Die deutsche Zahlungsbilanz im Mai 2023

Leistungsbilanzüberschuss sehr kräftig vermindert

Die deutsche Leistungsbilanz verzeichnete im Mai 2023 einen Überschuss von 8,9 Mrd €. Das Ergebnis lag um 13,4 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Dahinter stand der Umschwung zu einem Defizit im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, die neben Dienstleistungen auch Primär- und Sekundärein­kommen umfassen. Der Überschuss im Warenhandel veränderte sich praktisch nicht. 

Im Warenhandel blieb der Aktivsaldo mit 16,0 Mrd € beinahe auf dem Stand des Vormonats (16,3 Mrd €), da die Einkünfte fast ebenso stark expandierten wie die Aufwendungen. 

Bei den „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen kehrte sich der Überschuss von 6,1 Mrd € im Vormonat im Mai in ein Defizit von 7,0 Mrd €. Ausschlaggebend dafür war der Umschwung der Nettoeinkünfte bei den Primäreinkommen von 14,5 Mrd € in Nettoausgaben von 1,3 Mrd €; dazu trugen im Wesentlichen höhere Dividendenzahlungen an Gebietsfremde für Wertpapierengagements bei. Zudem vergrößerte sich das Defizit in der Dienstleistungsbilanz um 2,3 Mrd € auf 5,7 Mrd €, vor allem weil die Aufwendungen im Reiseverkehr wie zu dieser Jahreszeit üblich zunahmen. Dagegen verminderte sich der Passivsaldo bei den Sekundäreinkommen von 5,1 Mrd € auf nur noch 0,1 Mrd €. Dabei spielten insbesondere höhere Steuereinkünfte des Staates von Gebietsfremden aufgrund der gestiegenen Dividendenzahlungen aus deren Wertpapieranlagen eine Rolle.

Netto-Kapitalimporte im Wertpapierverkehr

Im Mai standen die Finanzmärkte im Zeichen aufgehellter Konjunkturaussichten in den Vereinigten Staaten und persistent hoher Inflationsraten. Im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr Deutschlands ergaben sich Netto-Kapitalimporte von 20,1 Mrd € (nach Netto-Kapitalabflüssen von 22,4 Mrd € im April). Dabei erhöhten ausländische Anleger ihren Bestand an deutschen Wertpapieren um 35,8 Mrd €. Sie kauften Anleihen (23,1 Mrd €), Geldmarktpapiere (13,9 Mrd €) und in geringem Umfang Investmentzertifikate (0,3 Mrd €). Dagegen trennten sie sich von Aktien (1,4 Mrd €). In umgekehrter Richtung erwarben auch hiesige Anleger Wertpapiere im Ausland (15,7 Mrd €). Im Ergebnis nahmen sie Anleihen (15,1 Mrd €), Investmentzertifikate (2,0 Mrd €) und Geldmarktpapiere (0,6 Mrd €) in ihre Portfolios auf, trennten sich jedoch von Aktien (2,0 Mrd €).

Die Transaktionen mit Finanzderivaten führten im Mai zu Mittelabflüssen von 9,4 Mrd € (nach 5,3 Mrd € im April). 

Die Direktinvestitionen verzeichneten im Mai Netto-Kapitalimporte von 8,6 Mrd € (nach Netto-Kapitalexporten von 1,4 Mrd € im April). Deutsche Unternehmen zogen Direktinvestitionsmittel in einem Volumen von 7,0 Mrd € aus dem Ausland ab. Sie reduzierten insbesondere die konzernintern bereitgestellten Kredite (12,4 Mrd €). Finanzkredite gingen dabei deutlich stärker zurück als die Handelskredite. Zudem stellten hiesige Unternehmen verbundenen Einheiten im Ausland zusätzliches Beteiligungskapital zur Verfügung (5,5 Mrd €). Dagegen erhöhten ausländische Gesellschaften ihre Direktinvestitionen in Deutschland um 1,6 Mrd €. Sie erhöhten das Kreditvolumen an deutsche Unternehmenseinheiten um 2,6 Mrd €. Während sie die Finanzkredite im Ergebnis ausweiteten, ging das Volumen der gewährten Handelskredite zurück. Zudem reduzierten Konzernmütter im Ausland ihr Beteiligungskapital an hiesigen Unternehmen um 1,0 Mrd €. 

Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen), Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, ergaben sich im Mai per saldo Netto-Kapitalexporte von 29,9 Mrd € (nach Netto-Kapitalimporten von 40,8 Mrd € im April). Die Netto-Auslandsforderungen der Monetären Finanzinstitute ohne Bundesbank sanken um 3,0 Mrd €, diejenigen der Bundesbank stiegen um 25,5 Mrd €. Dabei blieben die TARGET-Forderungen an die EZB nahezu unverändert. Zugleich verringerten sich aber die Einlagen bei der Bundesbank, die vorwiegend von Ansässigen aus Ländern außerhalb des Euroraums gehalten werden, deutlich. Bei Unternehmen und Privatpersonen ergaben sich Netto-Kapitalexporte (9,6 Mrd €), bei staatlichen Stellen Netto-Kapitalimporte (2,2 Mrd €).

Die Währungsreserven der Bundesbank erhöhten sich im Mai – zu Transaktionswerten gerechnet – um 0,1 Mrd €.