Die deutsche Zahlungsbilanz im Juni 2024
Leistungsbilanzüberschuss gestiegen
Die deutsche Leistungsbilanz verzeichnete im Juni 2024 einen Überschuss von 23,2 Mrd €. Das Ergebnis lag um 4,9 Mrd € über dem Niveau des Vormonats. Zwar gab der Überschuss im Warenhandel nach. Das Defizit bei den „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen ging jedoch deutlich stärker zurück.
Im Warenhandel verminderte sich der positive Saldo im Berichtsmonat um 2,4 Mrd € auf 24,0 Mrd €, da die Einkünfte sanken und die Aufwendungen zunahmen. Bei den „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen verkleinerte sich das Defizit um 7,2 Mrd € auf 0,7 Mrd €. Ausschlaggebend dafür war, dass bei den Primäreinkommen die Nettoeinkünfte um 8,4 Mrd € auf 10,1 Mrd € stiegen. Dahinter stand maßgeblich die Gegenbewegung bei den Dividendenzahlungen an Gebietsfremde für Wertpapierengagements; diese Zahlungen hatten sich im Vormonat, wie im Mai üblich, erheblich erhöht. Zudem verminderte sich der Passivsaldo bei den Dienstleistungen um 1,9 Mrd € auf 6,4 Mrd €. Die Aufwendungen nahmen zwar zu, auch weil die Reiseverkehrsausgaben stiegen. Die Einkünfte weiteten sich jedoch stärker aus, vor allem aufgrund höherer Einnahmen aus EDV- und sonstigen unternehmensbezogenen Diensten. Zudem stiegen die Einnahmen aus dem Reiseverkehr spürbar; dazu dürfte die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland beigetragen haben, deren Austragung teilweise in diesen Berichtsmonat fiel. Dagegen vergrößerte sich das Defizit bei den Sekundäreinkommen um 3,0 Mrd € auf 4,4 Mrd €. Dabei spielte eine Rolle, dass die rückläufigen Dividendenzahlungen an Gebietsfremde aus deren Wertpapieranlagen auch die Steuereinkünfte des Staates drückten.
Netto-Kapitalimporte im Wertpapierverkehr
Im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr Deutschlands ergaben sich im Juni Netto-Kapitalimporte von 9,7 Mrd € (nach Netto-Kapitalexporten von 8,3 Mrd € im Mai). Ausländische Anleger erwarben deutsche Wertpapiere für netto 31,7 Mrd €. Sie nahmen im Ergebnis insbesondere Anleihen in ihre Portfolios auf (16,8 Mrd €), wobei sie öffentliche und private Titel in gleichem Umfang nachfragten. Geldmarktpapiere kauften sie für netto 13,4 Mrd €. Zudem erwarben Ausländer in geringem Umfang Aktien (0,9 Mrd €) und Investmentzertifikaten (0,5 Mrd €). Hiesige Anleger kauften ausländische Wertpapiere für netto 22,0 Mrd €. Dabei erwarben sie Anleihen (12,0 Mrd €), Investmentzertifikate (8,5 Mrd €) und ausländische Geldmarktpapiere (2,2 Mrd €). Sie veräußerten hingegen ausländische Aktien (0,8 Mrd €).
Die Transaktionen mit Finanzderivaten führten im Juni per saldo zu Mittelabflüssen von 5,0 Mrd € (nach 0,1 Mrd € im Mai).
Bei den Direktinvestitionen ergaben sich im Juni Netto-Kapitalexporte von 3,9 Mrd € (Mai: 0,6 Mrd €). Die deutschen Direktinvestitionen im Ausland stiegen transaktionsbedingt um 14,1 Mrd €. Deutsche Unternehmen erhöhten ihr Beteiligungskapital im Ausland um 8,7 Mrd €. Zudem stellten deutsche Konzerneinheiten verbundenen Unternehmen im Ausland zusätzliche Kredite bereit (5,3 Mrd €). Hierbei handelte es sich fast ausschließlich um Handelskredite. Ausländische Unternehmen erhöhten ihre Direktinvestitionsmittel in Deutschland um 10,2 Mrd €. Sie erhöhten im Ergebnis das konzerninterne Kreditvolumen (10,0 Mrd €) und in geringem Umfang auch das Beteiligungskapital (0,2 Mrd €).
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen), Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, ergaben sich im Juni per saldo Netto-Kapitalexporte von 10,7 Mrd € (nach 14,7 Mrd € im Mai). Dazu trugen insbesondere höhere Netto-Forderungen der Bundesbank bei; sie stiegen um 26,2 Mrd €. Die TARGET-Forderungen der Bundesbank gegenüber der EZB nahmen um 29,3 Mrd € zu. Zugleich erhöhten sich aber auch die Auslandsverbindlichkeiten der Bundesbank in Form von Bargeld und Einlagen. Unternehmen und Privatpersonen (9,4 Mrd €) sowie der Staat (0,6 Mrd €) verzeichneten im Juni ebenfalls Netto-Kapitalexporte. Hingegen stiegen bei den monetären Finanzinstituten die Verbindlichkeiten um per saldo 25,5 Mrd € an.
Die Währungsreserven der Bundesbank stiegen im Juni – zu Transaktionswerten gerechnet – um 0,9 Mrd €.