Die deutsche Zahlungsbilanz im Mai 2006
Niedrigerer Leistungsbilanzüberschuss im Mai
Die deutsche Leistungsbilanz ergab für den Mai - gemessen an den Ursprungswerten - einen Überschuss von 4,3 Mrd €. Im Vormonat hatte das Plus noch 7,0 Mrd € betragen. Die Zunahme des Aktivsaldos in der Handelsbilanz wurde durch das größere Defizit im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welche Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfassen, mehr als aufgewogen.
Nach den vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes verzeichnete der Außenhandel im Mai einen Überschuss von 12,9 Mrd €, der seinen Vormonatswert um 1,7 Mrd € übertraf. Nach Ausschaltung von Saison- und Kalendereinflüssen stieg das Plus um ½ Mrd € auf knapp 13 Mrd €. Der Wert der Wareneinfuhren ging mit 2 ¾ % deutlich stärker zurück als die nominalen Warenausfuhren (-1 ½ %). Im Zeitraum April/Mai lagen die Exporte gleichwohl saisonbereinigt um ¾ % über dem Niveau des ersten Quartals. Der Zuwachs bei den Importwerten in den beiden Frühjahrsmonaten um durchschnittlich ¼ % ging allein auf Preiseffekte zurück.
Das Defizit bei den unsichtbaren Leistungstransaktionen weitete sich im Mai gegenüber dem Vormonat um 4,3 Mrd € auf 7,1 Mrd € aus. Ausschlaggebend dafür war die Zunahme der Ausgaben bei den grenzüberschreitenden Faktorentgelten, die stärker ausfiel als bei den Einnahmen. Per saldo ergab sich damit in der Bilanz der Erwerbs- und Vermögenseinkommen im Mai ein Minus von 4,4 Mrd €, nachdem im April noch ein Aktivsaldo von 0,5 Mrd € realisiert worden war. Zugleich erhöhte sich das Defizit in der Dienstleistungsbilanz um 0,5 Mrd € auf 1,6 Mrd €. Demgegenüber halbierte sich der Passivsaldo bei den laufenden Übertragungen auf 1,1 Mrd €.
Kapitalimporte bei den Direktinvestitionen
Im Kapitalverkehr kam es im Mai bei den Direktinvestitionen zu Netto-Kapitalimporten in Höhe von 9,2 Mrd € (nach Abflüssen von 9,7 Mrd € im April). Diese gingen im Wesentlichen auf die Dispositionen deutscher Unternehmen zurück (6,4 Mrd €). Hauptsächlich nahmen dabei heimische Muttergesellschaften (vor allem kurzfristige) Gelder bei ihren im Ausland angesiedelten Tochterunternehmen auf (12,2 Mrd €), stellten diesen aber zugleich Beteiligungskapital zur Verfügung (6,0 Mrd €). Ausländische Unternehmen transferierten per saldo 2,8 Mrd € an ihre deutschen Niederlassungen, im Wesentlichen in Form kurzfristiger Finanzkredite.
Der Wertpapierverkehr Deutschlands mit dem Ausland verzeichnete im Mai leichte Netto-Kapitalimporte (1,4 Mrd €). Im April war es noch zu vergleichsweise hohen Mittelabflüssen (netto 21,8 Mrd €) gekommen. Ausschlaggebend war das Engagement ausländischer Anleger, die inländische Wertpapiere für 10,0 Mrd € erwarben, nachdem sie im Vormonat deutsche Papiere - im Wesentlichen Aktien - für 18,0 Mrd € abgegeben hatten. Sie deckten sich dabei sowohl wieder mit Dividendenwerten (5,2 Mrd €) als auch mit Schuldverschreibungen ein (4,6 Mrd €). Bei den Zinstiteln bevorzugten sie länger laufende Papiere privater Emittenten. Inländische Investoren nahmen per saldo ausländische Wertpapiere im Umfang von 8,6 Mrd € in ihre Portfolios auf. Während sie ihren Bestand an Schuldverschreibungen - vor allem Anleihen - erhöhten (14,8 Mrd €), trennten sie sich im Ergebnis von ausländischen Aktien (4,5 Mrd €) und Investmentzertifikaten (1,7 Mrd €).
Im übrigen Kapitalverkehr, der sowohl die Finanz- und Handelskredite als auch die Bankguthaben und sonstige Anlagen beinhaltet, ergaben sich im Berichtsmonat Mittelabflüsse von netto 26,1 Mrd €. Staatliche Stellen transferierten 10,3 Mrd € ins Ausland; sie stockten damit unter anderem ihre Guthaben bei ausländischen Banken auf. Unternehmen und Privatpersonen exportierten Gelder in Höhe von (netto) 2,3 Mrd €. Die Bundesbank verzeichnete (ohne Währungsreserven) einen Anstieg ihrer Netto-Auslandsforderungen in Höhe von 18,9 Mrd €, im Wesentlichen im Rahmen des Großbetragszahlungsverkehrssystems TARGET. Bei den inländischen Kreditinstituten kamen hingegen Mittel aus dem Ausland auf (netto 5,3 Mrd €).
Die Währungsreserven der Bundesbank haben im Mai - zu Transaktionswerten gerechnet - um 1,1 Mrd € zugenommen.