Die deutsche Zahlungsbilanz im Mai 2008
Leistungsbilanzüberschuss kräftig gesunken
Die deutsche Leistungsbilanz wies im Mai – gemessen an den Ursprungsdaten– einen Überschuss von 7,5 Mrd € auf. Das Ergebnis lag damit um 8,0 Mrd € unter dem Wert des Vormonats. Dahinter standen ein niedrigerer Aktivsaldo in der Handelsbilanz und ein höheres Defizit im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welche Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfassen.
Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes verringerte sich der Außenhandelsüberschuss im Mai gegenüber dem Vormonat um 4,4 Mrd € auf 14,4 Mrd €. Bereinigt um Saison- und Kalendereinflüsse nahm er um 3,2 Mrd € auf 14,6 Mrd € ab. Dabei gaben die wertmäßigen Ausfuhren um 3,2 % nach, während die Einfuhren um 0,7 % zulegten. Im April/Mai zusammengenommen unterschritten die nominalen Exporte den Durchschnitt des ersten Quartals 2008 saisonbereinigt um 1,0 %. Die Importe fielen um 1,7 % geringer aus; bei einer gleichzeitigen Importverteuerung von 2,0 % bedeutet dies einen starken Rückgang in realer Rechnung.
Der negative Saldo bei den „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen weitete sich im Mai auf 5,6 Mrd € aus, nach 2,6 Mrd € im April. Dies ging - wie im Mai üblich - auf größere Defizite im Bereich der Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie der Dienstleistungen zurück. So stiegen die Netto-Ausgaben bei den grenzüberschreitenden Faktorentgelten um 2,8 Mrd € auf 3,4 Mrd € vor allem auf Grund höherer Dividendenzahlungen an das Ausland. Das Defizit in der Dienstleistungsbilanz nahm um 1,8 Mrd € auf 1,9 Mrd € zu. Dagegen verminderte sich der Passivsaldo bei den laufenden Übertragungen auf 0,3 Mrd €, nach 1,9 Mrd € im Vormonat.
Netto-Kapitalexporte im Wertpapierverkehr
Der grenzüberschreitende Wertpapierverkehr wies im Mai erneut Netto-Kapitalexporte auf, die allerdings deutlich niedriger als im Vormonat ausfielen (3,2 Mrd €, nach 27,2 Mrd € im April). Maßgeblich dazu beigetragen haben die Transaktionen gebietsansässiger Investoren, die ausländische Titel im Umfang von 21,0 Mrd € in ihre Portfolios aufgenommen haben. Im Vordergrund stand dabei der Erwerb von Schuldverschreibungen (21,2 Mrd €), wobei überwiegend länger laufende und auf Euro lautende Papiere erworben wurden (13,7 Mrd €). Daneben kauften deutsche Anleger ausländische Investmentzertifikate (5,0 Mrd €), während sie sich von Dividendentiteln trennten (5,2 Mrd €). Ausländische Investoren erwarben im Mai wieder deutsche Wertpapiere (17,9 Mrd €), nachdem sie im Vormonat Titel in Höhe von 44,6 Mrd € abgegeben hatten. Sie kauften im Wesentlichen Schuldverschreibungen (28,4 Mrd €), wobei öffentliche und private Papiere gleichermaßen gefragt waren. Dagegen trennten sie sich, wie im April, von deutschen Aktien (10,8 Mrd €).
Bei den Direktinvestitionen kam es im Mai ebenfalls zu Netto-Kapitalexporten (4,4 Mrd €, nach 8,9 Mrd € im Vormonat), und zwar per saldo ausschließlich durch deutsche Firmen (6,0 Mrd €), die ihren ausländischen Niederlassungen erneut vorwiegend Beteiligungskapital (5,0 Mrd €) zur Verfügung stellten. Ausländische Direktinvestoren statteten ihre hiesigen Niederlassungen im Mai mit zusätzlichen Mitteln in Höhe von 1,7 Mrd € aus. Der übrige statistisch erfasste Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, verzeichnete im Mai Mittelabflüsse (14,9 Mrd €), nach Zuflüssen in Höhe von 31,2 Mrd € im April. Dazu beigetragen haben staatliche Stellen (7,2 Mrd €), die ausländische Bankguthaben aufstockten sowie kurzfristige Verbindlichkeiten zurückführten. Bei den Unternehmen und Privatpersonen flossen 1,2 Mrd € ab. Die unverbrieften Netto-Auslandsforderungen des Bankensystems, deren Veränderung als Spiegelbild aller anderen Zahlungsbilanztransaktionen aufgefasst werden kann, erhöhten sich im Mai um 6,5 Mrd €. Davon entfielen 3,3 Mrd € auf die Kreditinstitute und 3,2 Mrd € auf die Bundesbank.
Die Währungsreserven der Bundesbank sind im Mai - zu Transaktionswerten gerechnet - um 0,9 Mrd € zurückgegangen.