Die deutsche Zahlungsbilanz im Mai 2019
Leistungsbilanzüberschuss vermindert
Die deutsche Leistungsbilanz verzeichnete im Mai 2019 einen Überschuss von 16,5 Mrd €. Das Ergebnis lag um 6,4 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Der Aktivsaldo im Warenhandel vergrößerte sich zwar, der Saldo im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, die Dienstleistungen sowie Primär- und Sekundäreinkommen umfassen, verminderte sich jedoch deutlich stärker.
Der Überschuss im Warenhandel weitete sich im Berichtsmonat gegenüber dem Vormonat um 2 Mrd € auf 21,3 Mrd € aus. Dabei nahmen die Warenexporte stärker als die Warenimporte zu.
Die „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen verzeichneten im Mai einen Passivsaldo in Höhe von 4,8 Mrd €, nach einem Aktivsaldo von 3,6 Mrd € im Vormonat. Ausschlaggebend war der Saldorückgang bei den Primäreinkommen, der die Saldoverbesserung bei den Sekundäreinkommen überwog. Zudem weitete sich das Defizit in der Dienstleistungsbilanz aus.
Die Primäreinkommen verzeichneten Nettoausgaben in Höhe von 4,2 Mrd €, nach Nettoeinkünften von 7,8 Mrd € im Vormonat. Wesentlich für das Umschlagen des Saldos im Mai waren die in diesem Monat höheren Dividendenzahlungen für Wertpapierengagements Gebietsfremder. Bei den Sekundäreinkommen schwang der Saldo von Nettoausgaben (in Höhe von 3,6 Mrd €) im April um zu Nettoeinkünften (von 0,5 Mrd €). Zu diesem Anstieg trugen maßgeblich die höheren Steuereinnahmen des Staates von Gebietsfremden aufgrund der erhöhten Dividendenzahlungen aus Wertpapieranlagen bei. Das Defizit in der Dienstleistungsbilanz vergrößerte sich um 0,5 Mrd € auf 1,1 Mrd €. Die Einnahmen expandierten zwar in mehreren Positionen. Vor allem durch höhere private Reiseverkehrsaufwendungen stiegen die Ausgaben jedoch stärker.
Mittelzuflüsse im Wertpapierverkehr
Im Mai 2019 waren die internationalen Kapitalmärkte von einem eingetrübten Konjunkturausblick und der Erwartung eines sich verfestigenden Niedrigzinsumfeldes geprägt. Im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr Deutschlands waren Netto-Kapitalimporte von 17,1 Mrd € (April: Netto-Kapitalexporte von 19,9 Mrd €) zu verzeichnen. Ausländische Anleger nahmen dabei deutsche Wertpapiere im Umfang von per saldo 25,8 Mrd € in ihre Portfolios. Ihr Engagement konzentrierte sich dabei auf inländische Schuldverschreibungen (28,4 Mrd €): So kauften sie – sowohl öffentliche als auch private – Anleihen (18,8 Mrd €) und Geldmarktpapiere (9,6 Mrd €). Hingegen trennten sie sich von hiesigen Aktien und Investmentzertifikaten (jeweils 1,3 Mrd €). Auch inländische Investoren erwarben per saldo gebietsfremde Wertpapiere (8,7 Mrd €). Sie fragten insbesondere Schuldverschreibungen nach (8,8 Mrd €), wobei 6,5 Mrd € ihrer Nachfrage auf Geldmarktpapiere und 2,3 Mrd € auf Anleihen entfielen. Darüber hinaus engagierten sie sich in ausländischen Aktien (1,4 Mrd €). Investmentzertifikate veräußerten sie (1,5 Mrd €).
Im Bereich der Direktinvestitionen waren im Mai Netto-Kapitalimporte von 1,8 Mrd € zu verzeichnen (April: Netto-Kapitalexporte von 5,2 Mrd €). Dabei stockten ausländische Unternehmen ihre Direktinvestitionen in Deutschland per saldo um 11,9 Mrd € auf. Dies geschah vor allem über den konzerninternen Kreditverkehr (10,8 Mrd €). Ausschlaggebend dabei war, dass ausländische Niederlassungen insbesondere kurzfristige Finanzkredite an ihre Muttergesellschaften in Deutschland vergaben („reverse flows“). Zusätzlich erhöhten ausländische Gesellschaften ihr Beteiligungskapital (1,1 Mrd €). Auch in Deutschland ansässige Firmen investierten per saldo im Ausland, und zwar 10,1 Mrd €. Insbesondere stockten sie ihr Beteiligungskapital auf, wovon ein Großteil auf reinvestierte Gewinne entfiel. Zudem führten sie ihren ausländischen Niederlassungen über konzerninterne Finanz- und Handelskredite Gelder zu (2,9 Mrd €).
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen), Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, flossen im Mai per saldo 25,3 Mrd € ins Ausland ab (April: Netto-Mittelzufluss in Höhe von 12,2 Mrd €). Ausschlaggebend waren Netto-Kapitalexporte des Bankensystems von 31,2 Mrd €. Dabei erhöhte sich die Netto-Forderungsposition der Bundesbank um 23,8 Mrd €. Zu den höheren Nettoforderungen der Bundesbank trugen gestiegene TARGET2-Forderungen mit 14,9 Mrd € bei. Auch die Monetären Finanzinstitute (ohne Bundesbank) verzeichneten Netto-Kapitalabflüsse (7,5 Mrd €). Diese waren in erster Line auf geringere Verbindlichkeiten gegenüber ausländischen Geschäftspartnern zurückzuführen. Demgegenüber kamen bei den Nichtbanken Finanzmittel von per saldo 6,0 Mrd € auf. Hier spielten die Transaktionen von Unternehmen und Privatpersonen die entscheidende Rolle (8,7 Mrd €), die insbesondere ihre Einlagen bei ausländischen Instituten reduzierten. Die Dispositionen der öffentlichen Stellen resultierten in Kapitalabflüssen (2,7 Mrd €).
Die Währungsreserven der Bundesbank stiegen im Mai – zu Transaktionswerten gerechnet – leicht an (0,2 Mrd €).