartner und die Erhöhung von Bankguthaben im Ausland. Das Bankensystem verzeichnete Kapitalabflüsse im Umfang von 5,7 Mrd €. Bei der Bundesbank flossen dabei Mittel in Höhe von 6,2 Mrd € ab. Dies geschah in erster Linie über einen Forderungsaufbau im Rahmen des Großbetragszahlungsverkehrssystems TARGET2. Umgekehrt kamen bei den Kreditinstituten geringe Kapitalzuflüsse (0,5 Mrd €) auf. Dabei reduzierten sie sowohl ihre unverbrieften langfristigen Forderungen als auch ihre entsprechenden Verbindlichkeiten gegenüber ausländischen Geschäftspartnern.
Die Währungsreserven der Bundesbank haben im November – zu Transaktionswerten gerechnet – um 1,5 Mrd € abgenommen.