Die deutsche Zahlungsbilanz im Mai 2014
Leistungsbilanzüberschuss vermindert
Die deutsche Leistungsbilanz wies im Mai 2014 einen Überschuss von 13,2 Mrd € auf. Das Ergebnis lag um 3,7 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Der Rückgang war durch die Ausweitung des Passivsaldos im Bereich der "unsichtbaren" Leistungstransaktionen, der Dienstleistungen, Primäreinkommen sowie Sekundäreinkommen umfasst, bedingt. Der positive Saldo im Warenhandel nahm zwar zu, jedoch nur in geringem Umfang.
Der Überschuss im Warenhandel stieg im Mai gegenüber dem Vormonat um 0,6 Mrd € auf 19,2 Mrd €. Dazu hat vor allem die Verbesserung des Aktivsaldos im Außenhandel beigetragen, der sich nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes im gleichen Umfang auf 17,8 Mrd € vergrößerte. Dabei sanken die zugehörigen Einfuhren stärker als die Ausfuhren.
Das Defizit bei den "unsichtbaren" Leistungstransaktionen weitete sich im Mai um 4,3 Mrd € gegenüber dem Vormonat auf 6,0 Mrd € aus. Ausschlaggebend dafür war der Umschwung zu einem Passivsaldo von 2,0 Mrd € bei den Primäreinkommen, nach einem Aktivsaldo von zuvor 3,8 Mrd €. Die Verschlechterung stand vor allem in Verbindung mit höheren Dividendenzahlungen an Gebietsfremde. Die insbesondere daraus resultierenden höheren Einnahmen des Staates aus laufenden Steuern auf Einkommen und Vermögen führten dazu, dass das Defizit bei den Sekundäreinkommen um 2,1 Mrd € auf 1,3 Mrd € zurückging. Zudem stieg der Minussaldo in der Dienstleistungsbilanz vor allem wegen höherer Ausgaben im Reiseverkehr um 0,6 Mrd € auf 2,6 Mrd €.
Mittelzuflüsse im Wertpapierverkehr
In einem überwiegend stabilen Kapitalmarktumfeld kam es im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr Deutschlands im Mai zu Netto-Kapitalimporten in Höhe von 30,1 Mrd €. Ausschlaggebend für diese Mittelzuflüsse war das lebhafte Neuengagement ausländischer Anleger in deutschen Wertpapieren (35,8 Mrd €). Dabei spielte vor allem der Kauf von Anleihen (23,2 Mrd €) eine wesentliche Rolle. Der überwiegende Teil der Nachfrage entfiel auf die in diesem Monat umfangreichen Neuemissionen des Bundes. Des Weiteren waren Aktien (6,2 Mrd €) und Geldmarktpapiere (3,6 Mrd €) gefragt. Hingegen führten die Transaktionen hiesiger Portfolioinvestoren zu Kapitalexporten (5,8 Mrd €). Diese erhöhten ihren Bestand an Schuldverschreibungen (3,5 Mrd €). Dabei kauften sie – insbesondere in Euro denominierte – Anleihen (6,7 Mrd €), während sie sich von Geldmarktpapieren (3,2 Mrd €) trennten. Außerdem erwarben sie Aktien und Investmentzertifikate in Höhe von zusammen 2,3 Mrd €.
Im Bereich der Direktinvestitionen ergaben sich im Mai – im Gegensatz zum grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr – Netto-Kapitalexporte, und zwar in Höhe von 2,5 Mrd €. Für diese Entwicklung war vorwiegend die Bereitstellung finanzieller Mittel von gebietsansässigen Unternehmen an das Ausland verantwortlich (5,8 Mrd €). Einer Aufstockung des Beteiligungskapitals (11,2 Mrd €) stand ein Kapitalzufluss im Rahmen ihrer konzerninternen Kreditbeziehungen gegenüber (5,3 Mrd €).[1] Zudem führten gebietsfremde Firmen verbundenen Unternehmen in Deutschland Mittel zu (3,3 Mrd €). Dies geschah primär über den Kreditverkehr (2,9 Mrd €).
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, ergaben sich im Mai Netto-Kapitalexporte (40,4 Mrd €). Auf die Transaktionen von Unternehmen und Privatpersonen entfielen dabei 18,1 Mrd €. Zusätzlich führten die grenzüberschreitenden Dispositionen staatlicher Stellen zu Mittelabflüssen (netto 12,6 Mrd €). Die Netto-Auslandsforderungen der Kreditinstitute erhöhten sich im Mai um 20,2 Mrd €, während sich die Auslandsposition der Bundesbank um 10,5 Mrd € verringerte. Maßgeblich hierfür war der Rückgang des TARGET2-Saldos (10,8 Mrd €).
Die Währungsreserven der Bundesbank haben im Mai – zu Transaktionswerten gerechnet – um 0,6 Mrd € abgenommen.
Hinweis: Änderungen in der Methodik und Systematik der Zahlungsbilanz und des Auslandsvermögensstatus.
Die deutsche Zahlungsbilanzstatistik wird mit diesem Berichtsmonat erstmalig nach dem überarbeiteten Standard des Internationalen Währungsfonds (IWF) dargestellt. Die Statistik folgt damit der 6. Auflage des Handbuches zur Zahlungsbilanz und zum Auslandsvermögensstatus (Balance of Payments and International Investment Position Manual (BPM 6)). Mit den Änderungen in der Methodik und Systematik der Zahlungsbilanz ändert sich auch der Ausweis der "Wichtigen Posten der Zahlungsbilanz" in dieser Pressenotiz. Im Monatsbericht der Bundesbank vom Juni 2014 wurde in einem Aufsatz ausführlich über die Änderungen berichtet.
[1]Mit der Umsetzung der 6. Auflage des Handbuchs zur Zahlungsbilanz und zum Auslandsvermögensstatus des Internationalen Währungsfonds (BPM 6) in Deutschland werden die Kreditbeziehungen verbundener Unternehmen nach dem Asset-Liability-Prinzip dargestellt. Damit enthalten Direktinvestitionskredite an das Ausland neben den von inländischen Muttergesellschaften vergebenen Krediten auch diejenigen hier ansässiger Niederlassungen an ihre gebietsfremden Eigner. Entsprechendes gilt für die aus dem Ausland zufließenden Direktinvestitionskredite.